zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege, mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und Bodens, und zu solider Erhaltung derselben erforderlich ge- wesen, so begreife ich nicht, wie solche mit Billigkeit zum Luxus zu rechnen.
Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem Lande, wo nicht alles todt oder schläft, recht zu treffende Vor- richtungen, und für Fremde das erste Kennzeichen der Weis- heit des Regenten und der Policey seines Landes sind. Wie! auch die Brücken, Meilenzeiger? etc. etc. freylich für geflickte Wege sehr unschicklich, aber auch für diese nur Hirngespinste! Da wo man hingegen den Rath unsers Schriftstellers nicht befolget, wo man die öffentlichen Heerstraßen nicht blos flickt, sondern es zuträglicher hält, solche zu allen Jahrszeiten fahr- bar zu erhalten, da sind Brücken allerdings nothwendig. Man hat es mir bey meinen Erkundigungen allemal als die erste Regel bey Anlegung eines immer guten Weges angegeben, daß dem Wasser von allen Seiten der Heerstraße ein freyer Abzug gegeben werden müsse; und da man in allen diesen Ländern, nach dem einstimmigen Resultat meiner Nachrichten, aus dem durch Erfahrungen bestätigten Grundsatz, daß es bey einer ordentlichen Vorrichtung, vortheilhafter einmal zu bauen, als ohne eine Wegebesserung zu beschaffen, ewig zu flicken, es sich vorgesetzet hatte für die Ewigkeit zu bauen; so ist mir an den von mir befahrnen Heerstraßen, nichts präch- tig, nichts glänzend erschienen. Ich fand es vielmehr höchst vernünftig und angemessen, über Flüsse, große Brücken, über Bäche, kleinere und über die Seiten- oder Abzugsgraben noch geringere zu erblicken, a) solche nach Maaßgabe des Verhält-
nis-
a) Der Herr Verfasser hatte es an seinem Gegner getadelt, daß er eine gar zu bekandte Regel vorausgeschickt hätte. Hier hätte er sich seiner eignen Kritick erinnern sollen. Anmerkung der Herausgeberinn.
Umgekehrt: es iſt rathſamer
zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege, mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und Bodens, und zu ſolider Erhaltung derſelben erforderlich ge- weſen, ſo begreife ich nicht, wie ſolche mit Billigkeit zum Luxus zu rechnen.
Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem Lande, wo nicht alles todt oder ſchlaͤft, recht zu treffende Vor- richtungen, und fuͤr Fremde das erſte Kennzeichen der Weis- heit des Regenten und der Policey ſeines Landes ſind. Wie! auch die Bruͤcken, Meilenzeiger? ꝛc. ꝛc. freylich fuͤr geflickte Wege ſehr unſchicklich, aber auch fuͤr dieſe nur Hirngeſpinſte! Da wo man hingegen den Rath unſers Schriftſtellers nicht befolget, wo man die oͤffentlichen Heerſtraßen nicht blos flickt, ſondern es zutraͤglicher haͤlt, ſolche zu allen Jahrszeiten fahr- bar zu erhalten, da ſind Bruͤcken allerdings nothwendig. Man hat es mir bey meinen Erkundigungen allemal als die erſte Regel bey Anlegung eines immer guten Weges angegeben, daß dem Waſſer von allen Seiten der Heerſtraße ein freyer Abzug gegeben werden muͤſſe; und da man in allen dieſen Laͤndern, nach dem einſtimmigen Reſultat meiner Nachrichten, aus dem durch Erfahrungen beſtaͤtigten Grundſatz, daß es bey einer ordentlichen Vorrichtung, vortheilhafter einmal zu bauen, als ohne eine Wegebeſſerung zu beſchaffen, ewig zu flicken, es ſich vorgeſetzet hatte fuͤr die Ewigkeit zu bauen; ſo iſt mir an den von mir befahrnen Heerſtraßen, nichts praͤch- tig, nichts glaͤnzend erſchienen. Ich fand es vielmehr hoͤchſt vernuͤnftig und angemeſſen, uͤber Fluͤſſe, große Bruͤcken, uͤber Baͤche, kleinere und uͤber die Seiten- oder Abzugsgraben noch geringere zu erblicken, a) ſolche nach Maaßgabe des Verhaͤlt-
niſ-
a) Der Herr Verfaſſer hatte es an ſeinem Gegner getadelt, daß er eine gar zu bekandte Regel vorausgeſchickt haͤtte. Hier haͤtte er ſich ſeiner eignen Kritick erinnern ſollen. Anmerkung der Herausgeberinn.
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Umgekehrt: es iſt rathſamer
zu haben uns erinnern, auf keinem dergleichen erbaueten Wege,
mehr Pracht angewandt worden, als wegen des Grund und
Bodens, und zu ſolider Erhaltung derſelben erforderlich ge-
weſen, ſo begreife ich nicht, wie ſolche mit Billigkeit zum
Luxus zu rechnen.
Ich behaupte es allerdings, daß gute Wege in einem
Lande, wo nicht alles todt oder ſchlaͤft, recht zu treffende Vor-
richtungen, und fuͤr Fremde das erſte Kennzeichen der Weis-
heit des Regenten und der Policey ſeines Landes ſind. Wie!
auch die Bruͤcken, Meilenzeiger? ꝛc. ꝛc. freylich fuͤr geflickte
Wege ſehr unſchicklich, aber auch fuͤr dieſe nur Hirngeſpinſte!
Da wo man hingegen den Rath unſers Schriftſtellers nicht
befolget, wo man die oͤffentlichen Heerſtraßen nicht blos flickt,
ſondern es zutraͤglicher haͤlt, ſolche zu allen Jahrszeiten fahr-
bar zu erhalten, da ſind Bruͤcken allerdings nothwendig. Man
hat es mir bey meinen Erkundigungen allemal als die erſte
Regel bey Anlegung eines immer guten Weges angegeben,
daß dem Waſſer von allen Seiten der Heerſtraße ein freyer
Abzug gegeben werden muͤſſe; und da man in allen dieſen
Laͤndern, nach dem einſtimmigen Reſultat meiner Nachrichten,
aus dem durch Erfahrungen beſtaͤtigten Grundſatz, daß es bey
einer ordentlichen Vorrichtung, vortheilhafter einmal zu
bauen, als ohne eine Wegebeſſerung zu beſchaffen, ewig zu
flicken, es ſich vorgeſetzet hatte fuͤr die Ewigkeit zu bauen;
ſo iſt mir an den von mir befahrnen Heerſtraßen, nichts praͤch-
tig, nichts glaͤnzend erſchienen. Ich fand es vielmehr hoͤchſt
vernuͤnftig und angemeſſen, uͤber Fluͤſſe, große Bruͤcken, uͤber
Baͤche, kleinere und uͤber die Seiten- oder Abzugsgraben noch
geringere zu erblicken, a) ſolche nach Maaßgabe des Verhaͤlt-
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a) Der Herr Verfaſſer hatte es an ſeinem Gegner getadelt,
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/442>, abgerufen am 16.02.2025.
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