Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.Vorschlag zur Veredelung kan auch mit Rockenbrey zufrieden seyn; und die Vorsehunghat es weislich geordnet, daß man wohlfeil und kostbar ver- gnügt seyn kan, damit ein jeder nach Standesgebühr glück- lich seyn könne. Aber unser eine, die die unendlichen und mannigfältigen Bedürfnisse der Eitelkeit fühlt; unser eine sage ich, geht zu allen öffentlichen Lustbarkeiten, und genießt dabey ein edlers Vergnügen, als alle, so nichts wie einen philosophischen Geist und einen dummen Magen zu befriedi- gen haben. Ich denke wenigstens so; und Sie können mir keinen größern Gefallen erzeigen, als wenn sie mir ihren Bey- fall geben. Thun Sie es aber bald; ich erwarte ihn noch heute und bin etc. LXI. Vorschlag zur Veredelung der verlohren gehenden zeit. Die liebe Zeit, welche mit hin- und hergehen, mit ho- bey
Vorſchlag zur Veredelung kan auch mit Rockenbrey zufrieden ſeyn; und die Vorſehunghat es weislich geordnet, daß man wohlfeil und koſtbar ver- gnuͤgt ſeyn kan, damit ein jeder nach Standesgebuͤhr gluͤck- lich ſeyn koͤnne. Aber unſer eine, die die unendlichen und mannigfaͤltigen Beduͤrfniſſe der Eitelkeit fuͤhlt; unſer eine ſage ich, geht zu allen oͤffentlichen Luſtbarkeiten, und genießt dabey ein edlers Vergnuͤgen, als alle, ſo nichts wie einen philoſophiſchen Geiſt und einen dummen Magen zu befriedi- gen haben. Ich denke wenigſtens ſo; und Sie koͤnnen mir keinen groͤßern Gefallen erzeigen, als wenn ſie mir ihren Bey- fall geben. Thun Sie es aber bald; ich erwarte ihn noch heute und bin ꝛc. LXI. Vorſchlag zur Veredelung der verlohren gehenden zeit. Die liebe Zeit, welche mit hin- und hergehen, mit ho- bey
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Vorſchlag zur Veredelung
kan auch mit Rockenbrey zufrieden ſeyn; und die Vorſehung
hat es weislich geordnet, daß man wohlfeil und koſtbar ver-
gnuͤgt ſeyn kan, damit ein jeder nach Standesgebuͤhr gluͤck-
lich ſeyn koͤnne. Aber unſer eine, die die unendlichen und
mannigfaͤltigen Beduͤrfniſſe der Eitelkeit fuͤhlt; unſer eine
ſage ich, geht zu allen oͤffentlichen Luſtbarkeiten, und genießt
dabey ein edlers Vergnuͤgen, als alle, ſo nichts wie einen
philoſophiſchen Geiſt und einen dummen Magen zu befriedi-
gen haben. Ich denke wenigſtens ſo; und Sie koͤnnen mir
keinen groͤßern Gefallen erzeigen, als wenn ſie mir ihren Bey-
fall geben. Thun Sie es aber bald; ich erwarte ihn noch
heute und bin ꝛc.
LXI.
Vorſchlag zur Veredelung der verlohren
gehenden zeit.
Die liebe Zeit, welche mit hin- und hergehen, mit ho-
len und bringen in allen Haushaltungen verlohren
wird, kan fuͤglich in einem Staate, worinn hunderttauſend
Menſchen leben, auf einen taͤglichen Schaden von tauſend
Thalern gerechnet werden; und ſo dann wird nur angenom-
men, daß ein Drittel derſelben, oder um alle Bruͤche zu ver-
meiden, 36000 Menſchen, alle Tage einen Mariengroſchen
damit verlieren. Dieſen Verluſt fuͤhlt man nicht lebhafter
als im Lippiſchen, wo man keinen Dienſtboten und ſehr wenige
Perſonen auf dem Wege findet, die nicht beſtaͤndig ihr Knuͤtte-
zeug in Haͤnden haben, und indem ſie ihren Geſchaͤften nach-
gehen, ihre Zeit zu veredlen ſuchen. Fremde ſehen in Pyr-
mont keine Frau die mit linnenen Struͤmpfen handelt, ohne
bey
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