Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.über dasneul. zu Stande gek. Reichsgutachten. gewiesen, daß der Mangel der Ehre in Deutschland daranSchuld sey, warum alle jungen Leute die Geld im Beutel und keine Grütze im Kropfe haben, lieber studiren und Bedie- nungen suchen als in die Werkstätten gehen wollen, daß ich glaubte, es würde den großen Herrn, die so viele Achtung für Handel und Gewerbe haben, und solches auf alle Weise in Flor zu bringen suchen, unmöglich auch nur einmal einfallen können, das Handwerk vollends um alle Ehre zu bringen, oder welches einerley ist, ihre Ehre dergestalt zu erweitern, daß sie aufhöret Ehre zu seyn. Doch ich hoffe noch eins. In Spanien, wie mir unser Burgerweister erzählt, hat der Ackers- mann und der Schinder auch einerley Ehre gehabt, und der Pflug ist darüber ganz stehen geblieben. Endlich aber hat der König Philipp der Dritte allen und jeden, welche den Pflng in die Hand nehmen würden, nicht allein eine völlige Freyheit von allen Schatzungen und dem Kriegsdienste, son- dern auch den Adel -- jedoch vergeblich angeboten a), und hoffentlich wird man in Deutschland diesem großen Ex- empel folgen. Das einzige was ich sodann besorge, ist die- ses, a) Un homme qui travaille, sort de la dignite du ca-
ractere espagnol et se rend meprisable -- Unpay- san estime plus quelques bottes d'oignons qu'il aura cultives et leves de terre, la GOLILLE au couque des milliers de boissons de ble qu'il n'auroit pu se procurer qu'en laissant dans son armoire la maje- stueuse cravate au moins pendant la Moitie de l'an- nee. -- Philippe III. offrit la noblesse et l'exem- tion perpetuelle des impots et du service militaire a tous paisans qui s'adonneroient serieusement a l'Agriculture v. Testament politique du Cardinal Al- beroni Ch. II. uͤber dasneul. zu Stande gek. Reichsgutachten. gewieſen, daß der Mangel der Ehre in Deutſchland daranSchuld ſey, warum alle jungen Leute die Geld im Beutel und keine Gruͤtze im Kropfe haben, lieber ſtudiren und Bedie- nungen ſuchen als in die Werkſtaͤtten gehen wollen, daß ich glaubte, es wuͤrde den großen Herrn, die ſo viele Achtung fuͤr Handel und Gewerbe haben, und ſolches auf alle Weiſe in Flor zu bringen ſuchen, unmoͤglich auch nur einmal einfallen koͤnnen, das Handwerk vollends um alle Ehre zu bringen, oder welches einerley iſt, ihre Ehre dergeſtalt zu erweitern, daß ſie aufhoͤret Ehre zu ſeyn. Doch ich hoffe noch eins. In Spanien, wie mir unſer Burgerweiſter erzaͤhlt, hat der Ackers- mann und der Schinder auch einerley Ehre gehabt, und der Pflug iſt daruͤber ganz ſtehen geblieben. Endlich aber hat der Koͤnig Philipp der Dritte allen und jeden, welche den Pflng in die Hand nehmen wuͤrden, nicht allein eine voͤllige Freyheit von allen Schatzungen und dem Kriegsdienſte, ſon- dern auch den Adel — jedoch vergeblich angeboten a), und hoffentlich wird man in Deutſchland dieſem großen Ex- empel folgen. Das einzige was ich ſodann beſorge, iſt die- ſes, a) Un homme qui travaille, ſort de la dignité du ca-
ractere eſpagnol et ſe rend mepriſable — Unpay- ſan eſtime plus quelques bottes d’oignons qu’il aura cultivés et levés de terre, la GOLILLE au couque des milliers de boiſſons de blé qu’il n’auroit pu ſe procurer qu’en laiſſant dans ſon armoire la maje- ſtueuſe cravate au moins pendant la Moitié de l’an- nee. — Philippe III. offrit la nobleſſe et l’exem- tion perpetuelle des impots et du ſervice militaire a tous paiſans qui s’adonneroient ſerieuſement a l’Agriculture v. Teſtament politique du Cardinal Al- beroni Ch. II. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0305" n="287"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">uͤber dasneul. zu Stande gek. Reichsgutachten.</hi></fw><lb/> gewieſen, daß der Mangel der Ehre in Deutſchland daran<lb/> Schuld ſey, warum alle jungen Leute die Geld im Beutel<lb/> und keine Gruͤtze im Kropfe haben, lieber ſtudiren und Bedie-<lb/> nungen ſuchen als in die Werkſtaͤtten gehen wollen, daß ich<lb/> glaubte, es wuͤrde den großen Herrn, die ſo viele Achtung fuͤr<lb/> Handel und Gewerbe haben, und ſolches auf alle Weiſe in<lb/> Flor zu bringen ſuchen, unmoͤglich auch nur einmal einfallen<lb/> koͤnnen, das Handwerk vollends um alle Ehre zu bringen,<lb/> oder welches einerley iſt, ihre Ehre dergeſtalt zu erweitern,<lb/> daß ſie aufhoͤret Ehre zu ſeyn. Doch ich hoffe noch eins. In<lb/> Spanien, wie mir unſer Burgerweiſter erzaͤhlt, hat der Ackers-<lb/> mann und der Schinder auch einerley Ehre gehabt, und der<lb/> Pflug iſt daruͤber ganz ſtehen geblieben. Endlich aber hat der<lb/> Koͤnig Philipp der Dritte allen und jeden, welche den<lb/> Pflng in die Hand nehmen wuͤrden, nicht allein eine voͤllige<lb/> Freyheit von allen Schatzungen und dem Kriegsdienſte, ſon-<lb/> dern auch den Adel — jedoch vergeblich angeboten <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">Un homme qui travaille, ſort de la dignité du ca-<lb/> ractere eſpagnol et ſe rend mepriſable — Unpay-<lb/> ſan eſtime plus quelques bottes d’oignons qu’il aura<lb/> cultivés et levés de terre, la GOLILLE au couque<lb/> des milliers de boiſſons de blé qu’il n’auroit pu ſe<lb/> procurer qu’en laiſſant dans ſon armoire la maje-<lb/> ſtueuſe cravate au moins pendant la Moitié de l’an-<lb/> nee. — Philippe III. offrit la nobleſſe et l’exem-<lb/> tion perpetuelle des impots et du ſervice militaire<lb/> a tous paiſans qui s’adonneroient ſerieuſement a<lb/> l’Agriculture v. <hi rendition="#i">Teſtament politique du</hi> Cardinal Al-<lb/> beroni Ch. II.</hi></note>, und<lb/> hoffentlich wird man in Deutſchland dieſem großen Ex-<lb/> empel folgen. Das einzige was ich ſodann beſorge, iſt die-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſes,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [287/0305]
uͤber dasneul. zu Stande gek. Reichsgutachten.
gewieſen, daß der Mangel der Ehre in Deutſchland daran
Schuld ſey, warum alle jungen Leute die Geld im Beutel
und keine Gruͤtze im Kropfe haben, lieber ſtudiren und Bedie-
nungen ſuchen als in die Werkſtaͤtten gehen wollen, daß ich
glaubte, es wuͤrde den großen Herrn, die ſo viele Achtung fuͤr
Handel und Gewerbe haben, und ſolches auf alle Weiſe in
Flor zu bringen ſuchen, unmoͤglich auch nur einmal einfallen
koͤnnen, das Handwerk vollends um alle Ehre zu bringen,
oder welches einerley iſt, ihre Ehre dergeſtalt zu erweitern,
daß ſie aufhoͤret Ehre zu ſeyn. Doch ich hoffe noch eins. In
Spanien, wie mir unſer Burgerweiſter erzaͤhlt, hat der Ackers-
mann und der Schinder auch einerley Ehre gehabt, und der
Pflug iſt daruͤber ganz ſtehen geblieben. Endlich aber hat der
Koͤnig Philipp der Dritte allen und jeden, welche den
Pflng in die Hand nehmen wuͤrden, nicht allein eine voͤllige
Freyheit von allen Schatzungen und dem Kriegsdienſte, ſon-
dern auch den Adel — jedoch vergeblich angeboten a), und
hoffentlich wird man in Deutſchland dieſem großen Ex-
empel folgen. Das einzige was ich ſodann beſorge, iſt die-
ſes,
a) Un homme qui travaille, ſort de la dignité du ca-
ractere eſpagnol et ſe rend mepriſable — Unpay-
ſan eſtime plus quelques bottes d’oignons qu’il aura
cultivés et levés de terre, la GOLILLE au couque
des milliers de boiſſons de blé qu’il n’auroit pu ſe
procurer qu’en laiſſant dans ſon armoire la maje-
ſtueuſe cravate au moins pendant la Moitié de l’an-
nee. — Philippe III. offrit la nobleſſe et l’exem-
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