Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken von dem Ursprunge und Nutzen
cum totius ecclesiae nostrae consilio statuimus ut nul-
lus de caetero Episcopus canonicorum suorum -- deceden-
tum per se ipsos aut per[i]alios exuvias recipiat; et quivis
eorum tam de equitatis et vestibus quam de rebus aliis
liberam habeat -- disponendi facultatem."

Und der Pabst Honorius III. bestätigte diese billige Ver-
ordnung im Jahr 1218 a). Die einzige Lehncammer und
der Archidiacon haben sie unter jenen noch beybehalten.
Erstere zieht das Heergewedde, oder das beste Pferd von
dem Sterbfalle des Lehnmanns, entweder in Natur oder
nach einer dafür hergebrachten Geldsumme b); und letzter hat
sich mit seinen belehnten Curatis dahin verglichen, daß sie
ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe verdingen, und dafür
jährlich den Exuvienthaler bezahlen. Wir wollen auch jetzt
der Kayserl. Cammerhode, worin die Juden standen; noch
der Kesselführerhode, welche der Pfalzgraf, in dessen
Amtsbezirk die ersten Kessel gemacht, und in Deutschland ver-
führet wurden, hatte, nicht gedenken, noch auf die Verfas-
sung zurück gehen, wie Spieß- und Handwerksgesellen, ohne
Gefahr der Verbiesterung reisen konnten. Die Frage schränkt
sich blos auf den niedrigen Theil der Einwohner, der insge-
mein unter den Beschwerden stecken bleibt, ein.

Von
a) Aus einem gleichen Grunde sollte auch der Exuvienthaler,
das Heergewedde und die übrigen Arten von Mortuariis,
welche ihren Grund in dem alten Costume haben, und un-
ter der Territorialhoheit nur zu allerhand widrigen Ver-
muthungen Anlaß geben, ganz abgeschaffet werden.
b) Bey den hiesigen Lehnshöfen hat das Heergewedde seine
feststehende Taxe; die Hausgenossen behaupten aus dem-
selben Grunde ein gleiches Herkommen; und der alte An-
schlag wie das Vieh im Sterbfall zu schätzen, hat ein
ähnliches Hofrecht oder Hofesherkommen zum Grunde.
Gedanken von dem Urſprunge und Nutzen
cum totius eccleſiæ noſtræ conſilio ſtatuimus ut nul-
lus de cætero Epiſcopus canonicorum ſuorum — deceden-
tum per ſe ipſos aut per[i]alios exuvias recipiat; et quivis
eorum tam de equitatis et veſtibus quam de rebus aliis
liberam habeat — diſponendi facultatem.„

Und der Pabſt Honorius III. beſtaͤtigte dieſe billige Ver-
ordnung im Jahr 1218 a). Die einzige Lehncammer und
der Archidiacon haben ſie unter jenen noch beybehalten.
Erſtere zieht das Heergewedde, oder das beſte Pferd von
dem Sterbfalle des Lehnmanns, entweder in Natur oder
nach einer dafuͤr hergebrachten Geldſumme b); und letzter hat
ſich mit ſeinen belehnten Curatis dahin verglichen, daß ſie
ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe verdingen, und dafuͤr
jaͤhrlich den Exuvienthaler bezahlen. Wir wollen auch jetzt
der Kayſerl. Cammerhode, worin die Juden ſtanden; noch
der Keſſelfuͤhrerhode, welche der Pfalzgraf, in deſſen
Amtsbezirk die erſten Keſſel gemacht, und in Deutſchland ver-
fuͤhret wurden, hatte, nicht gedenken, noch auf die Verfaſ-
ſung zuruͤck gehen, wie Spieß- und Handwerksgeſellen, ohne
Gefahr der Verbieſterung reiſen konnten. Die Frage ſchraͤnkt
ſich blos auf den niedrigen Theil der Einwohner, der insge-
mein unter den Beſchwerden ſtecken bleibt, ein.

Von
a) Aus einem gleichen Grunde ſollte auch der Exuvienthaler,
das Heergewedde und die uͤbrigen Arten von Mortuariis,
welche ihren Grund in dem alten Coſtume haben, und un-
ter der Territorialhoheit nur zu allerhand widrigen Ver-
muthungen Anlaß geben, ganz abgeſchaffet werden.
b) Bey den hieſigen Lehnshoͤfen hat das Heergewedde ſeine
feſtſtehende Taxe; die Hausgenoſſen behaupten aus dem-
ſelben Grunde ein gleiches Herkommen; und der alte An-
ſchlag wie das Vieh im Sterbfall zu ſchaͤtzen, hat ein
aͤhnliches Hofrecht oder Hofesherkommen zum Grunde.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <cit>
          <quote>
            <pb facs="#f0214" n="196"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedanken von dem Ur&#x017F;prunge und Nutzen</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#aq">cum totius eccle&#x017F;iæ no&#x017F;træ con&#x017F;ilio &#x017F;tatuimus ut nul-<lb/>
lus de cætero Epi&#x017F;copus canonicorum &#x017F;uorum &#x2014; deceden-<lb/>
tum per &#x017F;e ip&#x017F;os aut per<supplied>i</supplied>alios exuvias recipiat; et quivis<lb/>
eorum tam de equitatis et ve&#x017F;tibus quam de rebus aliis<lb/>
liberam habeat &#x2014; di&#x017F;ponendi facultatem.&#x201E;</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Und der Pab&#x017F;t Honorius <hi rendition="#aq">III.</hi> be&#x017F;ta&#x0364;tigte die&#x017F;e billige Ver-<lb/>
ordnung im Jahr 1218 <note place="foot" n="a)">Aus einem gleichen Grunde &#x017F;ollte auch der Exuvienthaler,<lb/>
das Heergewedde und die u&#x0364;brigen Arten von <hi rendition="#aq">Mortuariis,</hi><lb/>
welche ihren Grund in dem alten Co&#x017F;tume haben, und un-<lb/>
ter der Territorialhoheit nur zu allerhand widrigen Ver-<lb/>
muthungen Anlaß geben, ganz abge&#x017F;chaffet werden.</note>. Die einzige Lehncammer und<lb/>
der Archidiacon haben &#x017F;ie unter jenen noch beybehalten.<lb/>
Er&#x017F;tere zieht das Heergewedde, oder das be&#x017F;te Pferd von<lb/>
dem Sterbfalle des Lehnmanns, entweder in Natur oder<lb/>
nach einer dafu&#x0364;r hergebrachten Geld&#x017F;umme <note place="foot" n="b)">Bey den hie&#x017F;igen Lehnsho&#x0364;fen hat das Heergewedde &#x017F;eine<lb/>
fe&#x017F;t&#x017F;tehende Taxe; die Hausgeno&#x017F;&#x017F;en behaupten aus dem-<lb/>
&#x017F;elben Grunde ein gleiches Herkommen; und der alte An-<lb/>
&#x017F;chlag wie das Vieh im Sterbfall zu &#x017F;cha&#x0364;tzen, hat ein<lb/>
a&#x0364;hnliches Hofrecht oder Hofesherkommen zum Grunde.</note>; und letzter hat<lb/>
&#x017F;ich mit &#x017F;einen belehnten <hi rendition="#aq">Curatis</hi> dahin verglichen, daß &#x017F;ie<lb/>
ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe verdingen, und dafu&#x0364;r<lb/>
ja&#x0364;hrlich den Exuvienthaler bezahlen. Wir wollen auch jetzt<lb/>
der Kay&#x017F;erl. Cammerhode, worin die Juden &#x017F;tanden; noch<lb/>
der Ke&#x017F;&#x017F;elfu&#x0364;hrerhode, welche der Pfalzgraf, in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Amtsbezirk die er&#x017F;ten Ke&#x017F;&#x017F;el gemacht, und in Deut&#x017F;chland ver-<lb/>
fu&#x0364;hret wurden, hatte, nicht gedenken, noch auf die Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung zuru&#x0364;ck gehen, wie Spieß- und Handwerksge&#x017F;ellen, ohne<lb/>
Gefahr der Verbie&#x017F;terung rei&#x017F;en konnten. Die Frage &#x017F;chra&#x0364;nkt<lb/>
&#x017F;ich blos auf den niedrigen Theil der Einwohner, der insge-<lb/>
mein unter den Be&#x017F;chwerden &#x017F;tecken bleibt, ein.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0214] Gedanken von dem Urſprunge und Nutzen cum totius eccleſiæ noſtræ conſilio ſtatuimus ut nul- lus de cætero Epiſcopus canonicorum ſuorum — deceden- tum per ſe ipſos aut perialios exuvias recipiat; et quivis eorum tam de equitatis et veſtibus quam de rebus aliis liberam habeat — diſponendi facultatem.„ Und der Pabſt Honorius III. beſtaͤtigte dieſe billige Ver- ordnung im Jahr 1218 a). Die einzige Lehncammer und der Archidiacon haben ſie unter jenen noch beybehalten. Erſtere zieht das Heergewedde, oder das beſte Pferd von dem Sterbfalle des Lehnmanns, entweder in Natur oder nach einer dafuͤr hergebrachten Geldſumme b); und letzter hat ſich mit ſeinen belehnten Curatis dahin verglichen, daß ſie ihren Sterbfall bey lebendigen Leibe verdingen, und dafuͤr jaͤhrlich den Exuvienthaler bezahlen. Wir wollen auch jetzt der Kayſerl. Cammerhode, worin die Juden ſtanden; noch der Keſſelfuͤhrerhode, welche der Pfalzgraf, in deſſen Amtsbezirk die erſten Keſſel gemacht, und in Deutſchland ver- fuͤhret wurden, hatte, nicht gedenken, noch auf die Verfaſ- ſung zuruͤck gehen, wie Spieß- und Handwerksgeſellen, ohne Gefahr der Verbieſterung reiſen konnten. Die Frage ſchraͤnkt ſich blos auf den niedrigen Theil der Einwohner, der insge- mein unter den Beſchwerden ſtecken bleibt, ein. Von a) Aus einem gleichen Grunde ſollte auch der Exuvienthaler, das Heergewedde und die uͤbrigen Arten von Mortuariis, welche ihren Grund in dem alten Coſtume haben, und un- ter der Territorialhoheit nur zu allerhand widrigen Ver- muthungen Anlaß geben, ganz abgeſchaffet werden. b) Bey den hieſigen Lehnshoͤfen hat das Heergewedde ſeine feſtſtehende Taxe; die Hausgenoſſen behaupten aus dem- ſelben Grunde ein gleiches Herkommen; und der alte An- ſchlag wie das Vieh im Sterbfall zu ſchaͤtzen, hat ein aͤhnliches Hofrecht oder Hofesherkommen zum Grunde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/214
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/214>, abgerufen am 22.11.2024.