Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Nichts ist schädlicher

Ich denke das beste ist, wir setzen einen Preis von hundert
Dukaten auf die Beantwortung der Frage:
Welches die beste Art des Colonats sey?
versetzte ein ander, der bis dahin in aller Stille den übrigen
zugehöret hatte, und fügen derselben allenfalls noch die zweyte
Frage bey:
Was ein Staat in dem Falle, wo die Heuer für der
Landsiedeley, das Uebergewicht erhalten, für Maasre-
geln zu ergreifen habe?

Ueber die letzte will ich jetzo meine Meinung eröfnen, bis
einem andern der Preis wegen der ersten, deren Beantwortung
eine eigne Reise durch Europa und die Aufmerksamkeit aller
philosophischen Gesetzgeber verdienet, von Einsichtsvollen
Richtern zugesprochen seyn wird.

Ehe ich aber hier weiter gehen kan, muß ich die verschie-
denen Arten von Verheurungen, worauf ich jetzt ziele, und
welche man sonst unter diesen Namen gewöhnlich alle nicht
begreift, mit wenigen berühren.

Ich nenne erstlich denjenigen schatzbaren Landeigenthümer
einen Heuermann, der jährlich so viel an Steuren und Zin-
sen zu bezahlen hat, als ihm sein Hof, wenn er ihn verpach-
ten würde, einbringen könnte. Zweytens rechne ich dahin,
den gewöhnlichen Pächter oder Heuersmann, der einen gan-
zen Hof von andern geheuret hat; und drittens die kleinen
Heuerleute, deren oft zwanzig einen schatzbaren Hof Stück-
weise unterhaben.

Alle diese Arten von Heuerleuten haben unsre Vorfahren
im Staate nicht geduldet; und zwar aus folgender Haupt-

ursa-
Nichts iſt ſchaͤdlicher

Ich denke das beſte iſt, wir ſetzen einen Preis von hundert
Dukaten auf die Beantwortung der Frage:
Welches die beſte Art des Colonats ſey?
verſetzte ein ander, der bis dahin in aller Stille den uͤbrigen
zugehoͤret hatte, und fuͤgen derſelben allenfalls noch die zweyte
Frage bey:
Was ein Staat in dem Falle, wo die Heuer fuͤr der
Landſiedeley, das Uebergewicht erhalten, fuͤr Maasre-
geln zu ergreifen habe?

Ueber die letzte will ich jetzo meine Meinung eroͤfnen, bis
einem andern der Preis wegen der erſten, deren Beantwortung
eine eigne Reiſe durch Europa und die Aufmerkſamkeit aller
philoſophiſchen Geſetzgeber verdienet, von Einſichtsvollen
Richtern zugeſprochen ſeyn wird.

Ehe ich aber hier weiter gehen kan, muß ich die verſchie-
denen Arten von Verheurungen, worauf ich jetzt ziele, und
welche man ſonſt unter dieſen Namen gewoͤhnlich alle nicht
begreift, mit wenigen beruͤhren.

Ich nenne erſtlich denjenigen ſchatzbaren Landeigenthuͤmer
einen Heuermann, der jaͤhrlich ſo viel an Steuren und Zin-
ſen zu bezahlen hat, als ihm ſein Hof, wenn er ihn verpach-
ten wuͤrde, einbringen koͤnnte. Zweytens rechne ich dahin,
den gewoͤhnlichen Paͤchter oder Heuersmann, der einen gan-
zen Hof von andern geheuret hat; und drittens die kleinen
Heuerleute, deren oft zwanzig einen ſchatzbaren Hof Stuͤck-
weiſe unterhaben.

Alle dieſe Arten von Heuerleuten haben unſre Vorfahren
im Staate nicht geduldet; und zwar aus folgender Haupt-

urſa-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0144" n="126"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nichts i&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dlicher</hi> </fw><lb/>
        <p>Ich denke das be&#x017F;te i&#x017F;t, wir &#x017F;etzen einen Preis von hundert<lb/>
Dukaten auf die Beantwortung der Frage:<lb/><hi rendition="#et">Welches die be&#x017F;te Art des Colonats &#x017F;ey?</hi><lb/>
ver&#x017F;etzte ein ander, der bis dahin in aller Stille den u&#x0364;brigen<lb/>
zugeho&#x0364;ret hatte, und fu&#x0364;gen der&#x017F;elben allenfalls noch die zweyte<lb/>
Frage bey:<lb/><hi rendition="#et">Was ein Staat in dem Falle, wo die Heuer fu&#x0364;r der<lb/>
Land&#x017F;iedeley, das Uebergewicht erhalten, fu&#x0364;r Maasre-<lb/>
geln zu ergreifen habe?</hi></p><lb/>
        <p>Ueber die letzte will ich jetzo meine Meinung ero&#x0364;fnen, bis<lb/>
einem andern der Preis wegen der er&#x017F;ten, deren Beantwortung<lb/>
eine eigne Rei&#x017F;e durch Europa und die Aufmerk&#x017F;amkeit aller<lb/>
philo&#x017F;ophi&#x017F;chen Ge&#x017F;etzgeber verdienet, von Ein&#x017F;ichtsvollen<lb/>
Richtern zuge&#x017F;prochen &#x017F;eyn wird.</p><lb/>
        <p>Ehe ich aber hier weiter gehen kan, muß ich die ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Arten von Verheurungen, worauf ich jetzt ziele, und<lb/>
welche man &#x017F;on&#x017F;t unter die&#x017F;en Namen gewo&#x0364;hnlich alle nicht<lb/>
begreift, mit wenigen beru&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>Ich nenne <hi rendition="#fr">er&#x017F;tlich</hi> denjenigen &#x017F;chatzbaren Landeigenthu&#x0364;mer<lb/>
einen Heuermann, der ja&#x0364;hrlich &#x017F;o viel an Steuren und Zin-<lb/>
&#x017F;en zu bezahlen hat, als ihm &#x017F;ein Hof, wenn er ihn verpach-<lb/>
ten wu&#x0364;rde, einbringen ko&#x0364;nnte. <hi rendition="#fr">Zweytens</hi> rechne ich dahin,<lb/>
den gewo&#x0364;hnlichen Pa&#x0364;chter oder Heuersmann, der einen gan-<lb/>
zen Hof von andern geheuret hat; und <hi rendition="#fr">drittens</hi> die kleinen<lb/>
Heuerleute, deren oft zwanzig einen &#x017F;chatzbaren Hof Stu&#x0364;ck-<lb/>
wei&#x017F;e unterhaben.</p><lb/>
        <p>Alle die&#x017F;e Arten von Heuerleuten haben un&#x017F;re Vorfahren<lb/>
im Staate nicht geduldet; und zwar aus folgender Haupt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ur&#x017F;a-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0144] Nichts iſt ſchaͤdlicher Ich denke das beſte iſt, wir ſetzen einen Preis von hundert Dukaten auf die Beantwortung der Frage: Welches die beſte Art des Colonats ſey? verſetzte ein ander, der bis dahin in aller Stille den uͤbrigen zugehoͤret hatte, und fuͤgen derſelben allenfalls noch die zweyte Frage bey: Was ein Staat in dem Falle, wo die Heuer fuͤr der Landſiedeley, das Uebergewicht erhalten, fuͤr Maasre- geln zu ergreifen habe? Ueber die letzte will ich jetzo meine Meinung eroͤfnen, bis einem andern der Preis wegen der erſten, deren Beantwortung eine eigne Reiſe durch Europa und die Aufmerkſamkeit aller philoſophiſchen Geſetzgeber verdienet, von Einſichtsvollen Richtern zugeſprochen ſeyn wird. Ehe ich aber hier weiter gehen kan, muß ich die verſchie- denen Arten von Verheurungen, worauf ich jetzt ziele, und welche man ſonſt unter dieſen Namen gewoͤhnlich alle nicht begreift, mit wenigen beruͤhren. Ich nenne erſtlich denjenigen ſchatzbaren Landeigenthuͤmer einen Heuermann, der jaͤhrlich ſo viel an Steuren und Zin- ſen zu bezahlen hat, als ihm ſein Hof, wenn er ihn verpach- ten wuͤrde, einbringen koͤnnte. Zweytens rechne ich dahin, den gewoͤhnlichen Paͤchter oder Heuersmann, der einen gan- zen Hof von andern geheuret hat; und drittens die kleinen Heuerleute, deren oft zwanzig einen ſchatzbaren Hof Stuͤck- weiſe unterhaben. Alle dieſe Arten von Heuerleuten haben unſre Vorfahren im Staate nicht geduldet; und zwar aus folgender Haupt- urſa-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/144
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/144>, abgerufen am 22.11.2024.