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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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Gedanken über den Verfall
unter eines Spaniers Namen nach den Indien geschickt, und
aus den Landstädten gekauft hat, unmittelbar dahin versendet.
Sollte Hamburg und Bremen nicht wollen; so ist Harburg
und Emden offen; und beyden fehlet nichts, als Rückfracht
in die Fremde.

Man denke nicht, daß der Neid zu stark dagegen ar-
beiten würde: Der deutsche Seestädter ist verlegener, als
man glaubt. Er wünscht, und der Holländer wünscht es mit
ihm, daß aus Deutschland jährlich zehen tausend Schiffsla-
dungen ohne seine Gefahr abgehen, und ihm weiter nichts,
als die Packhausheuer, die Besorgungsgebühr und die Schiffs-
fracht einbringen möchten. Er verlanget nicht für eigene
Rechnung zu handeln, und erkennet gern, daß Lübeck und
Hamburg zur Zeit der Hanse größer durch die Waarenlager
von Deutschland, als durch eigenen Handel geworden. Zu
diesem Preise wird er seinen Lieblingshandel mit Französischen
Weinen gern den Landstädten selbst überlassen; und noch et-
was mehr, als Tonnenstäbe nach Frankreich zurück führen
können. Es fehlet ihm oft an Rückfrachten; und er muß
gleich den Schweden in Ermangelung einiger Waaren bey den
Fremden ein Fuhrlohn verdienen. Allein der Landstädter
muß die Entwürfe machen, und den Seestädter leiten. Er
muß wissen, was für Waaren aus Cürasseau oder St. Eusta-
che am besten verschleifet; was in der Levante erfordert, und
in Norden gebrauchet wird. Der Seestädter, so lange er
blos seine Gebühren für die Besorgung ziehet, wird ihm kei-
nen Faktor in Smirna halten, und nicht für den Verkauf der
Waare an den Orten der Abladung einstehen. Dies muß
der Landstädter selbst wissen, und diese Idee hat er jetzt völ-
lig verlohren. Wenn ihm eine Pflanzung in Suriname an-
geboten würde; wenn er seinen Caffee dort selbst bauen las-

sen

Gedanken uͤber den Verfall
unter eines Spaniers Namen nach den Indien geſchickt, und
aus den Landſtaͤdten gekauft hat, unmittelbar dahin verſendet.
Sollte Hamburg und Bremen nicht wollen; ſo iſt Harburg
und Emden offen; und beyden fehlet nichts, als Ruͤckfracht
in die Fremde.

Man denke nicht, daß der Neid zu ſtark dagegen ar-
beiten wuͤrde: Der deutſche Seeſtaͤdter iſt verlegener, als
man glaubt. Er wuͤnſcht, und der Hollaͤnder wuͤnſcht es mit
ihm, daß aus Deutſchland jaͤhrlich zehen tauſend Schiffsla-
dungen ohne ſeine Gefahr abgehen, und ihm weiter nichts,
als die Packhausheuer, die Beſorgungsgebuͤhr und die Schiffs-
fracht einbringen moͤchten. Er verlanget nicht fuͤr eigene
Rechnung zu handeln, und erkennet gern, daß Luͤbeck und
Hamburg zur Zeit der Hanſe groͤßer durch die Waarenlager
von Deutſchland, als durch eigenen Handel geworden. Zu
dieſem Preiſe wird er ſeinen Lieblingshandel mit Franzoͤſiſchen
Weinen gern den Landſtaͤdten ſelbſt uͤberlaſſen; und noch et-
was mehr, als Tonnenſtaͤbe nach Frankreich zuruͤck fuͤhren
koͤnnen. Es fehlet ihm oft an Ruͤckfrachten; und er muß
gleich den Schweden in Ermangelung einiger Waaren bey den
Fremden ein Fuhrlohn verdienen. Allein der Landſtaͤdter
muß die Entwuͤrfe machen, und den Seeſtaͤdter leiten. Er
muß wiſſen, was fuͤr Waaren aus Cuͤraſſeau oder St. Euſta-
che am beſten verſchleifet; was in der Levante erfordert, und
in Norden gebrauchet wird. Der Seeſtaͤdter, ſo lange er
blos ſeine Gebuͤhren fuͤr die Beſorgung ziehet, wird ihm kei-
nen Faktor in Smirna halten, und nicht fuͤr den Verkauf der
Waare an den Orten der Abladung einſtehen. Dies muß
der Landſtaͤdter ſelbſt wiſſen, und dieſe Idee hat er jetzt voͤl-
lig verlohren. Wenn ihm eine Pflanzung in Suriname an-
geboten wuͤrde; wenn er ſeinen Caffee dort ſelbſt bauen laſ-

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[14/0032] Gedanken uͤber den Verfall unter eines Spaniers Namen nach den Indien geſchickt, und aus den Landſtaͤdten gekauft hat, unmittelbar dahin verſendet. Sollte Hamburg und Bremen nicht wollen; ſo iſt Harburg und Emden offen; und beyden fehlet nichts, als Ruͤckfracht in die Fremde. Man denke nicht, daß der Neid zu ſtark dagegen ar- beiten wuͤrde: Der deutſche Seeſtaͤdter iſt verlegener, als man glaubt. Er wuͤnſcht, und der Hollaͤnder wuͤnſcht es mit ihm, daß aus Deutſchland jaͤhrlich zehen tauſend Schiffsla- dungen ohne ſeine Gefahr abgehen, und ihm weiter nichts, als die Packhausheuer, die Beſorgungsgebuͤhr und die Schiffs- fracht einbringen moͤchten. Er verlanget nicht fuͤr eigene Rechnung zu handeln, und erkennet gern, daß Luͤbeck und Hamburg zur Zeit der Hanſe groͤßer durch die Waarenlager von Deutſchland, als durch eigenen Handel geworden. Zu dieſem Preiſe wird er ſeinen Lieblingshandel mit Franzoͤſiſchen Weinen gern den Landſtaͤdten ſelbſt uͤberlaſſen; und noch et- was mehr, als Tonnenſtaͤbe nach Frankreich zuruͤck fuͤhren koͤnnen. Es fehlet ihm oft an Ruͤckfrachten; und er muß gleich den Schweden in Ermangelung einiger Waaren bey den Fremden ein Fuhrlohn verdienen. Allein der Landſtaͤdter muß die Entwuͤrfe machen, und den Seeſtaͤdter leiten. Er muß wiſſen, was fuͤr Waaren aus Cuͤraſſeau oder St. Euſta- che am beſten verſchleifet; was in der Levante erfordert, und in Norden gebrauchet wird. Der Seeſtaͤdter, ſo lange er blos ſeine Gebuͤhren fuͤr die Beſorgung ziehet, wird ihm kei- nen Faktor in Smirna halten, und nicht fuͤr den Verkauf der Waare an den Orten der Abladung einſtehen. Dies muß der Landſtaͤdter ſelbſt wiſſen, und dieſe Idee hat er jetzt voͤl- lig verlohren. Wenn ihm eine Pflanzung in Suriname an- geboten wuͤrde; wenn er ſeinen Caffee dort ſelbſt bauen laſ- ſen

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/32>, abgerufen am 21.11.2024.