cher beynahe unmöglich zu verhindern war, mancherley Be- schwerden, Kriege, Arresten und Confiscationes setzte, erhiel- ten sie sich doch durch ihr Geld und ihre Macht sowol dagegen als gegen die Plackereyen der Zolleinnehner und den Neid der englischen Kaufleute.
Endlich aber und wie sie es zu arg machen mogten, ließ ihnen der König im Jahr 1411. einige Schiffe mit Arrest belegen mit der Erklärung, daß er solche nicht eher losgeben würde, bis sie von allen Waaren, welche ad partes transma- rinas geschifft werden sollten, subsidia, costumas und deverias (dies waren alte neue Imposten) bezahlet haben würden; und dies ist die erste bekannte und deutliche Erklärung, wodurch sie auf den Inhalt ihres ersten Privilegiums wiederum zurückge- wiesen wurden; indem unter den partibus transmarinis haupt- sächlich die jetzigen England am nächsten liegende französische, und so ferner hinauf die spanischen und italiänischen Häfen verstan- den sind, als wovon England damals die Hansischen gern aus- geschlossen hätte.
Die Engländer schienen früh den Plan zu haben, die Handlung nach der Ostsee dem Hanseatischen Bunde überias- sen zu wollen, diesem aber dagegen den Ocean zu schliessen, und ihr Land zum Stapel aller nordlichen Producte zu ma- chen, welche nach Frankreich, Spanien und Italien verfüh- ret würden. Sie machten sich wenigstens anfänglich nichts aus dem Handel nach Moskau, und der Lübeckische Sekretair Wolf bemerkt es erst spät in seinem Gutachten vom Jahr 1556. *)
"Daß sich die Erbare von Revel beklagten, welcher "massen nun die Englischen seit zwey Jahren her die "Segelation und Schiffahrt auf die Moskau gebraucht,
"die-
*)Beym Häberleinin Analectis medii aevi p. 199.
Mösers patr. Phantas.I.Th. S
und Fallen der Hanſeatiſchen Handlung.
cher beynahe unmoͤglich zu verhindern war, mancherley Be- ſchwerden, Kriege, Arreſten und Confiſcationes ſetzte, erhiel- ten ſie ſich doch durch ihr Geld und ihre Macht ſowol dagegen als gegen die Plackereyen der Zolleinnehner und den Neid der engliſchen Kaufleute.
Endlich aber und wie ſie es zu arg machen mogten, ließ ihnen der Koͤnig im Jahr 1411. einige Schiffe mit Arreſt belegen mit der Erklaͤrung, daß er ſolche nicht eher losgeben wuͤrde, bis ſie von allen Waaren, welche ad partes transma- rinas geſchifft werden ſollten, ſubſidia, coſtumas und deverias (dies waren alte neue Impoſten) bezahlet haben wuͤrden; und dies iſt die erſte bekannte und deutliche Erklaͤrung, wodurch ſie auf den Inhalt ihres erſten Privilegiums wiederum zuruͤckge- wieſen wurden; indem unter den partibus transmarinis haupt- ſaͤchlich die jetzigen England am naͤchſten liegende franzoͤſiſche, und ſo ferner hinauf die ſpaniſchen und italiaͤniſchen Haͤfen verſtan- den ſind, als wovon England damals die Hanſiſchen gern aus- geſchloſſen haͤtte.
Die Englaͤnder ſchienen fruͤh den Plan zu haben, die Handlung nach der Oſtſee dem Hanſeatiſchen Bunde uͤberiaſ- ſen zu wollen, dieſem aber dagegen den Ocean zu ſchlieſſen, und ihr Land zum Stapel aller nordlichen Producte zu ma- chen, welche nach Frankreich, Spanien und Italien verfuͤh- ret wuͤrden. Sie machten ſich wenigſtens anfaͤnglich nichts aus dem Handel nach Moſkau, und der Luͤbeckiſche Sekretair Wolf bemerkt es erſt ſpaͤt in ſeinem Gutachten vom Jahr 1556. *)
〟Daß ſich die Erbare von Revel beklagten, welcher 〟maſſen nun die Engliſchen ſeit zwey Jahren her die 〟Segelation und Schiffahrt auf die Moſkau gebraucht,
〟die-
*)Beym Häberleinin Analectis medii aevi p. 199.
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und Fallen der Hanſeatiſchen Handlung.
cher beynahe unmoͤglich zu verhindern war, mancherley Be-
ſchwerden, Kriege, Arreſten und Confiſcationes ſetzte, erhiel-
ten ſie ſich doch durch ihr Geld und ihre Macht ſowol dagegen
als gegen die Plackereyen der Zolleinnehner und den Neid der
engliſchen Kaufleute.
Endlich aber und wie ſie es zu arg machen mogten, ließ
ihnen der Koͤnig im Jahr 1411. einige Schiffe mit Arreſt
belegen mit der Erklaͤrung, daß er ſolche nicht eher losgeben
wuͤrde, bis ſie von allen Waaren, welche ad partes transma-
rinas geſchifft werden ſollten, ſubſidia, coſtumas und deverias
(dies waren alte neue Impoſten) bezahlet haben wuͤrden; und
dies iſt die erſte bekannte und deutliche Erklaͤrung, wodurch ſie
auf den Inhalt ihres erſten Privilegiums wiederum zuruͤckge-
wieſen wurden; indem unter den partibus transmarinis haupt-
ſaͤchlich die jetzigen England am naͤchſten liegende franzoͤſiſche, und
ſo ferner hinauf die ſpaniſchen und italiaͤniſchen Haͤfen verſtan-
den ſind, als wovon England damals die Hanſiſchen gern aus-
geſchloſſen haͤtte.
Die Englaͤnder ſchienen fruͤh den Plan zu haben, die
Handlung nach der Oſtſee dem Hanſeatiſchen Bunde uͤberiaſ-
ſen zu wollen, dieſem aber dagegen den Ocean zu ſchlieſſen,
und ihr Land zum Stapel aller nordlichen Producte zu ma-
chen, welche nach Frankreich, Spanien und Italien verfuͤh-
ret wuͤrden. Sie machten ſich wenigſtens anfaͤnglich nichts
aus dem Handel nach Moſkau, und der Luͤbeckiſche Sekretair
Wolf bemerkt es erſt ſpaͤt in ſeinem Gutachten vom Jahr
1556. *)
〟Daß ſich die Erbare von Revel beklagten, welcher
〟maſſen nun die Engliſchen ſeit zwey Jahren her die
〟Segelation und Schiffahrt auf die Moſkau gebraucht,
〟die-
*) Beym Häberlein in Analectis medii aevi p. 199.
Möſers patr. Phantaſ. I. Th. S
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/291>, abgerufen am 16.02.2025.
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