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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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über die Bevölkerung seines Vaterlandes.
den westphälischen Landen in Vergleichung stünde. Denn in
Verhältniß mit ihnen müßten wir 800:000 Livres oder
200:000 Thaler jährlich aufzubringen haben; und diese wer-
den wir mehrentheils, mit Einschluß der Domainen aufbrin-
gen, ohne daß wir alle die Auflagen kennen, die in Frank-
reich ein eignes Wörterbuch erfordern, ohne einen Pfennig
von allem, was wir essen, trinken, rauchen, schnupfen und
am Leibe tragen, zu bezahlen, ohne von Stempel-Accise-Licent-
und Kopfgeld etwas zu wissen.

Fürs dritte hast du mir gesagt, daß dein Herr sich bey
einem Edelmann zu Brie aufgehalten hätte, der von 550 Ar-
pens, oder 1500 hiesigen Scheffelsaat, des besten Landes jähr-
lich 4800 Livres oder 1200 Rthlr. an Pachtgelde erhalten hätte.
Daneben hätte der Pächter 450 Thaler Landschatz, und 150
Thaler Kopfschatz jährlich entrichten müssen. Die 1500
Scheffelsaat haben also überhaupt zur Heuer gethan 1800
Thaler. Hier im Stifte hätten solche über 3000 Thal. zur
Heuer oder Pacht thun müssen, ohnerachtet zu Brie das Land
weit besser ist als hier. Du siehst also, daß wir unsre Heyden
und Möhre eben wohl nutzen;

Fürs vierte mußt du wissen, daß man in Frankreich
Brache und in Westphalen keine habe; weil wir die Heyde-
plaggen anstatt der Brache gebrauchen. Es bauet also Frank-
reich jährlich ein drittel Land weniger als du angegeben hast,
wohingegen wir solches jährlich nutzen, und im Ackerbau den
Franzosen gleich seyn würden, wenn wir von unsern 28
Quadratmeilen 1/3 schlechterdings ungenutzt, und noch ein Drit-
tel des genutzten anstatt der Brache in der Heyde liegen hätten.

Fürs fünfte zähltest du zu Brie bey dem Pächter 40
Stück Hornvieh auf 1500 Scheffelsaat genütztes Land; wenn
du aber die westphälische Wirthschaft ansiehst, und aus diesen
1500 Scheffelsaat 121/2 Bauerhöfe, jeden von 10 Malter-

saat
Q 2

uͤber die Bevoͤlkerung ſeines Vaterlandes.
den weſtphaͤliſchen Landen in Vergleichung ſtuͤnde. Denn in
Verhaͤltniß mit ihnen muͤßten wir 800:000 Livres oder
200:000 Thaler jaͤhrlich aufzubringen haben; und dieſe wer-
den wir mehrentheils, mit Einſchluß der Domainen aufbrin-
gen, ohne daß wir alle die Auflagen kennen, die in Frank-
reich ein eignes Woͤrterbuch erfordern, ohne einen Pfennig
von allem, was wir eſſen, trinken, rauchen, ſchnupfen und
am Leibe tragen, zu bezahlen, ohne von Stempel-Acciſe-Licent-
und Kopfgeld etwas zu wiſſen.

Fürs dritte haſt du mir geſagt, daß dein Herr ſich bey
einem Edelmann zu Brie aufgehalten haͤtte, der von 550 Ar-
pens, oder 1500 hieſigen Scheffelſaat, des beſten Landes jaͤhr-
lich 4800 Livres oder 1200 Rthlr. an Pachtgelde erhalten haͤtte.
Daneben haͤtte der Paͤchter 450 Thaler Landſchatz, und 150
Thaler Kopfſchatz jaͤhrlich entrichten muͤſſen. Die 1500
Scheffelſaat haben alſo uͤberhaupt zur Heuer gethan 1800
Thaler. Hier im Stifte haͤtten ſolche uͤber 3000 Thal. zur
Heuer oder Pacht thun muͤſſen, ohnerachtet zu Brie das Land
weit beſſer iſt als hier. Du ſiehſt alſo, daß wir unſre Heyden
und Moͤhre eben wohl nutzen;

Fürs vierte mußt du wiſſen, daß man in Frankreich
Brache und in Weſtphalen keine habe; weil wir die Heyde-
plaggen anſtatt der Brache gebrauchen. Es bauet alſo Frank-
reich jaͤhrlich ein drittel Land weniger als du angegeben haſt,
wohingegen wir ſolches jaͤhrlich nutzen, und im Ackerbau den
Franzoſen gleich ſeyn wuͤrden, wenn wir von unſern 28
Quadratmeilen ⅓ ſchlechterdings ungenutzt, und noch ein Drit-
tel des genutzten anſtatt der Brache in der Heyde liegen haͤtten.

Fürs fünfte zaͤhlteſt du zu Brie bey dem Paͤchter 40
Stuͤck Hornvieh auf 1500 Scheffelſaat genuͤtztes Land; wenn
du aber die weſtphaͤliſche Wirthſchaft anſiehſt, und aus dieſen
1500 Scheffelſaat 12½ Bauerhoͤfe, jeden von 10 Malter-

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[243/0261] uͤber die Bevoͤlkerung ſeines Vaterlandes. den weſtphaͤliſchen Landen in Vergleichung ſtuͤnde. Denn in Verhaͤltniß mit ihnen muͤßten wir 800:000 Livres oder 200:000 Thaler jaͤhrlich aufzubringen haben; und dieſe wer- den wir mehrentheils, mit Einſchluß der Domainen aufbrin- gen, ohne daß wir alle die Auflagen kennen, die in Frank- reich ein eignes Woͤrterbuch erfordern, ohne einen Pfennig von allem, was wir eſſen, trinken, rauchen, ſchnupfen und am Leibe tragen, zu bezahlen, ohne von Stempel-Acciſe-Licent- und Kopfgeld etwas zu wiſſen. Fürs dritte haſt du mir geſagt, daß dein Herr ſich bey einem Edelmann zu Brie aufgehalten haͤtte, der von 550 Ar- pens, oder 1500 hieſigen Scheffelſaat, des beſten Landes jaͤhr- lich 4800 Livres oder 1200 Rthlr. an Pachtgelde erhalten haͤtte. Daneben haͤtte der Paͤchter 450 Thaler Landſchatz, und 150 Thaler Kopfſchatz jaͤhrlich entrichten muͤſſen. Die 1500 Scheffelſaat haben alſo uͤberhaupt zur Heuer gethan 1800 Thaler. Hier im Stifte haͤtten ſolche uͤber 3000 Thal. zur Heuer oder Pacht thun muͤſſen, ohnerachtet zu Brie das Land weit beſſer iſt als hier. Du ſiehſt alſo, daß wir unſre Heyden und Moͤhre eben wohl nutzen; Fürs vierte mußt du wiſſen, daß man in Frankreich Brache und in Weſtphalen keine habe; weil wir die Heyde- plaggen anſtatt der Brache gebrauchen. Es bauet alſo Frank- reich jaͤhrlich ein drittel Land weniger als du angegeben haſt, wohingegen wir ſolches jaͤhrlich nutzen, und im Ackerbau den Franzoſen gleich ſeyn wuͤrden, wenn wir von unſern 28 Quadratmeilen ⅓ ſchlechterdings ungenutzt, und noch ein Drit- tel des genutzten anſtatt der Brache in der Heyde liegen haͤtten. Fürs fünfte zaͤhlteſt du zu Brie bey dem Paͤchter 40 Stuͤck Hornvieh auf 1500 Scheffelſaat genuͤtztes Land; wenn du aber die weſtphaͤliſche Wirthſchaft anſiehſt, und aus dieſen 1500 Scheffelſaat 12½ Bauerhoͤfe, jeden von 10 Malter- ſaat Q 2

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/261>, abgerufen am 25.11.2024.