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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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Urtheil über die Packenträger.
der Lage andrer Länder nöthige und beschwerliche Versiege-
lung der Packen völlig hinwegfallen würde.

Ich denke nicht, daß durch dieses Urtheil über die
Packenträger sich jemand mit Recht beschwert erachten könne;
denn daß man darin

1) Diejenigen begünstiget, die uns ihre eignen Waa-
ren, welche wir nöthig haben, mit der ersten Hand zubringen,
hat in so fern seinen guten Grund, als wir sonst der zweyten
und dritten Hand unnöthig zinsbar werden würden; daß man
2) den Vortheil der zweyten Hand, wenn eine Waare
aus der ersten nicht zu haben ist, selbst zu gewinnen, und
solchen einheimischen Unterthanen zu zuwenden suchet, ist der
Klugheit gemäs, daß man
3) alles Hausiren mit Spitzen, gestickten Sachen etc.
wobey die einfältigen Unterthanen überlistiget und übervor-
theilet werden, verbiete, ist um so nothwendiger, weil der
Werth dieser Sachen nicht so gut als der Werth eines Schnei-
demessers beurtheilet werden kann, und das Geld was für
wahre Bedürfnisse aus dem Lande gehet, nicht den zehnten
Theil von demjenigen ausmacht, was auf Thorheiten ver-
wandt wird.
Endlich und
4) wird ein mäßiger Ueberschlag zeigen, daß von hun-
dert fremden Packenträgern, welche das Land belaufen, neun-
zig die nichts als fremde zusammengekaufte Waaren führen,
zu Hause bleiben müssen. Die Leute so von einer Quelle
kommen, führen insgemein nur einerley Waare, und es ist
gar nicht schwer sie zu unterscheiden, und dem Befinden nach,
mit einem beständigen Geleitsbriefe zu versehen.
Man
P 5

Urtheil uͤber die Packentraͤger.
der Lage andrer Laͤnder noͤthige und beſchwerliche Verſiege-
lung der Packen voͤllig hinwegfallen wuͤrde.

Ich denke nicht, daß durch dieſes Urtheil uͤber die
Packentraͤger ſich jemand mit Recht beſchwert erachten koͤnne;
denn daß man darin

1) Diejenigen beguͤnſtiget, die uns ihre eignen Waa-
ren, welche wir noͤthig haben, mit der erſten Hand zubringen,
hat in ſo fern ſeinen guten Grund, als wir ſonſt der zweyten
und dritten Hand unnoͤthig zinsbar werden wuͤrden; daß man
2) den Vortheil der zweyten Hand, wenn eine Waare
aus der erſten nicht zu haben iſt, ſelbſt zu gewinnen, und
ſolchen einheimiſchen Unterthanen zu zuwenden ſuchet, iſt der
Klugheit gemaͤs, daß man
3) alles Hauſiren mit Spitzen, geſtickten Sachen ꝛc.
wobey die einfaͤltigen Unterthanen uͤberliſtiget und uͤbervor-
theilet werden, verbiete, iſt um ſo nothwendiger, weil der
Werth dieſer Sachen nicht ſo gut als der Werth eines Schnei-
demeſſers beurtheilet werden kann, und das Geld was fuͤr
wahre Beduͤrfniſſe aus dem Lande gehet, nicht den zehnten
Theil von demjenigen ausmacht, was auf Thorheiten ver-
wandt wird.
Endlich und
4) wird ein maͤßiger Ueberſchlag zeigen, daß von hun-
dert fremden Packentraͤgern, welche das Land belaufen, neun-
zig die nichts als fremde zuſammengekaufte Waaren fuͤhren,
zu Hauſe bleiben muͤſſen. Die Leute ſo von einer Quelle
kommen, fuͤhren insgemein nur einerley Waare, und es iſt
gar nicht ſchwer ſie zu unterſcheiden, und dem Befinden nach,
mit einem beſtaͤndigen Geleitsbriefe zu verſehen.
Man
P 5
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[233/0251] Urtheil uͤber die Packentraͤger. der Lage andrer Laͤnder noͤthige und beſchwerliche Verſiege- lung der Packen voͤllig hinwegfallen wuͤrde. Ich denke nicht, daß durch dieſes Urtheil uͤber die Packentraͤger ſich jemand mit Recht beſchwert erachten koͤnne; denn daß man darin 1) Diejenigen beguͤnſtiget, die uns ihre eignen Waa- ren, welche wir noͤthig haben, mit der erſten Hand zubringen, hat in ſo fern ſeinen guten Grund, als wir ſonſt der zweyten und dritten Hand unnoͤthig zinsbar werden wuͤrden; daß man 2) den Vortheil der zweyten Hand, wenn eine Waare aus der erſten nicht zu haben iſt, ſelbſt zu gewinnen, und ſolchen einheimiſchen Unterthanen zu zuwenden ſuchet, iſt der Klugheit gemaͤs, daß man 3) alles Hauſiren mit Spitzen, geſtickten Sachen ꝛc. wobey die einfaͤltigen Unterthanen uͤberliſtiget und uͤbervor- theilet werden, verbiete, iſt um ſo nothwendiger, weil der Werth dieſer Sachen nicht ſo gut als der Werth eines Schnei- demeſſers beurtheilet werden kann, und das Geld was fuͤr wahre Beduͤrfniſſe aus dem Lande gehet, nicht den zehnten Theil von demjenigen ausmacht, was auf Thorheiten ver- wandt wird. Endlich und 4) wird ein maͤßiger Ueberſchlag zeigen, daß von hun- dert fremden Packentraͤgern, welche das Land belaufen, neun- zig die nichts als fremde zuſammengekaufte Waaren fuͤhren, zu Hauſe bleiben muͤſſen. Die Leute ſo von einer Quelle kommen, fuͤhren insgemein nur einerley Waare, und es iſt gar nicht ſchwer ſie zu unterſcheiden, und dem Befinden nach, mit einem beſtaͤndigen Geleitsbriefe zu verſehen. Man P 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/251>, abgerufen am 25.11.2024.