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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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in kleinen Städten.
Einwohner einer Stadt beydes frey haben. Wenn sie also
nicht Handwerk und Handel zum voraus behalten; wofür soll
denn der Kötter zwischen den Mauren mehr tragen als derje-
nige, so ausser den Mauren wohnet? Warum soll ein Bür-
ger, der vom Staate nichts steuerbares als sein Haus und
sein Gärtgen besitzt, einem Soldaten Quartier geben, da der
Besitzer eines Hauses und Gärtgens auf dem Lande, Him-
mel und Erde bewegen würde, wenn man ihn damit belegen
wollte? Warum sollen die Kötter hinter den Mauren zur ge-
meinen Vertheydigung Accisegelder entrichten, so lange im
ganzen Lande keine Accise eingeführet ist? Man setze sie wie-
der in ihren alten Zustand: so bezahlen sie hier von ihren Häu-
sern Rauchschatz; und von ihrem Handel einen traficanten
Thaler. Weiter aber in solchen Ländern nichts, wo keine an-
dere gemeine Auflagen insgemein bewilliget sind.

Man wird endlich und drittens richtig bemerken, daß das
Land, welchem zum Besten das Dorf in eine Stadt verwandelt
worden, nicht die ganze Provinz gewesen sey. Ganz gut; man
nehme das Land kleiner an; man setze nach dem Sinn der
Reichsgesetze, daß das Land, mit welchem der Originalcon-
trakt geschlossen worden, vier Meilen lang und vier breit ge-
wesen; so wird man der Stadt doch auf allen Seiten zwey
Bannmeilen geben müssen, binnen welchen ihr der Handel
und das Handwerk ganz allein zusteht, wofern anders jener
Originalcontrakt nicht gebrochen werden soll.

Jetzt zur Sache. Die erste Ursache des Verfalls der
kleinen und mäßigen Städte, ist der Bruch dieses Original-
contrakts, da man demselben zuwider Handel und Handwer-
ker binnen den Bannmeilen (banlieues) dieser Orte gedulter
hat. Ich weis wohl, diese Bannmeile ist nicht überall von
gleicher Länge gewesen, indem ein Ort der viele Graben,
Wälle, Bollwerke, Thoren und Brücken zu unterhalten hat,

ganz
Mösers patr. Phantas. I. Th. N

in kleinen Staͤdten.
Einwohner einer Stadt beydes frey haben. Wenn ſie alſo
nicht Handwerk und Handel zum voraus behalten; wofuͤr ſoll
denn der Koͤtter zwiſchen den Mauren mehr tragen als derje-
nige, ſo auſſer den Mauren wohnet? Warum ſoll ein Buͤr-
ger, der vom Staate nichts ſteuerbares als ſein Haus und
ſein Gaͤrtgen beſitzt, einem Soldaten Quartier geben, da der
Beſitzer eines Hauſes und Gaͤrtgens auf dem Lande, Him-
mel und Erde bewegen wuͤrde, wenn man ihn damit belegen
wollte? Warum ſollen die Koͤtter hinter den Mauren zur ge-
meinen Vertheydigung Acciſegelder entrichten, ſo lange im
ganzen Lande keine Acciſe eingefuͤhret iſt? Man ſetze ſie wie-
der in ihren alten Zuſtand: ſo bezahlen ſie hier von ihren Haͤu-
ſern Rauchſchatz; und von ihrem Handel einen traficanten
Thaler. Weiter aber in ſolchen Laͤndern nichts, wo keine an-
dere gemeine Auflagen insgemein bewilliget ſind.

Man wird endlich und drittens richtig bemerken, daß das
Land, welchem zum Beſten das Dorf in eine Stadt verwandelt
worden, nicht die ganze Provinz geweſen ſey. Ganz gut; man
nehme das Land kleiner an; man ſetze nach dem Sinn der
Reichsgeſetze, daß das Land, mit welchem der Originalcon-
trakt geſchloſſen worden, vier Meilen lang und vier breit ge-
weſen; ſo wird man der Stadt doch auf allen Seiten zwey
Bannmeilen geben muͤſſen, binnen welchen ihr der Handel
und das Handwerk ganz allein zuſteht, wofern anders jener
Originalcontrakt nicht gebrochen werden ſoll.

Jetzt zur Sache. Die erſte Urſache des Verfalls der
kleinen und maͤßigen Staͤdte, iſt der Bruch dieſes Original-
contrakts, da man demſelben zuwider Handel und Handwer-
ker binnen den Bannmeilen (banlieues) dieſer Orte gedulter
hat. Ich weis wohl, dieſe Bannmeile iſt nicht uͤberall von
gleicher Laͤnge geweſen, indem ein Ort der viele Graben,
Waͤlle, Bollwerke, Thoren und Bruͤcken zu unterhalten hat,

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[193/0211] in kleinen Staͤdten. Einwohner einer Stadt beydes frey haben. Wenn ſie alſo nicht Handwerk und Handel zum voraus behalten; wofuͤr ſoll denn der Koͤtter zwiſchen den Mauren mehr tragen als derje- nige, ſo auſſer den Mauren wohnet? Warum ſoll ein Buͤr- ger, der vom Staate nichts ſteuerbares als ſein Haus und ſein Gaͤrtgen beſitzt, einem Soldaten Quartier geben, da der Beſitzer eines Hauſes und Gaͤrtgens auf dem Lande, Him- mel und Erde bewegen wuͤrde, wenn man ihn damit belegen wollte? Warum ſollen die Koͤtter hinter den Mauren zur ge- meinen Vertheydigung Acciſegelder entrichten, ſo lange im ganzen Lande keine Acciſe eingefuͤhret iſt? Man ſetze ſie wie- der in ihren alten Zuſtand: ſo bezahlen ſie hier von ihren Haͤu- ſern Rauchſchatz; und von ihrem Handel einen traficanten Thaler. Weiter aber in ſolchen Laͤndern nichts, wo keine an- dere gemeine Auflagen insgemein bewilliget ſind. Man wird endlich und drittens richtig bemerken, daß das Land, welchem zum Beſten das Dorf in eine Stadt verwandelt worden, nicht die ganze Provinz geweſen ſey. Ganz gut; man nehme das Land kleiner an; man ſetze nach dem Sinn der Reichsgeſetze, daß das Land, mit welchem der Originalcon- trakt geſchloſſen worden, vier Meilen lang und vier breit ge- weſen; ſo wird man der Stadt doch auf allen Seiten zwey Bannmeilen geben muͤſſen, binnen welchen ihr der Handel und das Handwerk ganz allein zuſteht, wofern anders jener Originalcontrakt nicht gebrochen werden ſoll. Jetzt zur Sache. Die erſte Urſache des Verfalls der kleinen und maͤßigen Staͤdte, iſt der Bruch dieſes Original- contrakts, da man demſelben zuwider Handel und Handwer- ker binnen den Bannmeilen (banlieues) dieſer Orte gedulter hat. Ich weis wohl, dieſe Bannmeile iſt nicht uͤberall von gleicher Laͤnge geweſen, indem ein Ort der viele Graben, Waͤlle, Bollwerke, Thoren und Bruͤcken zu unterhalten hat, ganz Möſers patr. Phantaſ. I. Th. N

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/211>, abgerufen am 22.11.2024.