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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
Unsrigen hingegen haben den Einfluß so grosser Ursa-
chen weniger empfinden, und so wie bey ihren einzel-
nen Wohnungen also auch bey manchem alten Rechte
bleiben können. Man mag also bey ihnen den Plan
der Natur wol verfolgen, besonders da die Geschichte
sich auf denselben beständig zurückzieht.

(a) Es ist besonders daß dasjenige was einige Völker An-
fangs erniedriget hat, gerade das Mittel ihrer grössern
persönlichen Freyheit geworden. Die Hauptmannschaf-
ten jenseits der Weser, welche fast alles Erbe in Heuer-
gut; und die Mannors, welche in England vieles in Cop-
pyhold
verwandelt haben, waren in ihrem Ursprunge
schimpfliche Ketten; und find in der Folge öffentliche
Wehren gegen den Leib-eigenthum geworden. Doch ha-
ben Erstere auch sehr oft zu Herrschaften, Herr-
lichkeiten
und andern den Staat verschlingenden Uebeln
die erste Gelegenheit gegeben.
(b) Man findet in den spätern Zeiten, daß sich die Westphä-
linger bey ihren Nachbaren verhaßt gemacht haben; und
die Ursache davon scheinet in einem Stolze der Ersten,
welcher sich auf eine besondre Freyheit gründete, ge-
legen zu haben. Wenn zu einem Frey-Schöpfen die
Geburt auf Westphalischer Erde erfordert wur-
de: so scheinet der Nachdruck dieser Forderung darinn
zu ruhen, daß er ein Freeholder seyn, oder Erb-Gut
besitzen muste; und daß jenseits der Weser sich damals
alles bereits ad colonatum geneiget hatte.
(c) Wenigstens findet man davon keine Spur vor Henrich
dem Vogler; und die Sprüchwörter: daß der Teu-
fel die Westphälinger aus dem Sacke ge-
schüttet habe;
imgleichen, daß sie ohne Treu
und Glauben wären,
charakterisiren Leute, die zer-
streuet wohnten, und deren man vor einem ordentlichen
Richter nicht recht mächtig werden konnte. Ein Vor-
wurf der diejenigen nicht traf, welche in geschlossenen

Oſnabruͤckſche Geſchichte
Unſrigen hingegen haben den Einfluß ſo groſſer Urſa-
chen weniger empfinden, und ſo wie bey ihren einzel-
nen Wohnungen alſo auch bey manchem alten Rechte
bleiben koͤnnen. Man mag alſo bey ihnen den Plan
der Natur wol verfolgen, beſonders da die Geſchichte
ſich auf denſelben beſtaͤndig zuruͤckzieht.

(a) Es iſt beſonders daß dasjenige was einige Voͤlker An-
fangs erniedriget hat, gerade das Mittel ihrer groͤſſern
perſoͤnlichen Freyheit geworden. Die Hauptmannſchaf-
ten jenſeits der Weſer, welche faſt alles Erbe in Heuer-
gut; und die Mannors, welche in England vieles in Cop-
pyhold
verwandelt haben, waren in ihrem Urſprunge
ſchimpfliche Ketten; und find in der Folge oͤffentliche
Wehren gegen den Leib-eigenthum geworden. Doch ha-
ben Erſtere auch ſehr oft zu Herrſchaften, Herr-
lichkeiten
und andern den Staat verſchlingenden Uebeln
die erſte Gelegenheit gegeben.
(b) Man findet in den ſpaͤtern Zeiten, daß ſich die Weſtphaͤ-
linger bey ihren Nachbaren verhaßt gemacht haben; und
die Urſache davon ſcheinet in einem Stolze der Erſten,
welcher ſich auf eine beſondre Freyheit gruͤndete, ge-
legen zu haben. Wenn zu einem Frey-Schoͤpfen die
Geburt auf Weſtphaliſcher Erde erfordert wur-
de: ſo ſcheinet der Nachdruck dieſer Forderung darinn
zu ruhen, daß er ein Freeholder ſeyn, oder Erb-Gut
beſitzen muſte; und daß jenſeits der Weſer ſich damals
alles bereits ad colonatum geneiget hatte.
(c) Wenigſtens findet man davon keine Spur vor Henrich
dem Vogler; und die Spruͤchwoͤrter: daß der Teu-
fel die Weſtphaͤlinger aus dem Sacke ge-
ſchuͤttet habe;
imgleichen, daß ſie ohne Treu
und Glauben waͤren,
charakteriſiren Leute, die zer-
ſtreuet wohnten, und deren man vor einem ordentlichen
Richter nicht recht maͤchtig werden konnte. Ein Vor-
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[18/0048] Oſnabruͤckſche Geſchichte Unſrigen hingegen haben den Einfluß ſo groſſer Urſa- chen weniger empfinden, und ſo wie bey ihren einzel- nen Wohnungen alſo auch bey manchem alten Rechte bleiben koͤnnen. Man mag alſo bey ihnen den Plan der Natur wol verfolgen, beſonders da die Geſchichte ſich auf denſelben beſtaͤndig zuruͤckzieht. ⁽a⁾ Es iſt beſonders daß dasjenige was einige Voͤlker An- fangs erniedriget hat, gerade das Mittel ihrer groͤſſern perſoͤnlichen Freyheit geworden. Die Hauptmannſchaf- ten jenſeits der Weſer, welche faſt alles Erbe in Heuer- gut; und die Mannors, welche in England vieles in Cop- pyhold verwandelt haben, waren in ihrem Urſprunge ſchimpfliche Ketten; und find in der Folge oͤffentliche Wehren gegen den Leib-eigenthum geworden. Doch ha- ben Erſtere auch ſehr oft zu Herrſchaften, Herr- lichkeiten und andern den Staat verſchlingenden Uebeln die erſte Gelegenheit gegeben. ⁽b⁾ Man findet in den ſpaͤtern Zeiten, daß ſich die Weſtphaͤ- linger bey ihren Nachbaren verhaßt gemacht haben; und die Urſache davon ſcheinet in einem Stolze der Erſten, welcher ſich auf eine beſondre Freyheit gruͤndete, ge- legen zu haben. Wenn zu einem Frey-Schoͤpfen die Geburt auf Weſtphaliſcher Erde erfordert wur- de: ſo ſcheinet der Nachdruck dieſer Forderung darinn zu ruhen, daß er ein Freeholder ſeyn, oder Erb-Gut beſitzen muſte; und daß jenſeits der Weſer ſich damals alles bereits ad colonatum geneiget hatte. ⁽c⁾ Wenigſtens findet man davon keine Spur vor Henrich dem Vogler; und die Spruͤchwoͤrter: daß der Teu- fel die Weſtphaͤlinger aus dem Sacke ge- ſchuͤttet habe; imgleichen, daß ſie ohne Treu und Glauben waͤren, charakteriſiren Leute, die zer- ſtreuet wohnten, und deren man vor einem ordentlichen Richter nicht recht maͤchtig werden konnte. Ein Vor- wurf der diejenigen nicht traf, welche in geſchloſſenen Haupt-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/48>, abgerufen am 18.12.2024.