Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Osnabrücksche Geschichte
nothwendig annehmen muß, daß dem Adel alle Ge-
richtsbarkeit in wahren Börden und Wellen und über
diejenige von ihren Leibeignen, so nicht in der Gogra-
fen (f) Folge stehen, ehedem zugestanden habe: so läßt
sich daher doch keine weitere Folge auf andre ziehen.

(a) Frechte ist wol von Friede auf Westphälisch Frehe.
Denn man nennt noch alle Absonderungen des Eigen-
thums von der Gemeinheit, als dem natürlichen Zu-
stande des Krieges, Befriedigungen.
(b) Welle kömmt nicht von Wall oder Wald; sondern
bedeutet einen Bezirk einen Kreis. Daher ist Welle
eine Axe, wellen, Kugeln werfen, wie das Wasser
thut wenns kocht; welzen, walzen, Welt orbis,
und das Englische hweel ein Rad. Auf ähnliche Art
nennt man oft einen Garten ums Haus, den Um-
gang,
den Umlauf. Wellner sind die Eingesesse-
ne solcher Wellen.
(c) Borde signifie un ancien domaine. MENAG. h. v. Bortland
est dominicum, quod quis habet ad mensam suam; sive
terra dominicalis,
adliche Länderey. BRACTON. IV.
tract. 3. c. 9. n. 5. Bordarii
sind Leute so in der Börde
wohnen. SPELLMAN. v. Bordarius. Bördevogt prae-
fectus bordatiorum.
Alles von Bord, ein Rand; und
Börde ist also eine abgesetzete eine bezirkte Sache und
kat exokhen, ein adlicher oder herrlicher Befang.
Viele von Adel haben hier im Stifte einen an sich
Schatz-pflichtigen Leibeignen unter dem Tittel eines
Börde-Vogts im Jahr 1667, als der Land-Schatz
eingeführet wurde, frey erhalten. Doch ist mir das
Wort Börde in ältern einheimischen Urkunden nie
vorgekommen, auch sonst hier so sehr nicht im Gebrauche.
(d) Arode wird eigentlich nur im Münsterischen gebraucht;
und ist von Ar- und ode, Edel-gut: Aröder find
diejenigen so auf der Arode wohnen.
(c) Al-

Oſnabruͤckſche Geſchichte
nothwendig annehmen muß, daß dem Adel alle Ge-
richtsbarkeit in wahren Boͤrden und Wellen und uͤber
diejenige von ihren Leibeignen, ſo nicht in der Gogra-
fen (f) Folge ſtehen, ehedem zugeſtanden habe: ſo laͤßt
ſich daher doch keine weitere Folge auf andre ziehen.

(a) Frechte iſt wol von Friede auf Weſtphaͤliſch Frehe.
Denn man nennt noch alle Abſonderungen des Eigen-
thums von der Gemeinheit, als dem natuͤrlichen Zu-
ſtande des Krieges, Befriedigungen.
(b) Welle koͤmmt nicht von Wall oder Wald; ſondern
bedeutet einen Bezirk einen Kreis. Daher iſt Welle
eine Axe, wellen, Kugeln werfen, wie das Waſſer
thut wenns kocht; welzen, walzen, Welt orbis,
und das Engliſche hweel ein Rad. Auf aͤhnliche Art
nennt man oft einen Garten ums Haus, den Um-
gang,
den Umlauf. Wellner ſind die Eingeſeſſe-
ne ſolcher Wellen.
(c) Borde ſignifie un ancien domaine. MENAG. h. v. Bortland
eſt dominicum, quod quis habet ad menſam ſuam; ſive
terra dominicalis,
adliche Laͤnderey. BRACTON. IV.
tract. 3. c. 9. n. 5. Bordarii
ſind Leute ſo in der Boͤrde
wohnen. SPELLMAN. v. Bordarius. Bördevogt prae-
fectus bordatiorum.
Alles von Bord, ein Rand; und
Boͤrde iſt alſo eine abgeſetzete eine bezirkte Sache und
ϰατ̕ εξοχην, ein adlicher oder herrlicher Befang.
Viele von Adel haben hier im Stifte einen an ſich
Schatz-pflichtigen Leibeignen unter dem Tittel eines
Boͤrde-Vogts im Jahr 1667, als der Land-Schatz
eingefuͤhret wurde, frey erhalten. Doch iſt mir das
Wort Boͤrde in aͤltern einheimiſchen Urkunden nie
vorgekommen, auch ſonſt hier ſo ſehr nicht im Gebrauche.
(d) Arode wird eigentlich nur im Muͤnſteriſchen gebraucht;
und iſt von Ar- und ode, Edel-gut: Aroͤder find
diejenigen ſo auf der Arode wohnen.
(c) Al-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
nothwendig annehmen muß, daß dem Adel alle Ge-<lb/>
richtsbarkeit in wahren Bo&#x0364;rden und Wellen und u&#x0364;ber<lb/>
diejenige von ihren Leibeignen, &#x017F;o nicht in der Gogra-<lb/>
fen <note place="end" n="(f)"/> Folge &#x017F;tehen, ehedem zuge&#x017F;tanden habe: &#x017F;o la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich daher doch keine weitere Folge auf andre ziehen.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)"><hi rendition="#fr">Frechte</hi> i&#x017F;t wol von <hi rendition="#fr">Friede</hi> auf We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;ch <hi rendition="#fr">Frehe.</hi><lb/>
Denn man nennt noch alle Ab&#x017F;onderungen des Eigen-<lb/>
thums von der Gemeinheit, als dem natu&#x0364;rlichen Zu-<lb/>
&#x017F;tande des Krieges, <hi rendition="#fr">Befriedigungen.</hi></note><lb/>
          <note place="end" n="(b)"><hi rendition="#fr">Welle</hi> ko&#x0364;mmt nicht <hi rendition="#g">von</hi> <hi rendition="#fr">Wall</hi> oder <hi rendition="#fr">Wald;</hi> &#x017F;ondern<lb/>
bedeutet einen Bezirk einen Kreis. Daher i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Welle</hi><lb/>
eine Axe, <hi rendition="#fr">wellen,</hi> Kugeln werfen, wie das Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
thut wenns kocht; <hi rendition="#fr">welzen, walzen, Welt</hi> <hi rendition="#aq">orbis,</hi><lb/>
und das Engli&#x017F;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">hweel</hi></hi> ein Rad. Auf a&#x0364;hnliche Art<lb/>
nennt man oft einen Garten ums Haus, den <hi rendition="#fr">Um-<lb/>
gang,</hi> den <hi rendition="#fr">Umlauf. Wellner</hi> &#x017F;ind die Einge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
ne &#x017F;olcher <hi rendition="#fr">Wellen.</hi></note><lb/>
          <note place="end" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Borde</hi> &#x017F;ignifie un ancien domaine. MENAG. h. v. <hi rendition="#i">Bortland</hi><lb/>
e&#x017F;t dominicum, quod quis habet ad men&#x017F;am &#x017F;uam; &#x017F;ive<lb/>
terra dominicalis,</hi> adliche La&#x0364;nderey. <hi rendition="#aq">BRACTON. IV.<lb/>
tract. 3. c. 9. n. 5. <hi rendition="#i">Bordarii</hi></hi> &#x017F;ind Leute &#x017F;o in der Bo&#x0364;rde<lb/>
wohnen. <hi rendition="#aq">SPELLMAN. v. <hi rendition="#i">Bordarius. Bördevogt</hi> prae-<lb/>
fectus bordatiorum.</hi> Alles von <hi rendition="#fr">Bord,</hi> ein Rand; und<lb/><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;rde</hi> i&#x017F;t al&#x017F;o eine abge&#x017F;etzete eine bezirkte Sache und<lb/>
&#x03F0;&#x03B1;&#x03C4;&#x0315; &#x03B5;&#x03BE;&#x03BF;&#x03C7;&#x03B7;&#x03BD;, ein adlicher oder herrlicher Befang.<lb/>
Viele von Adel haben hier im Stifte einen an &#x017F;ich<lb/>
Schatz-pflichtigen Leibeignen unter dem Tittel eines<lb/><hi rendition="#fr">Bo&#x0364;rde-Vogts</hi> im Jahr 1667, als der Land-Schatz<lb/>
eingefu&#x0364;hret wurde, frey erhalten. Doch i&#x017F;t mir das<lb/>
Wort <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;rde</hi> in a&#x0364;ltern einheimi&#x017F;chen Urkunden nie<lb/>
vorgekommen, auch &#x017F;on&#x017F;t hier &#x017F;o &#x017F;ehr nicht im Gebrauche.</note><lb/>
          <note place="end" n="(d)"><hi rendition="#fr">Arode</hi> wird eigentlich nur im Mu&#x0364;n&#x017F;teri&#x017F;chen gebraucht;<lb/>
und i&#x017F;t von <hi rendition="#fr">Ar-</hi> und <hi rendition="#fr">ode,</hi> Edel-gut: <hi rendition="#fr">Aro&#x0364;der</hi> find<lb/>
diejenigen &#x017F;o auf der Arode wohnen.</note><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">c</hi>) Al-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0036] Oſnabruͤckſche Geſchichte nothwendig annehmen muß, daß dem Adel alle Ge- richtsbarkeit in wahren Boͤrden und Wellen und uͤber diejenige von ihren Leibeignen, ſo nicht in der Gogra- fen ⁽f⁾ Folge ſtehen, ehedem zugeſtanden habe: ſo laͤßt ſich daher doch keine weitere Folge auf andre ziehen. ⁽a⁾ Frechte iſt wol von Friede auf Weſtphaͤliſch Frehe. Denn man nennt noch alle Abſonderungen des Eigen- thums von der Gemeinheit, als dem natuͤrlichen Zu- ſtande des Krieges, Befriedigungen. ⁽b⁾ Welle koͤmmt nicht von Wall oder Wald; ſondern bedeutet einen Bezirk einen Kreis. Daher iſt Welle eine Axe, wellen, Kugeln werfen, wie das Waſſer thut wenns kocht; welzen, walzen, Welt orbis, und das Engliſche hweel ein Rad. Auf aͤhnliche Art nennt man oft einen Garten ums Haus, den Um- gang, den Umlauf. Wellner ſind die Eingeſeſſe- ne ſolcher Wellen. ⁽c⁾ Borde ſignifie un ancien domaine. MENAG. h. v. Bortland eſt dominicum, quod quis habet ad menſam ſuam; ſive terra dominicalis, adliche Laͤnderey. BRACTON. IV. tract. 3. c. 9. n. 5. Bordarii ſind Leute ſo in der Boͤrde wohnen. SPELLMAN. v. Bordarius. Bördevogt prae- fectus bordatiorum. Alles von Bord, ein Rand; und Boͤrde iſt alſo eine abgeſetzete eine bezirkte Sache und ϰατ̕ εξοχην, ein adlicher oder herrlicher Befang. Viele von Adel haben hier im Stifte einen an ſich Schatz-pflichtigen Leibeignen unter dem Tittel eines Boͤrde-Vogts im Jahr 1667, als der Land-Schatz eingefuͤhret wurde, frey erhalten. Doch iſt mir das Wort Boͤrde in aͤltern einheimiſchen Urkunden nie vorgekommen, auch ſonſt hier ſo ſehr nicht im Gebrauche. ⁽d⁾ Arode wird eigentlich nur im Muͤnſteriſchen gebraucht; und iſt von Ar- und ode, Edel-gut: Aroͤder find diejenigen ſo auf der Arode wohnen. (c) Al-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/36
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/36>, abgerufen am 21.11.2024.