Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
dierte Abtheilunge.
§. 123.
Allgemeine Abtheilung.

Carl theilte das Land in Bischofthümer (a) und
Grafschaften ein. Letztere lagen wie unsere heutigen
Aemter im erstern, nur mit dem Unterschiede, daß sie
unmittelbar vom Kayser abhiengen, und bloß der
geistlichen Aufsicht des Bischofen empfohlen wurden.
Eine Gesandschaft (b) oder ein General-departe-
ments-districkt faßte mehrere Bischofthümer und Graf-
schaften in sich; und Westphalen oder der nachherige
Erzstifts-cöllnische (c) Sprengel gehörte vermuthlich
zu einer einzigen Gesandschaft; so wie noch jetzt zu
einer Nuntiatur. Die kayserliche Cammer machte
unter der besondern Aufsicht des Gesandten ein eignes
Departement aus. Sprengel Grafschaft und Cam-
mer (d) deckten in solcher Maasse, daß der Bischof
seine Geistlichkeit, der Graf seine Landfolge, und die
kayserliche Cammer ihre Mund- und Mahl-leute,
auch Cammerknechte zu mittelbaren Reichs-unter-
thanen machte. Der Gesandte hingegen repräsen-
tirte (e) den Kayser; und Bischöfe, Grafen und Edle
verlohren ihre Unmittelbarkeit nicht, (f) wenn sie
gleich in manchen Stücken seiner Direktion folgen
mußten.

(a) Einige ziehen dieses in Zweifel. S. die BRAUNSCHW.
ANZEJGEN v. J. 1748. N. 67. 68. 70. und halten
das Zeugniß AEGIL. in vita Sturmionis, nach welchem
der Kayser die ganze Provinz in parochias Episcopales
vertheilet, nicht hinlänglich. Allein da der Osnabr.
Bischof Egilmar in querimonia sua. vom Jahr 888. S.
die Beylage N. 2. schon sagt: quod Karolus --- Synoda-
les atque canonici juris consultis singulos ejusdem provin-

R
dierte Abtheilunge.
§. 123.
Allgemeine Abtheilung.

Carl theilte das Land in Biſchofthuͤmer (a) und
Grafſchaften ein. Letztere lagen wie unſere heutigen
Aemter im erſtern, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie
unmittelbar vom Kayſer abhiengen, und bloß der
geiſtlichen Aufſicht des Biſchofen empfohlen wurden.
Eine Geſandſchaft (b) oder ein General-departe-
ments-diſtrickt faßte mehrere Biſchofthuͤmer und Graf-
ſchaften in ſich; und Weſtphalen oder der nachherige
Erzſtifts-coͤllniſche (c) Sprengel gehoͤrte vermuthlich
zu einer einzigen Geſandſchaft; ſo wie noch jetzt zu
einer Nuntiatur. Die kayſerliche Cammer machte
unter der beſondern Aufſicht des Geſandten ein eignes
Departement aus. Sprengel Grafſchaft und Cam-
mer (d) deckten in ſolcher Maaſſe, daß der Biſchof
ſeine Geiſtlichkeit, der Graf ſeine Landfolge, und die
kayſerliche Cammer ihre Mund- und Mahl-leute,
auch Cammerknechte zu mittelbaren Reichs-unter-
thanen machte. Der Geſandte hingegen repraͤſen-
tirte (e) den Kayſer; und Biſchoͤfe, Grafen und Edle
verlohren ihre Unmittelbarkeit nicht, (f) wenn ſie
gleich in manchen Stuͤcken ſeiner Direktion folgen
mußten.

(a) Einige ziehen dieſes in Zweifel. S. die BRAUNSCHW.
ANZEJGEN v. J. 1748. N. 67. 68. 70. und halten
das Zeugniß AEGIL. in vita Sturmionis, nach welchem
der Kayſer die ganze Provinz in parochias Epiſcopales
vertheilet, nicht hinlaͤnglich. Allein da der Oſnabr.
Biſchof Egilmar in querimonia ſua. vom Jahr 888. S.
die Beylage N. 2. ſchon ſagt: quod Karolus --- Synoda-
les atque canonici juris conſultis ſingulos ejusdem provin-

R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0287" n="257"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">dierte Abtheilunge.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 123.<lb/><hi rendition="#b">Allgemeine Abtheilung.</hi></head><lb/>
          <p>Carl theilte das Land in <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;chofthu&#x0364;mer</hi> <note place="end" n="(a)"/> und<lb/><hi rendition="#fr">Graf&#x017F;chaften</hi> ein. Letztere lagen wie un&#x017F;ere heutigen<lb/>
Aemter im er&#x017F;tern, nur mit dem Unter&#x017F;chiede, daß &#x017F;ie<lb/>
unmittelbar vom Kay&#x017F;er abhiengen, und bloß der<lb/>
gei&#x017F;tlichen Auf&#x017F;icht des Bi&#x017F;chofen empfohlen wurden.<lb/>
Eine <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;and&#x017F;chaft</hi> <note place="end" n="(b)"/> oder ein General-departe-<lb/>
ments-di&#x017F;trickt faßte mehrere Bi&#x017F;chofthu&#x0364;mer und Graf-<lb/>
&#x017F;chaften in &#x017F;ich; und We&#x017F;tphalen oder der nachherige<lb/>
Erz&#x017F;tifts-co&#x0364;llni&#x017F;che <note place="end" n="(c)"/> Sprengel geho&#x0364;rte vermuthlich<lb/>
zu einer einzigen <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;and&#x017F;chaft;</hi> &#x017F;o wie noch jetzt zu<lb/>
einer Nuntiatur. Die kay&#x017F;erliche <hi rendition="#fr">Cammer</hi> machte<lb/>
unter der be&#x017F;ondern Auf&#x017F;icht des Ge&#x017F;andten ein eignes<lb/>
Departement aus. Sprengel Graf&#x017F;chaft und Cam-<lb/>
mer <note place="end" n="(d)"/> deckten in &#x017F;olcher Maa&#x017F;&#x017F;e, daß der Bi&#x017F;chof<lb/>
&#x017F;eine Gei&#x017F;tlichkeit, der Graf &#x017F;eine Landfolge, und die<lb/>
kay&#x017F;erliche Cammer ihre Mund- und Mahl-leute,<lb/>
auch Cammerknechte zu <hi rendition="#fr">mittelbaren</hi> Reichs-unter-<lb/>
thanen machte. Der Ge&#x017F;andte hingegen repra&#x0364;&#x017F;en-<lb/>
tirte <note place="end" n="(e)"/> den Kay&#x017F;er; und Bi&#x017F;cho&#x0364;fe, Grafen und Edle<lb/>
verlohren ihre Unmittelbarkeit nicht, <note place="end" n="(f)"/> wenn &#x017F;ie<lb/>
gleich in manchen Stu&#x0364;cken &#x017F;einer Direktion folgen<lb/>
mußten.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Einige ziehen die&#x017F;es in Zweifel. S. die BRAUNSCHW.<lb/>
ANZEJGEN v. J. 1748. <hi rendition="#aq">N.</hi> 67. 68. 70. und halten<lb/>
das Zeugniß <hi rendition="#aq">AEGIL. in vita Sturmionis,</hi> nach welchem<lb/>
der Kay&#x017F;er die ganze Provinz <hi rendition="#aq">in parochias Epi&#x017F;copales</hi><lb/>
vertheilet, nicht hinla&#x0364;nglich. Allein da der O&#x017F;nabr.<lb/>
Bi&#x017F;chof Egilmar <hi rendition="#aq">in querimonia &#x017F;ua.</hi> vom Jahr 888. S.<lb/><hi rendition="#fr">die Beylage</hi> <hi rendition="#aq">N.</hi> 2. &#x017F;chon &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">quod Karolus --- Synoda-<lb/>
les atque canonici juris con&#x017F;ultis <hi rendition="#i">&#x017F;ingulos ejusdem provin-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ciæ</hi></hi></fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0287] dierte Abtheilunge. §. 123. Allgemeine Abtheilung. Carl theilte das Land in Biſchofthuͤmer ⁽a⁾ und Grafſchaften ein. Letztere lagen wie unſere heutigen Aemter im erſtern, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie unmittelbar vom Kayſer abhiengen, und bloß der geiſtlichen Aufſicht des Biſchofen empfohlen wurden. Eine Geſandſchaft ⁽b⁾ oder ein General-departe- ments-diſtrickt faßte mehrere Biſchofthuͤmer und Graf- ſchaften in ſich; und Weſtphalen oder der nachherige Erzſtifts-coͤllniſche ⁽c⁾ Sprengel gehoͤrte vermuthlich zu einer einzigen Geſandſchaft; ſo wie noch jetzt zu einer Nuntiatur. Die kayſerliche Cammer machte unter der beſondern Aufſicht des Geſandten ein eignes Departement aus. Sprengel Grafſchaft und Cam- mer ⁽d⁾ deckten in ſolcher Maaſſe, daß der Biſchof ſeine Geiſtlichkeit, der Graf ſeine Landfolge, und die kayſerliche Cammer ihre Mund- und Mahl-leute, auch Cammerknechte zu mittelbaren Reichs-unter- thanen machte. Der Geſandte hingegen repraͤſen- tirte ⁽e⁾ den Kayſer; und Biſchoͤfe, Grafen und Edle verlohren ihre Unmittelbarkeit nicht, ⁽f⁾ wenn ſie gleich in manchen Stuͤcken ſeiner Direktion folgen mußten. ⁽a⁾ Einige ziehen dieſes in Zweifel. S. die BRAUNSCHW. ANZEJGEN v. J. 1748. N. 67. 68. 70. und halten das Zeugniß AEGIL. in vita Sturmionis, nach welchem der Kayſer die ganze Provinz in parochias Epiſcopales vertheilet, nicht hinlaͤnglich. Allein da der Oſnabr. Biſchof Egilmar in querimonia ſua. vom Jahr 888. S. die Beylage N. 2. ſchon ſagt: quod Karolus --- Synoda- les atque canonici juris conſultis ſingulos ejusdem provin- ciæ R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/287
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/287>, abgerufen am 21.11.2024.