Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte nen zu einer Zeit, wo die Reichs-vertheidigung nichtetwan einigen Dienstleuten oder Söldnern, sondern dem gemeinen Heerbann oblag, war vor die Sassen um so viel bedenklicher, je weitläufiger die fränkischen Gränzen auseinander lagen. "Ein so grosses Reich, "konnten sie mit Recht sagen, mache die Sklaverey "nothwendig oder die Freyheit doch so theuer, daß "die Kosten den Vortheil überwögen. Das Wohl "einzelner Wehren komme darinn niemals, und das "von ganzen Provinzien nur bey ihrer Aufopferung "in Betracht. Die Sassen würden mit den Fran- "ken bald über die Alpen (a) und bald über die "Pyrenäen ziehen müssen, wenn es die Noth oder "der König erforderte; und so wie das fränkische "Reich oder die Herrschsucht seines Oberhaupts sich "ausdehnte, würden sich auch ihre Heerzüge aus- "dehnen und vermehren. Bisher hätten sie alle "Eroberungen verachtet, weil solche einzelnen Woh- "nern, die keine Söldner darauf halten wollten, nur "zur Last kämen; sie hätten niemals im Herrn-dienst "sondern für ihren eigenen Heerd gesieget; und kei- "nen Tropfen Bluts für Sold oder Lehn aufge- "opfert. Künftig aber würden sie für einen Mo- "narchen erobern, und ihren Acker verlassen müssen. "Der König sey großmüthig genug zu erkennen, daß "ein ehrlicher Mann so wenig von seiner Person als "von seinen Gründen einem Oberhaupte Zins geben "könne. Allein ein ewiger Heerzug, werde sie bald "in die äusserste Armuth, und zuletzt in die Noth- "wendigkeit stürzen, sich als Knechte zu retten. (b) (a) Der Kayser milderte diese Furcht; indem er den ganzen Oſnabruͤckſche Geſchichte nen zu einer Zeit, wo die Reichs-vertheidigung nichtetwan einigen Dienſtleuten oder Soͤldnern, ſondern dem gemeinen Heerbann oblag, war vor die Saſſen um ſo viel bedenklicher, je weitlaͤufiger die fraͤnkiſchen Graͤnzen auseinander lagen. „Ein ſo groſſes Reich, „konnten ſie mit Recht ſagen, mache die Sklaverey „nothwendig oder die Freyheit doch ſo theuer, daß „die Koſten den Vortheil uͤberwoͤgen. Das Wohl „einzelner Wehren komme darinn niemals, und das „von ganzen Provinzien nur bey ihrer Aufopferung „in Betracht. Die Saſſen wuͤrden mit den Fran- „ken bald uͤber die Alpen (a) und bald uͤber die „Pyrenaͤen ziehen muͤſſen, wenn es die Noth oder „der Koͤnig erforderte; und ſo wie das fraͤnkiſche „Reich oder die Herrſchſucht ſeines Oberhaupts ſich „ausdehnte, wuͤrden ſich auch ihre Heerzuͤge aus- „dehnen und vermehren. Bisher haͤtten ſie alle „Eroberungen verachtet, weil ſolche einzelnen Woh- „nern, die keine Soͤldner darauf halten wollten, nur „zur Laſt kaͤmen; ſie haͤtten niemals im Herrn-dienſt „ſondern fuͤr ihren eigenen Heerd geſieget; und kei- „nen Tropfen Bluts fuͤr Sold oder Lehn aufge- „opfert. Kuͤnftig aber wuͤrden ſie fuͤr einen Mo- „narchen erobern, und ihren Acker verlaſſen muͤſſen. „Der Koͤnig ſey großmuͤthig genug zu erkennen, daß „ein ehrlicher Mann ſo wenig von ſeiner Perſon als „von ſeinen Gruͤnden einem Oberhaupte Zins geben „koͤnne. Allein ein ewiger Heerzug, werde ſie bald „in die aͤuſſerſte Armuth, und zuletzt in die Noth- „wendigkeit ſtuͤrzen, ſich als Knechte zu retten. 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Oſnabruͤckſche Geſchichte
nen zu einer Zeit, wo die Reichs-vertheidigung nicht
etwan einigen Dienſtleuten oder Soͤldnern, ſondern
dem gemeinen Heerbann oblag, war vor die Saſſen
um ſo viel bedenklicher, je weitlaͤufiger die fraͤnkiſchen
Graͤnzen auseinander lagen. „Ein ſo groſſes Reich,
„konnten ſie mit Recht ſagen, mache die Sklaverey
„nothwendig oder die Freyheit doch ſo theuer, daß
„die Koſten den Vortheil uͤberwoͤgen. Das Wohl
„einzelner Wehren komme darinn niemals, und das
„von ganzen Provinzien nur bey ihrer Aufopferung
„in Betracht. Die Saſſen wuͤrden mit den Fran-
„ken bald uͤber die Alpen
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und bald uͤber die
„Pyrenaͤen ziehen muͤſſen, wenn es die Noth oder
„der Koͤnig erforderte; und ſo wie das fraͤnkiſche
„Reich oder die Herrſchſucht ſeines Oberhaupts ſich
„ausdehnte, wuͤrden ſich auch ihre Heerzuͤge aus-
„dehnen und vermehren. Bisher haͤtten ſie alle
„Eroberungen verachtet, weil ſolche einzelnen Woh-
„nern, die keine Soͤldner darauf halten wollten, nur
„zur Laſt kaͤmen; ſie haͤtten niemals im Herrn-dienſt
„ſondern fuͤr ihren eigenen Heerd geſieget; und kei-
„nen Tropfen Bluts fuͤr Sold oder Lehn aufge-
„opfert. Kuͤnftig aber wuͤrden ſie fuͤr einen Mo-
„narchen erobern, und ihren Acker verlaſſen muͤſſen.
„Der Koͤnig ſey großmuͤthig genug zu erkennen, daß
„ein ehrlicher Mann ſo wenig von ſeiner Perſon als
„von ſeinen Gruͤnden einem Oberhaupte Zins geben
„koͤnne. Allein ein ewiger Heerzug, werde ſie bald
„in die aͤuſſerſte Armuth, und zuletzt in die Noth-
„wendigkeit ſtuͤrzen, ſich als Knechte zu retten.
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⁽a⁾ Der Kayſer milderte dieſe Furcht; indem er den ganzen
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