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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Vorrede.
Processe in seinem Laufe fort. Geistliche, Edelleute
und Städte verlohren vieles von demjenigen was sie
in der mittlern Zeit und bey andern Vertheidigungs-
anstalten wohl erworben und verdienet hatten. Der
Landesherr ward durch die Nutzung des gemeinen
Reichseigenthums mächtiger. Ehrgeiz, Eyfersucht
und Fantasie verführten ihn zu stehenden Herren; und
die Noth erforderte sie anfänglich. Der Kayser sahe
sie aus dem grossen Gesichtspunkte der allgemeinen
Reichsvertheidigung gern, erst ohne sie nach einem
sichern Verhältnis bestimmen zu wollen, und bald
ohne es zu können.

Jedoch ein aufmerksamer Kenner der deutschen Ge-
schichte wird dieses alles fruchtbarer einsehen, und
leicht erkennen, daß wir nur alsdenn erst eine brauch-
bare und pragmatische Geschichte unsers Vaterlandes
erhalten werden, wenn es einem Manne von gehöriger
Einsicht gelingen wird, sich auf eine solche Höhe zu
setzen, wovon er alle diese Veränderungen, welche
den Reichsboden und seine Eigenthümer betroffen,
mit ihren Ursachen und Folgen in den einzelnen Thei-
len des deutschen Reiches übersehen, solche zu einem
einzigen Hauptwerke vereinigen, und dieses in seiner
ganzen Grösse ungemahlt und ungeschnitzt, aber stark
und rein aufstellen kann. Wie vieles wird aber auch
ein Gatterer noch mit Recht fordern, ehe ein Ge-
schichtschreiber jene Höhe besteigen und sein ganzes
Feld im vollkommensten Lichte übersehen kann.

Jndes-

Vorrede.
Proceſſe in ſeinem Laufe fort. Geiſtliche, Edelleute
und Staͤdte verlohren vieles von demjenigen was ſie
in der mittlern Zeit und bey andern Vertheidigungs-
anſtalten wohl erworben und verdienet hatten. Der
Landesherr ward durch die Nutzung des gemeinen
Reichseigenthums maͤchtiger. Ehrgeiz, Eyferſucht
und Fantaſie verfuͤhrten ihn zu ſtehenden Herren; und
die Noth erforderte ſie anfaͤnglich. Der Kayſer ſahe
ſie aus dem groſſen Geſichtspunkte der allgemeinen
Reichsvertheidigung gern, erſt ohne ſie nach einem
ſichern Verhaͤltnis beſtimmen zu wollen, und bald
ohne es zu koͤnnen.

Jedoch ein aufmerkſamer Kenner der deutſchen Ge-
ſchichte wird dieſes alles fruchtbarer einſehen, und
leicht erkennen, daß wir nur alsdenn erſt eine brauch-
bare und pragmatiſche Geſchichte unſers Vaterlandes
erhalten werden, wenn es einem Manne von gehoͤriger
Einſicht gelingen wird, ſich auf eine ſolche Hoͤhe zu
ſetzen, wovon er alle dieſe Veraͤnderungen, welche
den Reichsboden und ſeine Eigenthuͤmer betroffen,
mit ihren Urſachen und Folgen in den einzelnen Thei-
len des deutſchen Reiches uͤberſehen, ſolche zu einem
einzigen Hauptwerke vereinigen, und dieſes in ſeiner
ganzen Groͤſſe ungemahlt und ungeſchnitzt, aber ſtark
und rein aufſtellen kann. Wie vieles wird aber auch
ein Gatterer noch mit Recht fordern, ehe ein Ge-
ſchichtſchreiber jene Hoͤhe beſteigen und ſein ganzes
Feld im vollkommenſten Lichte uͤberſehen kann.

Jndeſ-
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[0026] Vorrede. Proceſſe in ſeinem Laufe fort. Geiſtliche, Edelleute und Staͤdte verlohren vieles von demjenigen was ſie in der mittlern Zeit und bey andern Vertheidigungs- anſtalten wohl erworben und verdienet hatten. Der Landesherr ward durch die Nutzung des gemeinen Reichseigenthums maͤchtiger. Ehrgeiz, Eyferſucht und Fantaſie verfuͤhrten ihn zu ſtehenden Herren; und die Noth erforderte ſie anfaͤnglich. Der Kayſer ſahe ſie aus dem groſſen Geſichtspunkte der allgemeinen Reichsvertheidigung gern, erſt ohne ſie nach einem ſichern Verhaͤltnis beſtimmen zu wollen, und bald ohne es zu koͤnnen. Jedoch ein aufmerkſamer Kenner der deutſchen Ge- ſchichte wird dieſes alles fruchtbarer einſehen, und leicht erkennen, daß wir nur alsdenn erſt eine brauch- bare und pragmatiſche Geſchichte unſers Vaterlandes erhalten werden, wenn es einem Manne von gehoͤriger Einſicht gelingen wird, ſich auf eine ſolche Hoͤhe zu ſetzen, wovon er alle dieſe Veraͤnderungen, welche den Reichsboden und ſeine Eigenthuͤmer betroffen, mit ihren Urſachen und Folgen in den einzelnen Thei- len des deutſchen Reiches uͤberſehen, ſolche zu einem einzigen Hauptwerke vereinigen, und dieſes in ſeiner ganzen Groͤſſe ungemahlt und ungeſchnitzt, aber ſtark und rein aufſtellen kann. Wie vieles wird aber auch ein Gatterer noch mit Recht fordern, ehe ein Ge- ſchichtſchreiber jene Hoͤhe beſteigen und ſein ganzes Feld im vollkommenſten Lichte uͤberſehen kann. Jndeſ-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/26>, abgerufen am 24.11.2024.