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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
gerisch und jeder ander Stand verächtlich werden
muste, schwer zu erhalten. Der Cheruskische
Adel, dessen Gefolge nothwendig stark vermehrt
war, (b) hatte sich bereits unter einander aufgerie-
ben, (c) und die Nation (d) dahin gebracht, des Ar-
minius Brudern Sohn Jtalus, der in Jtalien geboh-
ren und erzogen war, (e) von Rom als ihren König
zu berufen. So angenehm er aber den Gemeinen
Anfangs gewesen war: so sehr ward er zuletzt den
Edlen, und der ganzen Nation verhaßt, da er nach
römischen Grundsätzen regieren wollte. Die Bruckter
und Angrivarier mogten unter dem Einfluß der nä-
hern römischen Macht, der Ruhe geniessen welche ih-
nen Claudius gestattete. Man sieht ein, daß diese
drey Nationen damals nicht vereinigt waren, ob sie
schon, ehe und bevor Claudius seinen grossen Ent-
schluß vollführte, Galba die Chatten und Gabinius
die Marser und Kauchen schlug, Corbulo aber mit
seinen Entwürfen über die Emse war, (f) ein ge-
meinschaftliches System (g) behaupteten und sich
dieser ihrer Nachbaren nicht annahmen.

(a) Vacui agri militum usui sepositi ---- vastitatem & solitudi-
nem malebant quam amicos populos. TAC. XIII.
54. 56.
Es scheint, daß Claudius diese Politik gefaßt habe; in-
dem sich solche, so lange man noch auf Eroberungen
dachte, nicht wohl schickte.
(b) S. §. 33. n. c.
(c) Amissis per interna bella nobilibus regem Roma petierunt,
uno reliquo stirpis regiae, qui apud urbem habebatur nomi-
ne Italus. Id. XI.
16.
(d) Adstrepebat huic alacre vulgus. TAC. XI. 17.
(e) Ita-

Oſnabruͤckſche Geſchichte
geriſch und jeder ander Stand veraͤchtlich werden
muſte, ſchwer zu erhalten. Der Cheruskiſche
Adel, deſſen Gefolge nothwendig ſtark vermehrt
war, (b) hatte ſich bereits unter einander aufgerie-
ben, (c) und die Nation (d) dahin gebracht, des Ar-
minius Brudern Sohn Jtalus, der in Jtalien geboh-
ren und erzogen war, (e) von Rom als ihren Koͤnig
zu berufen. So angenehm er aber den Gemeinen
Anfangs geweſen war: ſo ſehr ward er zuletzt den
Edlen, und der ganzen Nation verhaßt, da er nach
roͤmiſchen Grundſaͤtzen regieren wollte. Die Bruckter
und Angrivarier mogten unter dem Einfluß der naͤ-
hern roͤmiſchen Macht, der Ruhe genieſſen welche ih-
nen Claudius geſtattete. Man ſieht ein, daß dieſe
drey Nationen damals nicht vereinigt waren, ob ſie
ſchon, ehe und bevor Claudius ſeinen groſſen Ent-
ſchluß vollfuͤhrte, Galba die Chatten und Gabinius
die Marſer und Kauchen ſchlug, Corbulo aber mit
ſeinen Entwuͤrfen uͤber die Emſe war, (f) ein ge-
meinſchaftliches Syſtem (g) behaupteten und ſich
dieſer ihrer Nachbaren nicht annahmen.

(a) Vacui agri militum uſui ſepoſiti ---- vaſtitatem & ſolitudi-
nem malebant quam amicos populos. TAC. XIII.
54. 56.
Es ſcheint, daß Claudius dieſe Politik gefaßt habe; in-
dem ſich ſolche, ſo lange man noch auf Eroberungen
dachte, nicht wohl ſchickte.
(b) S. §. 33. n. c.
(c) Amiſſis per interna bella nobilibus regem Roma petierunt,
uno reliquo ſtirpis regiæ, qui apud urbem habebatur nomi-
ne Italus. Id. XI.
16.
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[188/0218] Oſnabruͤckſche Geſchichte geriſch und jeder ander Stand veraͤchtlich werden muſte, ſchwer zu erhalten. Der Cheruskiſche Adel, deſſen Gefolge nothwendig ſtark vermehrt war, ⁽b⁾ hatte ſich bereits unter einander aufgerie- ben, ⁽c⁾ und die Nation ⁽d⁾ dahin gebracht, des Ar- minius Brudern Sohn Jtalus, der in Jtalien geboh- ren und erzogen war, ⁽e⁾ von Rom als ihren Koͤnig zu berufen. So angenehm er aber den Gemeinen Anfangs geweſen war: ſo ſehr ward er zuletzt den Edlen, und der ganzen Nation verhaßt, da er nach roͤmiſchen Grundſaͤtzen regieren wollte. Die Bruckter und Angrivarier mogten unter dem Einfluß der naͤ- hern roͤmiſchen Macht, der Ruhe genieſſen welche ih- nen Claudius geſtattete. Man ſieht ein, daß dieſe drey Nationen damals nicht vereinigt waren, ob ſie ſchon, ehe und bevor Claudius ſeinen groſſen Ent- ſchluß vollfuͤhrte, Galba die Chatten und Gabinius die Marſer und Kauchen ſchlug, Corbulo aber mit ſeinen Entwuͤrfen uͤber die Emſe war, ⁽f⁾ ein ge- meinſchaftliches Syſtem ⁽g⁾ behaupteten und ſich dieſer ihrer Nachbaren nicht annahmen. ⁽a⁾ Vacui agri militum uſui ſepoſiti ---- vaſtitatem & ſolitudi- nem malebant quam amicos populos. TAC. XIII. 54. 56. Es ſcheint, daß Claudius dieſe Politik gefaßt habe; in- dem ſich ſolche, ſo lange man noch auf Eroberungen dachte, nicht wohl ſchickte. ⁽b⁾ S. §. 33. n. c. ⁽c⁾ Amiſſis per interna bella nobilibus regem Roma petierunt, uno reliquo ſtirpis regiæ, qui apud urbem habebatur nomi- ne Italus. Id. XI. 16. ⁽d⁾ Adſtrepebat huic alacre vulgus. TAC. XI. 17. (e) Ita-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/218>, abgerufen am 26.11.2024.