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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
(a) Da die Römer mit Heeren von 40 bis 100 000 einbrachen:
so reichten keine edle Gefolge zu, um ihnen Widerstand
zu leisten. Germanicus sagt ausdrücklich: non loricam
Germano, non galeam, ne scuta quidem ferro nervove
firmata -- primam utcunque aciem hastatam; caeteris prae-
usta aut brevia tela -- sine pudore flagitii sine cura du-
cum abire fugere.
TAC. Ann. II.
14. Die letztern Worte
sind ein Gemählde des Arriere Ban nach dem Leben; ob-
gleich der Cheruskische eine Ausnahme von der Regel
war. Man vergleiche damit die Beschreibung des Ge-
folges. TAC. G. 13. 14. 15.
(b) Zu verstehen von den Alten, welche den Satz behaupte-
ten: Germanis Romanisque idem conducere. TAC. Ann.
I.
58; nicht aber von den Jungen, wovon es hieß: no-
stra furit juventus. VELL II.
107. Jn dem Triumph wel-
chen Germanicus hielt, waren fast lauter Söhne leben-
der Väter. STRABO VII; und jene schienen damals
im Gefolge Armins gedient zu haben. Merkwürdig
war es, daß Malevendus Dux Marsorum (vermuthlich
führte er nur noch diesen Tittel) die römische Parthey
mitten in dem Kriege seiner Nation halten durfte. TAC.
Ann. I.
71. Sonst hieß es: Segestes ex quo a Divo Au-
gusto civitate donatus erat, amicos inimicosque ex eorum
utilitate delegerat. TAC. Ann. I. 58. Inguiomerus Armi-
nii patruus veteri apud Romanos authoritate. Ib. 60. Boio-
calus 50 annorum obsequio. XIII. 35. Segimer in deditio-
nem acceptus. II. 25. &c.
überhaupt schien August jener
Cheruskischen Familie überaus grosse Merkmale seiner
Freundschaft gegeben zu haben. Die Väter konnten es
nie vergessen. I. 58.
(c) Weil sie nicht einzeln verschlungen werden konnten, so
lange sie gemeine Sache unter einem Haupte machten.
Jetzt unterscheidet man Reich und Herrschaft, im-
perium & dominium
so genau nicht mehr. Bey den Rö-
mern verwandelte sich ebenfals imperium in dominatio-
nem,
bis man endlich mit dem imperio einen andern
Begrif verband. Jetzt ist alles Territorial-Hoheit; ein
Mittelwort zwischen Reich und Herrschaft. Die Unter-
Oſnabruͤckſche Geſchichte
(a) Da die Roͤmer mit Heeren von 40 bis 100 000 einbrachen:
ſo reichten keine edle Gefolge zu, um ihnen Widerſtand
zu leiſten. Germanicus ſagt ausdruͤcklich: non loricam
Germano, non galeam, ne ſcuta quidem ferro nervove
firmata -- primam utcunque aciem haſtatam; cæteris præ-
uſta aut brevia tela -- ſine pudore flagitii ſine cura du-
cum abire fugere.
TAC. Ann. II.
14. Die letztern Worte
ſind ein Gemaͤhlde des Arriere Ban nach dem Leben; ob-
gleich der Cheruskiſche eine Ausnahme von der Regel
war. Man vergleiche damit die Beſchreibung des Ge-
folges. TAC. G. 13. 14. 15.
(b) Zu verſtehen von den Alten, welche den Satz behaupte-
ten: Germanis Romanisque idem conducere. TAC. Ann.
I.
58; nicht aber von den Jungen, wovon es hieß: no-
ſtra furit juventus. VELL II.
107. Jn dem Triumph wel-
chen Germanicus hielt, waren faſt lauter Soͤhne leben-
der Vaͤter. STRABO VII; und jene ſchienen damals
im Gefolge Armins gedient zu haben. Merkwuͤrdig
war es, daß Malevendus Dux Marſorum (vermuthlich
fuͤhrte er nur noch dieſen Tittel) die roͤmiſche Parthey
mitten in dem Kriege ſeiner Nation halten durfte. TAC.
Ann. I.
71. Sonſt hieß es: Segeſtes ex quo a Divo Au-
guſto civitate donatus erat, amicos inimicosque ex eorum
utilitate delegerat. TAC. Ann. I. 58. Inguiomerus Armi-
nii patruus veteri apud Romanos authoritate. Ib. 60. Boio-
calus 50 annorum obſequio. XIII. 35. Segimer in deditio-
nem acceptus. II. 25. &c.
uͤberhaupt ſchien Auguſt jener
Cheruskiſchen Familie uͤberaus groſſe Merkmale ſeiner
Freundſchaft gegeben zu haben. Die Vaͤter konnten es
nie vergeſſen. I. 58.
(c) Weil ſie nicht einzeln verſchlungen werden konnten, ſo
lange ſie gemeine Sache unter einem Haupte machten.
Jetzt unterſcheidet man Reich und Herrſchaft, im-
perium & dominium
ſo genau nicht mehr. Bey den Roͤ-
mern verwandelte ſich ebenfals imperium in dominatio-
nem,
bis man endlich mit dem imperio einen andern
Begrif verband. Jetzt iſt alles Territorial-Hoheit; ein
Mittelwort zwiſchen Reich und Herrſchaft. Die Unter-
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[182/0212] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽a⁾ Da die Roͤmer mit Heeren von 40 bis 100 000 einbrachen: ſo reichten keine edle Gefolge zu, um ihnen Widerſtand zu leiſten. Germanicus ſagt ausdruͤcklich: non loricam Germano, non galeam, ne ſcuta quidem ferro nervove firmata -- primam utcunque aciem haſtatam; cæteris præ- uſta aut brevia tela -- ſine pudore flagitii ſine cura du- cum abire fugere. TAC. Ann. II. 14. Die letztern Worte ſind ein Gemaͤhlde des Arriere Ban nach dem Leben; ob- gleich der Cheruskiſche eine Ausnahme von der Regel war. Man vergleiche damit die Beſchreibung des Ge- folges. TAC. G. 13. 14. 15. ⁽b⁾ Zu verſtehen von den Alten, welche den Satz behaupte- ten: Germanis Romanisque idem conducere. TAC. Ann. I. 58; nicht aber von den Jungen, wovon es hieß: no- ſtra furit juventus. VELL II. 107. Jn dem Triumph wel- chen Germanicus hielt, waren faſt lauter Soͤhne leben- der Vaͤter. STRABO VII; und jene ſchienen damals im Gefolge Armins gedient zu haben. Merkwuͤrdig war es, daß Malevendus Dux Marſorum (vermuthlich fuͤhrte er nur noch dieſen Tittel) die roͤmiſche Parthey mitten in dem Kriege ſeiner Nation halten durfte. TAC. Ann. I. 71. Sonſt hieß es: Segeſtes ex quo a Divo Au- guſto civitate donatus erat, amicos inimicosque ex eorum utilitate delegerat. TAC. Ann. I. 58. Inguiomerus Armi- nii patruus veteri apud Romanos authoritate. Ib. 60. Boio- calus 50 annorum obſequio. XIII. 35. Segimer in deditio- nem acceptus. II. 25. &c. uͤberhaupt ſchien Auguſt jener Cheruskiſchen Familie uͤberaus groſſe Merkmale ſeiner Freundſchaft gegeben zu haben. Die Vaͤter konnten es nie vergeſſen. I. 58. ⁽c⁾ Weil ſie nicht einzeln verſchlungen werden konnten, ſo lange ſie gemeine Sache unter einem Haupte machten. Jetzt unterſcheidet man Reich und Herrſchaft, im- perium & dominium ſo genau nicht mehr. Bey den Roͤ- mern verwandelte ſich ebenfals imperium in dominatio- nem, bis man endlich mit dem imperio einen andern Begrif verband. Jetzt iſt alles Territorial-Hoheit; ein Mittelwort zwiſchen Reich und Herrſchaft. Die Unter- druͤ-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/212>, abgerufen am 27.11.2024.