Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte die Spitze gestellt. Die Römer durften ein so kühnesUnrecht nicht ungerochen lassen, und die Cherusker, Bruckter und Angrivarier musten in beständiger Furcht leben; oder grosse Vereinigungen errichten, und sich in einer völligen Kriegs-Verfassung erhalten. Armin bediente sich dieser Umstände. Noth und Dankbarkeit machten ihn zum Feldherrn. Die Ge- meinen liebten ihn, so sehr als er von den Edlen, welche die Folgen seiner Unternehmungen gar zu gut einsahen, gehasset wurde. Hiedurch entstand zuerst ein einheimischer Krieg, welcher den Römern Zeit ließ sich von ihrem Schrecken zu erhohlen, und bald dar- auf mit einem Heer von hundert-tausend Mann einzu- brechen, und ganz Westphalen (a) mit Feuer und Schwerd zu verheeren. Der römische Feldherr Ger- manicus zerstörte bey dieser Gelegenheit auch den be- rühmten Tempel Tanfans, (b) und gieng damit um, die Völker zwischen dem Rheine und der Weser dergestalt zu entkräften, (c) daß sie fernerhin die rö- mischen Gränzen am Niederrhein unangefochten lassen sollten. Jn dieser Absicht that er verschiedne Feldzü- ge, lief zu zween malen in die Emse ein, und drang von dorther durch unsre Gegenden gegen die Weser, und über dieselbe; ohne jedoch seine völlige Absicht zu er- reichen, indem er einigemal gar übel heimgeführt, (d) und anch durch seine Vortheile nicht verbessert wurde, weil ein Sieg insgemein nichts mehr entschied, als daß der eine flüchten, und der andre zurückgehen muste. (a) Quinquaginta millium spatium ferro flammisque pervastat: non sexus non aetas miserationem attulit; profana simul & Oſnabruͤckſche Geſchichte die Spitze geſtellt. Die Roͤmer durften ein ſo kuͤhnesUnrecht nicht ungerochen laſſen, und die Cherusker, Bruckter und Angrivarier muſten in beſtaͤndiger Furcht leben; oder groſſe Vereinigungen errichten, und ſich in einer voͤlligen Kriegs-Verfaſſung erhalten. Armin bediente ſich dieſer Umſtaͤnde. Noth und Dankbarkeit machten ihn zum Feldherrn. Die Ge- meinen liebten ihn, ſo ſehr als er von den Edlen, welche die Folgen ſeiner Unternehmungen gar zu gut einſahen, gehaſſet wurde. Hiedurch entſtand zuerſt ein einheimiſcher Krieg, welcher den Roͤmern Zeit ließ ſich von ihrem Schrecken zu erhohlen, und bald dar- auf mit einem Heer von hundert-tauſend Mann einzu- brechen, und ganz Weſtphalen (a) mit Feuer und Schwerd zu verheeren. Der roͤmiſche Feldherr Ger- manicus zerſtoͤrte bey dieſer Gelegenheit auch den be- ruͤhmten Tempel Tanfans, (b) und gieng damit um, die Voͤlker zwiſchen dem Rheine und der Weſer dergeſtalt zu entkraͤften, (c) daß ſie fernerhin die roͤ- miſchen Graͤnzen am Niederrhein unangefochten laſſen ſollten. Jn dieſer Abſicht that er verſchiedne Feldzuͤ- ge, lief zu zween malen in die Emſe ein, und drang von dorther durch unſre Gegenden gegen die Weſer, und uͤber dieſelbe; ohne jedoch ſeine voͤllige Abſicht zu er- reichen, indem er einigemal gar uͤbel heimgefuͤhrt, (d) und anch durch ſeine Vortheile nicht verbeſſert wurde, weil ein Sieg insgemein nichts mehr entſchied, als daß der eine fluͤchten, und der andre zuruͤckgehen muſte. (a) Quinquaginta millium ſpatium ferro flammisque pervaſtat: non ſexus non ætas miſerationem attulit; profana ſimul & <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0208" n="178"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi></fw><lb/> die Spitze geſtellt. Die Roͤmer durften ein ſo kuͤhnes<lb/> Unrecht nicht ungerochen laſſen, und die Cherusker,<lb/> Bruckter und Angrivarier muſten in beſtaͤndiger<lb/> Furcht leben; oder groſſe Vereinigungen errichten,<lb/> und ſich in einer voͤlligen Kriegs-Verfaſſung erhalten.<lb/> Armin bediente ſich dieſer Umſtaͤnde. Noth und<lb/> Dankbarkeit machten ihn zum Feldherrn. Die Ge-<lb/> meinen liebten ihn, ſo ſehr als er von den Edlen,<lb/> welche die Folgen ſeiner Unternehmungen gar zu gut<lb/> einſahen, gehaſſet wurde. 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Oſnabruͤckſche Geſchichte
die Spitze geſtellt. Die Roͤmer durften ein ſo kuͤhnes
Unrecht nicht ungerochen laſſen, und die Cherusker,
Bruckter und Angrivarier muſten in beſtaͤndiger
Furcht leben; oder groſſe Vereinigungen errichten,
und ſich in einer voͤlligen Kriegs-Verfaſſung erhalten.
Armin bediente ſich dieſer Umſtaͤnde. Noth und
Dankbarkeit machten ihn zum Feldherrn. Die Ge-
meinen liebten ihn, ſo ſehr als er von den Edlen,
welche die Folgen ſeiner Unternehmungen gar zu gut
einſahen, gehaſſet wurde. Hiedurch entſtand zuerſt
ein einheimiſcher Krieg, welcher den Roͤmern Zeit ließ
ſich von ihrem Schrecken zu erhohlen, und bald dar-
auf mit einem Heer von hundert-tauſend Mann einzu-
brechen, und ganz Weſtphalen
⁽a⁾
mit Feuer und
Schwerd zu verheeren. Der roͤmiſche Feldherr Ger-
manicus zerſtoͤrte bey dieſer Gelegenheit auch den be-
ruͤhmten Tempel Tanfans,
⁽b⁾
und gieng damit
um, die Voͤlker zwiſchen dem Rheine und der Weſer
dergeſtalt zu entkraͤften,
⁽c⁾
daß ſie fernerhin die roͤ-
miſchen Graͤnzen am Niederrhein unangefochten laſſen
ſollten. Jn dieſer Abſicht that er verſchiedne Feldzuͤ-
ge, lief zu zween malen in die Emſe ein, und drang von
dorther durch unſre Gegenden gegen die Weſer, und
uͤber dieſelbe; ohne jedoch ſeine voͤllige Abſicht zu er-
reichen, indem er einigemal gar uͤbel heimgefuͤhrt,
⁽d⁾
und anch durch ſeine Vortheile nicht verbeſſert wurde,
weil ein Sieg insgemein nichts mehr entſchied, als
daß der eine fluͤchten, und der andre zuruͤckgehen
muſte.
⁽a⁾ Quinquaginta millium ſpatium ferro flammisque pervaſtat:
non ſexus non ætas miſerationem attulit; profana ſimul &
ſacra,
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