Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.dritter Abschnitt. blick (a) an einzig und allein auf Oberdeutschlandoder Germanien, dessen Eroberung dem Römischen Reiche die schönste Festigkeit, Rundung und Ge- mächlichkeit geben konnte. Die Völker am Nieder- rhein, welche eben wieder einen Einfall in Gallien ge- wagt hatten, kamen also noch gut genug davon. (b) Wie sie sich ihm aber aufs neue zunöthigten, gieng er ihnen mit Macht zu Leibe, unterwarf sich die Si- camber, (c) wies die Chatten in gewisse Schranken, nöthigte die Cherusker Bedingungen anzunehmen, überwältigte an der See-küste die Friesen, drang bis zu den Kauchen und eröfnete damit auf einmal und bis an dieselbe einen ganz neuen Schauplatz. Doch mehr um sich freye Hände als neue Länder zu erwer- ben. Die hiesigen konnten verheert oder beruhigt, leichter entbehrt als erhalten werden. Zu diesem Ende wurden nun auch einige Vestungen (d) an der Lippe angelegt; und man kann sagen daß damals unser Land von dem Kayser August abgehangen habe; ob es wol seiner Lage wegen von keinen Römischen Völkern berührt seyn mogte. Denn ihre vornehmsten Bewe- gungen geschahen lange nachher noch immer die Lippe hinauf, oder die Seeküste hinunter, weil Nachfuhr und Vorsicht keine andre Wege so leicht gestatteten. (a) Jch schliesse dieses aus dem was nachher geschahe. DIO LV. 28. Vernunft und Umstände S. FLOR. IV. 12. 3. brachten dieses System hervor. August gieng mit 12 Legionen gegen die Germanier, TAC. Ann. XII. 46. und machte sich dieselben verbindlich; weswegen Armin den Marbod proditorem patriae & satellitem Caesaris nennt. ib. 45. (b) Obsidibus datis pacem acceperunt. DIO. l. c. Man muß dritter Abſchnitt. blick (a) an einzig und allein auf Oberdeutſchlandoder Germanien, deſſen Eroberung dem Roͤmiſchen Reiche die ſchoͤnſte Feſtigkeit, Rundung und Ge- maͤchlichkeit geben konnte. Die Voͤlker am Nieder- rhein, welche eben wieder einen Einfall in Gallien ge- wagt hatten, kamen alſo noch gut genug davon. (b) Wie ſie ſich ihm aber aufs neue zunoͤthigten, gieng er ihnen mit Macht zu Leibe, unterwarf ſich die Si- camber, (c) wies die Chatten in gewiſſe Schranken, noͤthigte die Cherusker Bedingungen anzunehmen, uͤberwaͤltigte an der See-kuͤſte die Frieſen, drang bis zu den Kauchen und eroͤfnete damit auf einmal und bis an dieſelbe einen ganz neuen Schauplatz. Doch mehr um ſich freye Haͤnde als neue Laͤnder zu erwer- ben. Die hieſigen konnten verheert oder beruhigt, leichter entbehrt als erhalten werden. Zu dieſem Ende wurden nun auch einige Veſtungen (d) an der Lippe angelegt; und man kann ſagen daß damals unſer Land von dem Kayſer Auguſt abgehangen habe; ob es wol ſeiner Lage wegen von keinen Roͤmiſchen Voͤlkern beruͤhrt ſeyn mogte. Denn ihre vornehmſten Bewe- gungen geſchahen lange nachher noch immer die Lippe hinauf, oder die Seekuͤſte hinunter, weil Nachfuhr und Vorſicht keine andre Wege ſo leicht geſtatteten. (a) Jch ſchlieſſe dieſes aus dem was nachher geſchahe. DIO LV. 28. Vernunft und Umſtaͤnde S. FLOR. IV. 12. 3. brachten dieſes Syſtem hervor. Auguſt gieng mit 12 Legionen gegen die Germanier, TAC. Ann. XII. 46. und machte ſich dieſelben verbindlich; weswegen Armin den Marbod proditorem patriæ & ſatellitem Cæſaris nennt. ib. 45. (b) Obſidibus datis pacem acceperunt. DIO. l. c. Man muß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> blick <note place="end" n="(a)"/> an einzig und allein auf Oberdeutſchland<lb/> oder Germanien, deſſen Eroberung dem Roͤmiſchen<lb/> Reiche die ſchoͤnſte Feſtigkeit, Rundung und Ge-<lb/> maͤchlichkeit geben konnte. 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dritter Abſchnitt.
blick
⁽a⁾
an einzig und allein auf Oberdeutſchland
oder Germanien, deſſen Eroberung dem Roͤmiſchen
Reiche die ſchoͤnſte Feſtigkeit, Rundung und Ge-
maͤchlichkeit geben konnte. Die Voͤlker am Nieder-
rhein, welche eben wieder einen Einfall in Gallien ge-
wagt hatten, kamen alſo noch gut genug davon.
⁽b⁾
Wie ſie ſich ihm aber aufs neue zunoͤthigten, gieng
er ihnen mit Macht zu Leibe, unterwarf ſich die Si-
camber,
⁽c⁾
wies die Chatten in gewiſſe Schranken,
noͤthigte die Cherusker Bedingungen anzunehmen,
uͤberwaͤltigte an der See-kuͤſte die Frieſen, drang bis
zu den Kauchen und eroͤfnete damit auf einmal und
bis an dieſelbe einen ganz neuen Schauplatz. Doch
mehr um ſich freye Haͤnde als neue Laͤnder zu erwer-
ben. Die hieſigen konnten verheert oder beruhigt,
leichter entbehrt als erhalten werden. Zu dieſem Ende
wurden nun auch einige Veſtungen
⁽d⁾
an der Lippe
angelegt; und man kann ſagen daß damals unſer Land
von dem Kayſer Auguſt abgehangen habe; ob es
wol ſeiner Lage wegen von keinen Roͤmiſchen Voͤlkern
beruͤhrt ſeyn mogte. Denn ihre vornehmſten Bewe-
gungen geſchahen lange nachher noch immer die Lippe
hinauf, oder die Seekuͤſte hinunter, weil Nachfuhr
und Vorſicht keine andre Wege ſo leicht geſtatteten.
⁽a⁾ Jch ſchlieſſe dieſes aus dem was nachher geſchahe. DIO
LV. 28. Vernunft und Umſtaͤnde S. FLOR. IV. 12. 3.
brachten dieſes Syſtem hervor. Auguſt gieng mit 12
Legionen gegen die Germanier, TAC. Ann. XII. 46. und
machte ſich dieſelben verbindlich; weswegen Armin
den Marbod proditorem patriæ & ſatellitem Cæſaris nennt.
ib. 45.
⁽b⁾ Obſidibus datis pacem acceperunt. DIO. l. c. Man muß
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