Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.dritter Abschnitt. verrückt; und wie die Chatten, welche diese SchwäbischeReichs-Landwehr bewohnten nachwärts Franken wurden, hieß es mit Recht: Inter Saxones & Alamannos gens est non tam lata quam valida; apud historicos Germania, nunc Francia vocatur. Vita S. Hilar. Erem. beym BOVQVET T. I. p. 743. Man muß aber sylvam Bacenim infinitae ma- gnitudinis. CAES. de B. G. VI. für alles nehmen, wofür er genommen werden kann; und sich vorstellen, daß man oft von einer Seite alles Schwarz-wald, und von der andern Seite alles Harz-wald nenne. Die Chatten, quos saltus Hercynius prosequebatur & deponebat. TAC. G. 30. musten es ihrer Lage wegen mit den Sueven oder mit den Sachsen halten. Sie wählten das erstere als das sicherste, und waren daher geschworne Feinde der Cheruskischen Sachsen, als welche niemals zu den Sue- ven kommen konnten, ohne die Chatten im Laufe mit zu- nehmen. Es ist ferner klar, daß vor eine fremde Armee keine bessere Stellung in Deutschland seyn konnte, als auf dieser grossen Scheidung; hier hatte sie immer von der Rechten oder Linken gewisse Hülfe, und konnte nach beyden Seiten mit gleicher Fertigkeit schlagen. Dies war die vornehmste Operations-Linie der Römer und Franken; hieraus begreift man auch wie die Chatten und Thüringer unter den Nahmen der Franken sich auf dieser Linie formiren, erhalten, und erst die rechte mit Hülfe der linken, und zuletzt die linke mit Hülfe der rechten unter sich bringen konnten. Die Römer führten bisweilen mit Ober- und Nieder-Deutschland zugleich Kriege; und beyde Länder wurden incidenter Socii; da es denn wol hieß: fuerat animus Cheruscis juvare Cattos. TAC. Ann. I. 56. Allein es werden allezeit Suevi & Si- cambri als potiores zweyer Nationen unterschieden. Sic Sicambros in deditionem acceptos; sic Suevos & regem Maroboduum pace obstrictum. TAC. Ann. II. 36. Ille genus Suevos acre indomitosque Sicambros contudit. PEDO ALBIN. de Druso. §. 79. L 3
dritter Abſchnitt. verruͤckt; und wie die Chatten, welche dieſe SchwaͤbiſcheReichs-Landwehr bewohnten nachwaͤrts Franken wurden, hieß es mit Recht: Inter Saxones & Alamannos gens eſt non tam lata quam valida; apud hiſtoricos Germania, nunc Francia vocatur. Vita S. Hilar. Erem. beym BOVQVET T. I. p. 743. Man muß aber ſylvam Bacenim infinitæ ma- gnitudinis. CAES. de B. G. VI. fuͤr alles nehmen, wofuͤr er genommen werden kann; und ſich vorſtellen, daß man oft von einer Seite alles Schwarz-wald, und von der andern Seite alles Harz-wald nenne. Die Chatten, quos ſaltus Hercynius proſequebatur & deponebat. TAC. G. 30. muſten es ihrer Lage wegen mit den Sueven oder mit den Sachſen halten. Sie waͤhlten das erſtere als das ſicherſte, und waren daher geſchworne Feinde der Cheruskiſchen Sachſen, als welche niemals zu den Sue- ven kommen konnten, ohne die Chatten im Laufe mit zu- nehmen. Es iſt ferner klar, daß vor eine fremde Armee keine beſſere Stellung in Deutſchland ſeyn konnte, als auf dieſer groſſen Scheidung; hier hatte ſie immer von der Rechten oder Linken gewiſſe Huͤlfe, und konnte nach beyden Seiten mit gleicher Fertigkeit ſchlagen. Dies war die vornehmſte Operations-Linie der Roͤmer und Franken; hieraus begreift man auch wie die Chatten und Thuͤringer unter den Nahmen der Franken ſich auf dieſer Linie formiren, erhalten, und erſt die rechte mit Huͤlfe der linken, und zuletzt die linke mit Huͤlfe der rechten unter ſich bringen konnten. Die Roͤmer fuͤhrten bisweilen mit Ober- und Nieder-Deutſchland zugleich Kriege; und beyde Laͤnder wurden incidenter Socii; da es denn wol hieß: fuerat animus Cheruſcis juvare Cattos. TAC. Ann. I. 56. Allein es werden allezeit Suevi & Si- cambri als potiores zweyer Nationen unterſchieden. Sic Sicambros in deditionem acceptos; ſic Suevos & regem Maroboduum pace obſtrictum. TAC. Ann. II. 36. Ille genus Suevos acre indomitosque Sicambros contudit. PEDO ALBIN. de Druſo. §. 79. L 3
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dritter Abſchnitt.
⁽b⁾
verruͤckt; und wie die Chatten, welche dieſe Schwaͤbiſche
Reichs-Landwehr bewohnten nachwaͤrts Franken wurden,
hieß es mit Recht: Inter Saxones & Alamannos gens eſt
non tam lata quam valida; apud hiſtoricos Germania, nunc
Francia vocatur. Vita S. Hilar. Erem. beym BOVQVET T.
I. p. 743. Man muß aber ſylvam Bacenim infinitæ ma-
gnitudinis. CAES. de B. G. VI. fuͤr alles nehmen, wofuͤr
er genommen werden kann; und ſich vorſtellen, daß man
oft von einer Seite alles Schwarz-wald, und von der
andern Seite alles Harz-wald nenne. Die Chatten,
quos ſaltus Hercynius proſequebatur & deponebat. TAC.
G. 30. muſten es ihrer Lage wegen mit den Sueven oder
mit den Sachſen halten. Sie waͤhlten das erſtere als
das ſicherſte, und waren daher geſchworne Feinde der
Cheruskiſchen Sachſen, als welche niemals zu den Sue-
ven kommen konnten, ohne die Chatten im Laufe mit zu-
nehmen. Es iſt ferner klar, daß vor eine fremde Armee
keine beſſere Stellung in Deutſchland ſeyn konnte, als
auf dieſer groſſen Scheidung; hier hatte ſie immer von
der Rechten oder Linken gewiſſe Huͤlfe, und konnte nach
beyden Seiten mit gleicher Fertigkeit ſchlagen. Dies
war die vornehmſte Operations-Linie der Roͤmer und
Franken; hieraus begreift man auch wie die Chatten
und Thuͤringer unter den Nahmen der Franken ſich auf
dieſer Linie formiren, erhalten, und erſt die rechte mit
Huͤlfe der linken, und zuletzt die linke mit Huͤlfe der
rechten unter ſich bringen konnten. Die Roͤmer fuͤhrten
bisweilen mit Ober- und Nieder-Deutſchland zugleich
Kriege; und beyde Laͤnder wurden incidenter Socii; da
es denn wol hieß: fuerat animus Cheruſcis juvare Cattos.
TAC. Ann. I. 56. Allein es werden allezeit Suevi & Si-
cambri als potiores zweyer Nationen unterſchieden. Sic
Sicambros in deditionem acceptos; ſic Suevos & regem
Maroboduum pace obſtrictum. TAC. Ann. II. 36. Ille
genus Suevos acre indomitosque Sicambros contudit. PEDO
ALBIN. de Druſo.
§. 79.
L 3
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