Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Osnabrücksche Geschichte
Hanf. Die Weiden sind nicht die fettesten, und
das Vieh von der mittlern Art. Das bessere wird
aus Ostfriesland (a) eingeführt; so wie Gärste und
Weitzen aus dem Schaumburgischen und Mindischen.
Die Garten-Früchte des Bauren sind Kohl, Rüben,
Erbsen, Bohnen, Fitzbohnen (b) und Kartuffeln.
Aus seiner eignen Zucht hat er in einiger Menge nichts
zu verkaufen als Schweine und Gänse; die Pferde
sind auf der Heide und dem Sande wie billig (c) klein; auf schwerern Boden aber besser und bisweilen
schön. Hohes Wildpret hat man vordem nothdürftig
gehabt; und die Wolfs-Jagden sind eine grosse
Beschwerde der Einwohner gewesen. Nun aber
glücklicher (d) Weise nicht mehr, nachdem das Holz
abgenommen und das Wild zu wenig Schutz gehabt
hat. An kleinem Wilde (e) ist kein Mangel und
auch kein Ueberfluß. Sonst bringt das Land zur
Ausfuhr fast wenig oder nichts hervor; destomehr
aber gewinnet der Fleiß der Einwohner an Garn und
Linnen.

(a) Wir haben fast kein ander Rindfleisch als aus diesem
Lande. Aller gemeiner Käse und viele Butter kömmt
daher, oder aus Jrrland.
(b) Faseoli, Fisoli, Fisohlen, Feseln oder Fise-bohnen, wie es
in Welsch- und Teutschland unterschiedlich gesprochen wird.
(c) Eine Landes-Regierung sorgt oft dafür, daß die Pferde
ihrer Unterthanen von einer grossen Art belegt werden;
und bisweilen erstreckt sich auch dergleichen Vorsorge auf
Sand- und Heide-Länder, gegen die Local-Vernunft.
Auf der Heide braucht ein Pferd nicht schärfer als ein
Zug-Ochse gefüttert zu werden; oder die Haushaltung
würde schlecht bestehn. Sand-Land ist leicht zu pflügen;
aber mühsam zu bereiten und zu verarbeiten.
(d) Die

Oſnabruͤckſche Geſchichte
Hanf. Die Weiden ſind nicht die fetteſten, und
das Vieh von der mittlern Art. Das beſſere wird
aus Oſtfriesland (a) eingefuͤhrt; ſo wie Gaͤrſte und
Weitzen aus dem Schaumburgiſchen und Mindiſchen.
Die Garten-Fruͤchte des Bauren ſind Kohl, Ruͤben,
Erbſen, Bohnen, Fitzbohnen (b) und Kartuffeln.
Aus ſeiner eignen Zucht hat er in einiger Menge nichts
zu verkaufen als Schweine und Gaͤnſe; die Pferde
ſind auf der Heide und dem Sande wie billig (c) klein; auf ſchwerern Boden aber beſſer und bisweilen
ſchoͤn. Hohes Wildpret hat man vordem nothduͤrftig
gehabt; und die Wolfs-Jagden ſind eine groſſe
Beſchwerde der Einwohner geweſen. Nun aber
gluͤcklicher (d) Weiſe nicht mehr, nachdem das Holz
abgenommen und das Wild zu wenig Schutz gehabt
hat. An kleinem Wilde (e) iſt kein Mangel und
auch kein Ueberfluß. Sonſt bringt das Land zur
Ausfuhr faſt wenig oder nichts hervor; deſtomehr
aber gewinnet der Fleiß der Einwohner an Garn und
Linnen.

(a) Wir haben faſt kein ander Rindfleiſch als aus dieſem
Lande. Aller gemeiner Kaͤſe und viele Butter koͤmmt
daher, oder aus Jrrland.
(b) Faſeoli, Fiſoli, Fiſohlen, Feſeln oder Fiſe-bohnen, wie es
in Welſch- und Teutſchland unterſchiedlich geſprochen wird.
(c) Eine Landes-Regierung ſorgt oft dafuͤr, daß die Pferde
ihrer Unterthanen von einer groſſen Art belegt werden;
und bisweilen erſtreckt ſich auch dergleichen Vorſorge auf
Sand- und Heide-Laͤnder, gegen die Local-Vernunft.
Auf der Heide braucht ein Pferd nicht ſchaͤrfer als ein
Zug-Ochſe gefuͤttert zu werden; oder die Haushaltung
wuͤrde ſchlecht beſtehn. Sand-Land iſt leicht zu pfluͤgen;
aber muͤhſam zu bereiten und zu verarbeiten.
(d) Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
Hanf. Die Weiden &#x017F;ind nicht die fette&#x017F;ten, und<lb/>
das Vieh von der mittlern Art. Das be&#x017F;&#x017F;ere wird<lb/>
aus O&#x017F;tfriesland <note place="end" n="(a)"/> eingefu&#x0364;hrt; &#x017F;o wie Ga&#x0364;r&#x017F;te und<lb/>
Weitzen aus dem Schaumburgi&#x017F;chen und Mindi&#x017F;chen.<lb/>
Die Garten-Fru&#x0364;chte des Bauren &#x017F;ind Kohl, Ru&#x0364;ben,<lb/>
Erb&#x017F;en, Bohnen, Fitzbohnen <note place="end" n="(b)"/> und Kartuffeln.<lb/>
Aus &#x017F;einer eignen Zucht hat er in einiger Menge nichts<lb/>
zu verkaufen als Schweine und Ga&#x0364;n&#x017F;e; die Pferde<lb/>
&#x017F;ind auf der Heide und dem Sande wie billig <note place="end" n="(c)"/><lb/>
klein; auf &#x017F;chwerern Boden aber be&#x017F;&#x017F;er und bisweilen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n. Hohes Wildpret hat man vordem nothdu&#x0364;rftig<lb/>
gehabt; und die Wolfs-Jagden &#x017F;ind eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Be&#x017F;chwerde der Einwohner gewe&#x017F;en. Nun aber<lb/>
glu&#x0364;cklicher <note place="end" n="(d)"/> Wei&#x017F;e nicht mehr, nachdem das Holz<lb/>
abgenommen und das Wild zu wenig Schutz gehabt<lb/>
hat. An kleinem Wilde <note place="end" n="(e)"/> i&#x017F;t kein Mangel und<lb/>
auch kein Ueberfluß. Son&#x017F;t bringt das Land zur<lb/>
Ausfuhr fa&#x017F;t wenig oder nichts hervor; de&#x017F;tomehr<lb/>
aber gewinnet der Fleiß der Einwohner an Garn und<lb/>
Linnen.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Wir haben fa&#x017F;t kein ander Rindflei&#x017F;ch als aus die&#x017F;em<lb/>
Lande. Aller gemeiner Ka&#x0364;&#x017F;e und viele Butter ko&#x0364;mmt<lb/>
daher, oder aus Jrrland.</note><lb/>
          <note place="end" n="(b)"><hi rendition="#aq">Fa&#x017F;eoli, Fi&#x017F;oli,</hi> Fi&#x017F;ohlen, Fe&#x017F;eln oder Fi&#x017F;e-bohnen, wie es<lb/>
in Wel&#x017F;ch- und Teut&#x017F;chland unter&#x017F;chiedlich ge&#x017F;prochen wird.</note><lb/>
          <note place="end" n="(c)">Eine Landes-Regierung &#x017F;orgt oft dafu&#x0364;r, daß die Pferde<lb/>
ihrer Unterthanen von einer gro&#x017F;&#x017F;en Art belegt werden;<lb/>
und bisweilen er&#x017F;treckt &#x017F;ich auch dergleichen Vor&#x017F;orge auf<lb/>
Sand- und Heide-La&#x0364;nder, gegen die Local-Vernunft.<lb/>
Auf der Heide braucht ein Pferd nicht &#x017F;cha&#x0364;rfer als ein<lb/>
Zug-Och&#x017F;e gefu&#x0364;ttert zu werden; oder die Haushaltung<lb/>
wu&#x0364;rde &#x017F;chlecht be&#x017F;tehn. Sand-Land i&#x017F;t leicht zu pflu&#x0364;gen;<lb/>
aber mu&#x0364;h&#x017F;am zu bereiten und zu verarbeiten.</note><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">(<hi rendition="#aq">d</hi>) Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0162] Oſnabruͤckſche Geſchichte Hanf. Die Weiden ſind nicht die fetteſten, und das Vieh von der mittlern Art. Das beſſere wird aus Oſtfriesland ⁽a⁾ eingefuͤhrt; ſo wie Gaͤrſte und Weitzen aus dem Schaumburgiſchen und Mindiſchen. Die Garten-Fruͤchte des Bauren ſind Kohl, Ruͤben, Erbſen, Bohnen, Fitzbohnen ⁽b⁾ und Kartuffeln. Aus ſeiner eignen Zucht hat er in einiger Menge nichts zu verkaufen als Schweine und Gaͤnſe; die Pferde ſind auf der Heide und dem Sande wie billig ⁽c⁾ klein; auf ſchwerern Boden aber beſſer und bisweilen ſchoͤn. Hohes Wildpret hat man vordem nothduͤrftig gehabt; und die Wolfs-Jagden ſind eine groſſe Beſchwerde der Einwohner geweſen. Nun aber gluͤcklicher ⁽d⁾ Weiſe nicht mehr, nachdem das Holz abgenommen und das Wild zu wenig Schutz gehabt hat. An kleinem Wilde ⁽e⁾ iſt kein Mangel und auch kein Ueberfluß. Sonſt bringt das Land zur Ausfuhr faſt wenig oder nichts hervor; deſtomehr aber gewinnet der Fleiß der Einwohner an Garn und Linnen. ⁽a⁾ Wir haben faſt kein ander Rindfleiſch als aus dieſem Lande. Aller gemeiner Kaͤſe und viele Butter koͤmmt daher, oder aus Jrrland. ⁽b⁾ Faſeoli, Fiſoli, Fiſohlen, Feſeln oder Fiſe-bohnen, wie es in Welſch- und Teutſchland unterſchiedlich geſprochen wird. ⁽c⁾ Eine Landes-Regierung ſorgt oft dafuͤr, daß die Pferde ihrer Unterthanen von einer groſſen Art belegt werden; und bisweilen erſtreckt ſich auch dergleichen Vorſorge auf Sand- und Heide-Laͤnder, gegen die Local-Vernunft. Auf der Heide braucht ein Pferd nicht ſchaͤrfer als ein Zug-Ochſe gefuͤttert zu werden; oder die Haushaltung wuͤrde ſchlecht beſtehn. Sand-Land iſt leicht zu pfluͤgen; aber muͤhſam zu bereiten und zu verarbeiten. (d) Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/162
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/162>, abgerufen am 24.11.2024.