Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.Osnabrücksche Geschichte welche ein zeitiger Bischof mit dem H. Peter (b) hat. Der Dom-Probst, Dom-Dechant und Dom-Küster schützen mit den heiligen Crispinus und Crispi- nianus; der Probst zu St. Johan mit dem H. Jo- hannes; der Abt zu Jburg mit dem H. Clemens; die Stadt Osnabrück mit dem H. Geiste, dem H. Anton, der H. Elisabeth und der H. Marie, als Schutz-Heiligen zweyer ihnen gehöriger Hof-Häuser; der Land-Drost aber vermuthlich von Amts-wegen. Dann schützt ein jeder Edelmann auf seinen Frech- ten, (c) jedes Kloster auf seinem Orbaren, ein jeder Herr sein Gesinde, jeder Gutsherr seine Leibeigne, jedes Bürger-und Weichbild- (d) Recht seine darunter stehende Einwohner, und jedes Kreutz (e) auf der Kirchen diejenige so am Kirch-hofe wohnen. Solche sind also mit einander keiner Biester- (f) Freyheit ausgesetzt. Wenn man dieses, und daß eine gleiche Art zu denken sich durch ganz Europa ehedem verbreitet habe, in Erwegung zieht: so ist es sehr glaublich, daß man in den ältesten Zeiten et- was ähnliches gehabt, und folglich Ursache habe zu behaupten, daß Hausgenossen, Leibeigne, und Freye, (g) sie mögen nun in der Hode eines Götzen, oder öffentlichen Amts gestanden haben, lange vor- handen gewesen, und vielleicht so gar Edle und Weh- ren, an ihren Haus-Göttern eigne (h) Hodener ge- habt haben. (a) Hode kann von Hut, Obhut; aber auch von halten, houden tenere abstammen. Von letztern ist bey uns Ho- dener possessor beneficii s. usufructuarius, un tenant. Und nach diesem Begrif wäre Hode capitis tenentia vel manu- Oſnabruͤckſche Geſchichte welche ein zeitiger Biſchof mit dem H. Peter (b) hat. Der Dom-Probſt, Dom-Dechant und Dom-Kuͤſter ſchuͤtzen mit den heiligen Criſpinus und Criſpi- nianus; der Probſt zu St. Johan mit dem H. Jo- hannes; der Abt zu Jburg mit dem H. Clemens; die Stadt Oſnabruͤck mit dem H. Geiſte, dem H. Anton, der H. Eliſabeth und der H. Marie, als Schutz-Heiligen zweyer ihnen gehoͤriger Hof-Haͤuſer; der Land-Droſt aber vermuthlich von Amts-wegen. Dann ſchuͤtzt ein jeder Edelmann auf ſeinen Frech- ten, (c) jedes Kloſter auf ſeinem Orbaren, ein jeder Herr ſein Geſinde, jeder Gutsherr ſeine Leibeigne, jedes Buͤrger-und Weichbild- (d) Recht ſeine darunter ſtehende Einwohner, und jedes Kreutz (e) auf der Kirchen diejenige ſo am Kirch-hofe wohnen. Solche ſind alſo mit einander keiner Bieſter- (f) Freyheit ausgeſetzt. Wenn man dieſes, und daß eine gleiche Art zu denken ſich durch ganz Europa ehedem verbreitet habe, in Erwegung zieht: ſo iſt es ſehr glaublich, daß man in den aͤlteſten Zeiten et- was aͤhnliches gehabt, und folglich Urſache habe zu behaupten, daß Hausgenoſſen, Leibeigne, und Freye, (g) ſie moͤgen nun in der Hode eines Goͤtzen, oder oͤffentlichen Amts geſtanden haben, lange vor- handen geweſen, und vielleicht ſo gar Edle und Weh- ren, an ihren Haus-Goͤttern eigne (h) Hodener ge- habt haben. (a) Hode kann von Hut, Obhut; aber auch von halten, houden tenere abſtammen. Von letztern iſt bey uns Ho- dener poſſeſſor beneficii ſ. uſufructuarius, un tenant. Und nach dieſem Begrif waͤre Hode capitis tenentia vel manu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0140" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Oſnabruͤckſche Geſchichte</hi></fw><lb/> welche ein zeitiger Biſchof mit dem H. Peter <note place="end" n="(b)"/><lb/> hat. 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Oſnabruͤckſche Geſchichte
welche ein zeitiger Biſchof mit dem H. Peter
⁽b⁾
hat. Der Dom-Probſt, Dom-Dechant und Dom-
Kuͤſter ſchuͤtzen mit den heiligen Criſpinus und Criſpi-
nianus; der Probſt zu St. Johan mit dem H. Jo-
hannes; der Abt zu Jburg mit dem H. Clemens;
die Stadt Oſnabruͤck mit dem H. Geiſte, dem H.
Anton, der H. Eliſabeth und der H. Marie, als
Schutz-Heiligen zweyer ihnen gehoͤriger Hof-Haͤuſer;
der Land-Droſt aber vermuthlich von Amts-wegen.
Dann ſchuͤtzt ein jeder Edelmann auf ſeinen Frech-
ten,
⁽c⁾
jedes Kloſter auf ſeinem Orbaren, ein jeder
Herr ſein Geſinde, jeder Gutsherr ſeine Leibeigne,
jedes Buͤrger-und Weichbild-
⁽d⁾
Recht ſeine
darunter ſtehende Einwohner, und jedes Kreutz
⁽e⁾
auf der Kirchen diejenige ſo am Kirch-hofe wohnen.
Solche ſind alſo mit einander keiner Bieſter-
⁽f⁾
Freyheit ausgeſetzt. Wenn man dieſes, und daß
eine gleiche Art zu denken ſich durch ganz Europa
ehedem verbreitet habe, in Erwegung zieht: ſo iſt
es ſehr glaublich, daß man in den aͤlteſten Zeiten et-
was aͤhnliches gehabt, und folglich Urſache habe zu
behaupten, daß Hausgenoſſen, Leibeigne, und
Freye,
⁽g⁾
ſie moͤgen nun in der Hode eines Goͤtzen,
oder oͤffentlichen Amts geſtanden haben, lange vor-
handen geweſen, und vielleicht ſo gar Edle und Weh-
ren, an ihren Haus-Goͤttern eigne
⁽h⁾
Hodener ge-
habt haben.
⁽a⁾ Hode kann von Hut, Obhut; aber auch von halten,
houden tenere abſtammen. Von letztern iſt bey uns Ho-
dener poſſeſſor beneficii ſ. uſufructuarius, un tenant. Und
nach dieſem Begrif waͤre Hode capitis tenentia vel manu-
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Zitationshilfe: | Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/140>, abgerufen am 17.02.2025. |