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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
Nothfällen verschulden; und seine Geschwister nach Hof-
recht daraus bestatten können; und dieses unter Autho-
rität des Hodevogts oder der Landesherrlichen Beamten.
Allein die neuern Einrichtungen haben das Feine und
Gemässigte nicht. Und diese Unvollkommenheit erweckt
jenen Streit. Dies ist auch der Fehler der Erb Winn-
Kotten. Hätten sie sich Hof sprache und Erb- oder Dinge-
Tage bedungen, so würde ihnen gewiß der Winn nicht
gesteigert werden. Jetzt stehn sie einzeln als Sonder-
leute unter einem verschlossenen Winn-Register.
(d) Jus quiritium.
(e) Eigenthum hat einen sehr sträubigen Begrif. Die
Römer um es auszudrucken musten schon sagen, quod
nostrum est jure quiritium.
Und der Kayser Friederich
der Andre sahe sich genöthiget: proprium quod vocatur
eigen zu schreiben. S. Dipl. Erect. Duc. Brunsv. in
MOSERS
Hist. Bel. V. 6. n. 4. p. 109. Zum Zeichen,
daß nicht alles quod nostrum proprium est, auch unser
eigen sey. Offenbar wird, so wie ad justas nuptias civis
Romanus,
also auch zum Eigenthum Rex, nobilis dominus
Quiris, civis Romanus
oder ein Wehr erfordert. Wenn
die Sprache zur Zeit Friederich des andern alles Eigen-
thum schon so weit in Lehn und Feste umgeschmolzen
hatte, daß bloß noch nobile dominium eigen hieß: so
ist dieses eine Probe, wie sehr Obrigkeitlicher Schutz,
Hode, Pflege, Amt, und andre Bedeckungen das jus
quiritium
und mit diesem das Eigenthum schmälern, und
zuletzt alles in Feste verwandeln. Die deutsche Sprache
hat dazu geholfen, indem sie kein glückliches Mittel-wort
zwischen Eigen und Feste, und eines, welches sie
noch hatte, nemlich das Orbar mit der Freyheit ver-
lohren hat. Denn Orbar ist ein proprium quod non
vocatur
Eigen. Anders kann ich es nicht ausdrücken;
Die Arten des Orbaren findet man beym HALTHAVS
v. Orbar.
Und die Gewalt welche das Wort Eigenthum
ausgeübet hat, da es sich zu jedem proprio nicht beque-
met, und zuletzt nach einem ganz richtigen Schluß ledig-
Oſnabruͤckſche Geſchichte
Nothfaͤllen verſchulden; und ſeine Geſchwiſter nach Hof-
recht daraus beſtatten koͤnnen; und dieſes unter Autho-
ritaͤt des Hodevogts oder der Landesherrlichen Beamten.
Allein die neuern Einrichtungen haben das Feine und
Gemaͤſſigte nicht. Und dieſe Unvollkommenheit erweckt
jenen Streit. Dies iſt auch der Fehler der Erb Winn-
Kotten. Haͤtten ſie ſich Hof ſprache und Erb- oder Dinge-
Tage bedungen, ſo wuͤrde ihnen gewiß der Winn nicht
geſteigert werden. Jetzt ſtehn ſie einzeln als Sonder-
leute unter einem verſchloſſenen Winn-Regiſter.
(d) Jus quiritium.
(e) Eigenthum hat einen ſehr ſtraͤubigen Begrif. Die
Roͤmer um es auszudrucken muſten ſchon ſagen, quod
noſtrum eſt jure quiritium.
Und der Kayſer Friederich
der Andre ſahe ſich genoͤthiget: proprium quod vocatur
eigen zu ſchreiben. S. Dipl. Erect. Duc. Brunſv. in
MOSERS
Hiſt. Bel. V. 6. n. 4. p. 109. Zum Zeichen,
daß nicht alles quod noſtrum proprium eſt, auch unſer
eigen ſey. Offenbar wird, ſo wie ad juſtas nuptias civis
Romanus,
alſo auch zum Eigenthum Rex, nobilis dominus
Quiris, civis Romanus
oder ein Wehr erfordert. Wenn
die Sprache zur Zeit Friederich des andern alles Eigen-
thum ſchon ſo weit in Lehn und Feſte umgeſchmolzen
hatte, daß bloß noch nobile dominium eigen hieß: ſo
iſt dieſes eine Probe, wie ſehr Obrigkeitlicher Schutz,
Hode, Pflege, Amt, und andre Bedeckungen das jus
quiritium
und mit dieſem das Eigenthum ſchmaͤlern, und
zuletzt alles in Feſte verwandeln. Die deutſche Sprache
hat dazu geholfen, indem ſie kein gluͤckliches Mittel-wort
zwiſchen Eigen und Feſte, und eines, welches ſie
noch hatte, nemlich das Orbar mit der Freyheit ver-
lohren hat. Denn Orbar iſt ein proprium quod non
vocatur
Eigen. Anders kann ich es nicht ausdruͤcken;
Die Arten des Orbaren findet man beym HALTHAVS
v. Orbar.
Und die Gewalt welche das Wort Eigenthum
ausgeuͤbet hat, da es ſich zu jedem proprio nicht beque-
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[106/0136] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽c⁾ Nothfaͤllen verſchulden; und ſeine Geſchwiſter nach Hof- recht daraus beſtatten koͤnnen; und dieſes unter Autho- ritaͤt des Hodevogts oder der Landesherrlichen Beamten. Allein die neuern Einrichtungen haben das Feine und Gemaͤſſigte nicht. Und dieſe Unvollkommenheit erweckt jenen Streit. Dies iſt auch der Fehler der Erb Winn- Kotten. Haͤtten ſie ſich Hof ſprache und Erb- oder Dinge- Tage bedungen, ſo wuͤrde ihnen gewiß der Winn nicht geſteigert werden. Jetzt ſtehn ſie einzeln als Sonder- leute unter einem verſchloſſenen Winn-Regiſter. ⁽d⁾ Jus quiritium. ⁽e⁾ Eigenthum hat einen ſehr ſtraͤubigen Begrif. Die Roͤmer um es auszudrucken muſten ſchon ſagen, quod noſtrum eſt jure quiritium. Und der Kayſer Friederich der Andre ſahe ſich genoͤthiget: proprium quod vocatur eigen zu ſchreiben. S. Dipl. Erect. Duc. Brunſv. in MOSERS Hiſt. Bel. V. 6. n. 4. p. 109. Zum Zeichen, daß nicht alles quod noſtrum proprium eſt, auch unſer eigen ſey. Offenbar wird, ſo wie ad juſtas nuptias civis Romanus, alſo auch zum Eigenthum Rex, nobilis dominus Quiris, civis Romanus oder ein Wehr erfordert. Wenn die Sprache zur Zeit Friederich des andern alles Eigen- thum ſchon ſo weit in Lehn und Feſte umgeſchmolzen hatte, daß bloß noch nobile dominium eigen hieß: ſo iſt dieſes eine Probe, wie ſehr Obrigkeitlicher Schutz, Hode, Pflege, Amt, und andre Bedeckungen das jus quiritium und mit dieſem das Eigenthum ſchmaͤlern, und zuletzt alles in Feſte verwandeln. Die deutſche Sprache hat dazu geholfen, indem ſie kein gluͤckliches Mittel-wort zwiſchen Eigen und Feſte, und eines, welches ſie noch hatte, nemlich das Orbar mit der Freyheit ver- lohren hat. Denn Orbar iſt ein proprium quod non vocatur Eigen. Anders kann ich es nicht ausdruͤcken; Die Arten des Orbaren findet man beym HALTHAVS v. Orbar. Und die Gewalt welche das Wort Eigenthum ausgeuͤbet hat, da es ſich zu jedem proprio nicht beque- met, und zuletzt nach einem ganz richtigen Schluß ledig- lich

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/136>, abgerufen am 27.11.2024.