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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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chen nach einigem Widerspruch doch endlich gelten las-
sen mußte. Bräute, deren Väter vom Forstwesen
sind, haben vor Andern in der Einbildung des Lieben-
den immer einen Reiz voraus, entweder durch den
Gegensatz von zarter Weiblichkeit mit einem muthigen,
nicht selten Gefahr bringenden Leben, oder weil selbst
an den Töchtern noch der frische freie Hauch des
Walds zu haften scheint; es sucht überdieß die ge-
meinschaftliche Farbe Grün solche Ideen gar gefällig
zu vermitteln. Nur das Leztere litt eine Ausnahme
bei Agnesen, welche die Eigenheit hatte, daß sie
diese muntre Farbe in der Regel nicht, und nur sehr
sparsam an sich leiden mochte.

Sie ging, das Frühstück zu besorgen, und Nol-
ten
unterhielt sich mit dem Förster. Das Gespräch
kam auf Agneseus Krankheit und weil kein Theil da-
bei verweilen mochte, sehr bald auf einen Gegenstand,
wovon der Alte mit Begeisterung, der Sohn mit ei-
nem stillen, fast scheuen Vergnügen sprach -- seine
Hochzeit. Man dürfe nun damit nicht lange mehr
zögern, meinte der Vater, meinte auch Nolten, selbst
Agnes hatte sich mit dem ernsten Gedanken mehr ver-
traut gemacht. Eine Hauptfrage war noch unent-
schieden: wo der Herr Sohn sich niederlassen werde?
Nun eben sprachen die Männer darüber. Auf ein-
mal fragt Nolten, den Kopf aufrichtend und hor-
chend: "Wer ist so musikalisch in der Küche? wer
pfeift denn?" "Sie thut's, die Agnes;" antwortet

chen nach einigem Widerſpruch doch endlich gelten laſ-
ſen mußte. Bräute, deren Väter vom Forſtweſen
ſind, haben vor Andern in der Einbildung des Lieben-
den immer einen Reiz voraus, entweder durch den
Gegenſatz von zarter Weiblichkeit mit einem muthigen,
nicht ſelten Gefahr bringenden Leben, oder weil ſelbſt
an den Töchtern noch der friſche freie Hauch des
Walds zu haften ſcheint; es ſucht überdieß die ge-
meinſchaftliche Farbe Grün ſolche Ideen gar gefällig
zu vermitteln. Nur das Leztere litt eine Ausnahme
bei Agneſen, welche die Eigenheit hatte, daß ſie
dieſe muntre Farbe in der Regel nicht, und nur ſehr
ſparſam an ſich leiden mochte.

Sie ging, das Frühſtück zu beſorgen, und Nol-
ten
unterhielt ſich mit dem Förſter. Das Geſpräch
kam auf Agneſeus Krankheit und weil kein Theil da-
bei verweilen mochte, ſehr bald auf einen Gegenſtand,
wovon der Alte mit Begeiſterung, der Sohn mit ei-
nem ſtillen, faſt ſcheuen Vergnügen ſprach — ſeine
Hochzeit. Man dürfe nun damit nicht lange mehr
zögern, meinte der Vater, meinte auch Nolten, ſelbſt
Agnes hatte ſich mit dem ernſten Gedanken mehr ver-
traut gemacht. Eine Hauptfrage war noch unent-
ſchieden: wo der Herr Sohn ſich niederlaſſen werde?
Nun eben ſprachen die Männer darüber. Auf ein-
mal fragt Nolten, den Kopf aufrichtend und hor-
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[407/0093] chen nach einigem Widerſpruch doch endlich gelten laſ- ſen mußte. Bräute, deren Väter vom Forſtweſen ſind, haben vor Andern in der Einbildung des Lieben- den immer einen Reiz voraus, entweder durch den Gegenſatz von zarter Weiblichkeit mit einem muthigen, nicht ſelten Gefahr bringenden Leben, oder weil ſelbſt an den Töchtern noch der friſche freie Hauch des Walds zu haften ſcheint; es ſucht überdieß die ge- meinſchaftliche Farbe Grün ſolche Ideen gar gefällig zu vermitteln. Nur das Leztere litt eine Ausnahme bei Agneſen, welche die Eigenheit hatte, daß ſie dieſe muntre Farbe in der Regel nicht, und nur ſehr ſparſam an ſich leiden mochte. Sie ging, das Frühſtück zu beſorgen, und Nol- ten unterhielt ſich mit dem Förſter. Das Geſpräch kam auf Agneſeus Krankheit und weil kein Theil da- bei verweilen mochte, ſehr bald auf einen Gegenſtand, wovon der Alte mit Begeiſterung, der Sohn mit ei- nem ſtillen, faſt ſcheuen Vergnügen ſprach — ſeine Hochzeit. Man dürfe nun damit nicht lange mehr zögern, meinte der Vater, meinte auch Nolten, ſelbſt Agnes hatte ſich mit dem ernſten Gedanken mehr ver- traut gemacht. Eine Hauptfrage war noch unent- ſchieden: wo der Herr Sohn ſich niederlaſſen werde? Nun eben ſprachen die Männer darüber. Auf ein- mal fragt Nolten, den Kopf aufrichtend und hor- chend: „Wer iſt ſo muſikaliſch in der Küche? wer pfeift denn?“ „Sie thut’s, die Agnes;“ antwortet

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/93>, abgerufen am 22.11.2024.