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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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reinlich herzustellen. Der Umzug ging des andern
Tages vor sich, und Nolten mußte gestehen, er fühle
sich wahrhaft erleichtert und erhoben durch eine so
heitere als eindrucksvolle Umgebung. Fenster an
Fenster reihten sich die langen Wände entlang und
die ehmalige Pracht erstreckte sich selbst bis auf die
kleinen runden Scheiben, deren Blei noch überall die
Spuren guter Vergoldung zeigte. Es soll der Saal
vor Zeiten seiner Kostbarkeit und außerordentlichen
Helle wegen, "die goldene Laterne" geheißen haben.

Einer der ersten Besuche, deren unser Freund in
seiner neuen Wohnung eine große Anzahl erhielt, war
Tillsen und der alte Baron von Jaßfeld. Beide
hatten während der Gefangenschaft, vermuthlich aus
Rücksicht gegen den Hof, Anstand genommen, diese
Pflicht zu erfüllen. Der Schauspieler konnte eine
spöttische Bemerkung deßhalb nicht unterdrücken, für
Theobald aber war wenigstens der gegenwärtige
Beweis von Aufmerksamkeit um so wichtiger, als er
eine günstige Folgerung auf die Gesinnungen der
Zarlin'schen daraus zog. Allein hierin irrte er sich,
denn gar bald ließ man ihn merken, daß in jenem
Hause noch immer eine auffallende Verstimmung herr-
sche, daß er wohl thun würde, sich vor der Hand
durchaus entfernt zu halten. Hiezu war er nun wirk-
lich fest entschlossen, besonders da auch in den folgen-
den Tagen von Seiten des Grafen nicht einmal ein
trockener Glückwunsch, geschweige denn, wie doch zu

reinlich herzuſtellen. Der Umzug ging des andern
Tages vor ſich, und Nolten mußte geſtehen, er fühle
ſich wahrhaft erleichtert und erhoben durch eine ſo
heitere als eindrucksvolle Umgebung. Fenſter an
Fenſter reihten ſich die langen Wände entlang und
die ehmalige Pracht erſtreckte ſich ſelbſt bis auf die
kleinen runden Scheiben, deren Blei noch überall die
Spuren guter Vergoldung zeigte. Es ſoll der Saal
vor Zeiten ſeiner Koſtbarkeit und außerordentlichen
Helle wegen, „die goldene Laterne“ geheißen haben.

Einer der erſten Beſuche, deren unſer Freund in
ſeiner neuen Wohnung eine große Anzahl erhielt, war
Tillſen und der alte Baron von Jaßfeld. Beide
hatten während der Gefangenſchaft, vermuthlich aus
Rückſicht gegen den Hof, Anſtand genommen, dieſe
Pflicht zu erfüllen. Der Schauſpieler konnte eine
ſpöttiſche Bemerkung deßhalb nicht unterdrücken, für
Theobald aber war wenigſtens der gegenwärtige
Beweis von Aufmerkſamkeit um ſo wichtiger, als er
eine günſtige Folgerung auf die Geſinnungen der
Zarlin’ſchen daraus zog. Allein hierin irrte er ſich,
denn gar bald ließ man ihn merken, daß in jenem
Hauſe noch immer eine auffallende Verſtimmung herr-
ſche, daß er wohl thun würde, ſich vor der Hand
durchaus entfernt zu halten. Hiezu war er nun wirk-
lich feſt entſchloſſen, beſonders da auch in den folgen-
den Tagen von Seiten des Grafen nicht einmal ein
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[327/0013] reinlich herzuſtellen. Der Umzug ging des andern Tages vor ſich, und Nolten mußte geſtehen, er fühle ſich wahrhaft erleichtert und erhoben durch eine ſo heitere als eindrucksvolle Umgebung. Fenſter an Fenſter reihten ſich die langen Wände entlang und die ehmalige Pracht erſtreckte ſich ſelbſt bis auf die kleinen runden Scheiben, deren Blei noch überall die Spuren guter Vergoldung zeigte. Es ſoll der Saal vor Zeiten ſeiner Koſtbarkeit und außerordentlichen Helle wegen, „die goldene Laterne“ geheißen haben. Einer der erſten Beſuche, deren unſer Freund in ſeiner neuen Wohnung eine große Anzahl erhielt, war Tillſen und der alte Baron von Jaßfeld. Beide hatten während der Gefangenſchaft, vermuthlich aus Rückſicht gegen den Hof, Anſtand genommen, dieſe Pflicht zu erfüllen. Der Schauſpieler konnte eine ſpöttiſche Bemerkung deßhalb nicht unterdrücken, für Theobald aber war wenigſtens der gegenwärtige Beweis von Aufmerkſamkeit um ſo wichtiger, als er eine günſtige Folgerung auf die Geſinnungen der Zarlin’ſchen daraus zog. Allein hierin irrte er ſich, denn gar bald ließ man ihn merken, daß in jenem Hauſe noch immer eine auffallende Verſtimmung herr- ſche, daß er wohl thun würde, ſich vor der Hand durchaus entfernt zu halten. Hiezu war er nun wirk- lich feſt entſchloſſen, beſonders da auch in den folgen- den Tagen von Seiten des Grafen nicht einmal ein trockener Glückwunſch, geſchweige denn, wie doch zu

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/13>, abgerufen am 21.11.2024.