Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.
mille fleurs, sondern es war genau der alte ächte "Die Briefe, von wem denn?" "Sie sind -- gleichviel." "Das nun eben nicht, mein Bester!" "Nun ja, ich bin den Persouen eine gewisse Dis- "Nur ungefähr; männlich? weiblich? oho! "Unwürdiger Verdacht! Und ich hab' außerdem "Aber was sagte Agnes zur Entschuldigung?" "Nichts, und ich macht' ihr keinen Vorhalt." "Alle Teufel! bist du verrückt? du stelltest sie "Mit keiner Sylbe. Der Herr Papa, in Furcht,
mille fleurs, ſondern es war genau der alte ächte „Die Briefe, von wem denn?“ „Sie ſind — gleichviel.“ „Das nun eben nicht, mein Beſter!“ „Nun ja, ich bin den Perſouen eine gewiſſe Dis- „Nur ungefähr; männlich? weiblich? oho! „Unwürdiger Verdacht! Und ich hab’ außerdem „Aber was ſagte Agnes zur Entſchuldigung?“ „Nichts, und ich macht’ ihr keinen Vorhalt.“ „Alle Teufel! biſt du verrückt? du ſtellteſt ſie „Mit keiner Sylbe. Der Herr Papa, in Furcht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0066" n="58"/> mille fleurs,</hi> ſondern es war genau der alte ächte<lb/> Maiblumen- und Erdbeernduft, — aber den hölliſchen<lb/> Geſtank brachten mir die Briefe ſehr ehrenwerther<lb/> Perſonen unter die Naſe; dort iſt von muſikaliſchen<lb/> und andern Notturni’s, von Rendezvous im Gärtchen,<lb/> kurz von allerliebſten Sachen die Rede, die ich zuerſt<lb/> unglaublich und bis zur Deſperation abſcheulich, dann<lb/> aber ganz natürlich und zum Todtlachen plauſibel fand.“</p><lb/> <p>„Die Briefe, von wem denn?“</p><lb/> <p>„Sie ſind — gleichviel.“</p><lb/> <p>„Das nun eben nicht, mein Beſter!“</p><lb/> <p>„Nun ja, ich bin den Perſouen eine gewiſſe Dis-<lb/> kretion ſchuldig.“</p><lb/> <p>„Nur ungefähr; männlich? <hi rendition="#g">weiblich</hi>? oho!<lb/> nun rath ich den Pfeffer; die Epiſteln hat der Neid<lb/> diktirt.“</p><lb/> <p>„Unwürdiger Verdacht! Und ich hab’ außerdem<lb/> Beweiſe, die — o laß mich ſchweigen, laß mich ver-<lb/> geſſen! nur jezt verſchone mich, du ſiehſt ja, wie<lb/> mich’s martert!“</p><lb/> <p>„Aber was ſagte <hi rendition="#g">Agnes</hi> zur Entſchuldigung?“</p><lb/> <p>„Nichts, und ich macht’ ihr keinen Vorhalt.“</p><lb/> <p>„Alle Teufel! biſt du verrückt? du ſtellteſt ſie<lb/> nicht zur Rede?“</p><lb/> <p>„Mit keiner Sylbe. Der Herr Papa, in Furcht,<lb/> ich habe Wind erhalten von dem Spaß, kam mir<lb/> mit Rechtfertigungen zuvor, vielleicht weil ihm der<lb/> Reukauf angekommen. Da verſteigt er ſich nun in den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0066]
mille fleurs, ſondern es war genau der alte ächte
Maiblumen- und Erdbeernduft, — aber den hölliſchen
Geſtank brachten mir die Briefe ſehr ehrenwerther
Perſonen unter die Naſe; dort iſt von muſikaliſchen
und andern Notturni’s, von Rendezvous im Gärtchen,
kurz von allerliebſten Sachen die Rede, die ich zuerſt
unglaublich und bis zur Deſperation abſcheulich, dann
aber ganz natürlich und zum Todtlachen plauſibel fand.“
„Die Briefe, von wem denn?“
„Sie ſind — gleichviel.“
„Das nun eben nicht, mein Beſter!“
„Nun ja, ich bin den Perſouen eine gewiſſe Dis-
kretion ſchuldig.“
„Nur ungefähr; männlich? weiblich? oho!
nun rath ich den Pfeffer; die Epiſteln hat der Neid
diktirt.“
„Unwürdiger Verdacht! Und ich hab’ außerdem
Beweiſe, die — o laß mich ſchweigen, laß mich ver-
geſſen! nur jezt verſchone mich, du ſiehſt ja, wie
mich’s martert!“
„Aber was ſagte Agnes zur Entſchuldigung?“
„Nichts, und ich macht’ ihr keinen Vorhalt.“
„Alle Teufel! biſt du verrückt? du ſtellteſt ſie
nicht zur Rede?“
„Mit keiner Sylbe. Der Herr Papa, in Furcht,
ich habe Wind erhalten von dem Spaß, kam mir
mit Rechtfertigungen zuvor, vielleicht weil ihm der
Reukauf angekommen. Da verſteigt er ſich nun in den
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