Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.Sohns verlautete. Er stand vom Bette auf und warf Die Thür ging auf. Adelheid und Theobald Sohns verlautete. Er ſtand vom Bette auf und warf Die Thür ging auf. Adelheid und Theobald <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0303" n="295"/> Sohns verlautete. Er ſtand vom Bette auf und warf<lb/> den Schlafrock um unter den Worten: „Was? eine<lb/> Kartenſchlägerin? eine Landfährerin? alle Satan! eine<lb/> Hexe? und deßwegen mein Sohn plötzlich unwohl ge-<lb/> worden? — und ein Fuhrwerk — eine Heidin, was?<lb/> Ich will ſie bekehren, ich will ihr die Nativität ſtellen!<lb/> gebt mir mein Rohr her! nicht das — mein ſpani-<lb/> ſches! Wie hat <hi rendition="#g">Johann</hi> geſagt? Die Pferde ſeyen<lb/> ſcheu geworden, wenn die Zigeunerin neben ihnen<lb/> hergelaufen?“</p><lb/> <p>Die Thür ging auf. <hi rendition="#g">Adelheid</hi> und <hi rendition="#g">Theobald</hi><lb/> ſtanden im Zimmer; jene mit ſtockender Stimme, an<lb/> ihrer Angſt ſchluckend, dieſer mehr beſchämt und vor<lb/> bitterem Unwillen glühend über das unwürdige Be-<lb/> nehmen ſeines Vaters. Umſonſt ſtellte er ſich dem<lb/> hitzigen Manne beſchwörend in den Weg, als er mit<lb/> dem Licht in den Hausflur treten wollte, wo <hi rendition="#g">Eliſa-<lb/> beth</hi> in einer Ecke unbeweglich hingepflanzt ſtand und<lb/> ihm nun groß und unerſchrocken entgegenſchaute. Jezt<lb/> aber folgte eine den geſpannten Erwartungen aller Um-<lb/> ſtehenden völlig entgegengeſezte Scene. Dem Pfarrer<lb/> erſtickt die rauhe Anrede auf der Zunge, wie er die<lb/> Geſichtszüge der Fremden in’s Auge faßt, und mit dem<lb/> Ausdruck des höchſten Erſtaunens tritt er einige<lb/> Schritte zurück. Auf der Schwelle des Zimmers wirft<lb/> er noch einen Blick auf die Geſtalt, und in lächerlicher<lb/> Verwirrung läuft er nun durch alle Stuben. „Wie<lb/> kommt ſie denn zu euch? was wißt ihr von dem Weibs-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [295/0303]
Sohns verlautete. Er ſtand vom Bette auf und warf
den Schlafrock um unter den Worten: „Was? eine
Kartenſchlägerin? eine Landfährerin? alle Satan! eine
Hexe? und deßwegen mein Sohn plötzlich unwohl ge-
worden? — und ein Fuhrwerk — eine Heidin, was?
Ich will ſie bekehren, ich will ihr die Nativität ſtellen!
gebt mir mein Rohr her! nicht das — mein ſpani-
ſches! Wie hat Johann geſagt? Die Pferde ſeyen
ſcheu geworden, wenn die Zigeunerin neben ihnen
hergelaufen?“
Die Thür ging auf. Adelheid und Theobald
ſtanden im Zimmer; jene mit ſtockender Stimme, an
ihrer Angſt ſchluckend, dieſer mehr beſchämt und vor
bitterem Unwillen glühend über das unwürdige Be-
nehmen ſeines Vaters. Umſonſt ſtellte er ſich dem
hitzigen Manne beſchwörend in den Weg, als er mit
dem Licht in den Hausflur treten wollte, wo Eliſa-
beth in einer Ecke unbeweglich hingepflanzt ſtand und
ihm nun groß und unerſchrocken entgegenſchaute. Jezt
aber folgte eine den geſpannten Erwartungen aller Um-
ſtehenden völlig entgegengeſezte Scene. Dem Pfarrer
erſtickt die rauhe Anrede auf der Zunge, wie er die
Geſichtszüge der Fremden in’s Auge faßt, und mit dem
Ausdruck des höchſten Erſtaunens tritt er einige
Schritte zurück. Auf der Schwelle des Zimmers wirft
er noch einen Blick auf die Geſtalt, und in lächerlicher
Verwirrung läuft er nun durch alle Stuben. „Wie
kommt ſie denn zu euch? was wißt ihr von dem Weibs-
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