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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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sich der Schauspieler nicht ungerne bereit; er wollte
so eben seine Erzählung beginnen, als er sich bedenkend
inne hielt und endlich sagte: "Wissen Sie was, mein
Lieber? Sie erfahren die kurze Geschichte am besten
aus einigen Blättern, worin ich dasjenige, was mir
Nolten im Anfange unserer Bekanntschaft vertraute,
treulich darzustellen gesucht habe, da mir die Begeben-
heit gar wohl der Aufbewahrung werth geschienen; be-
sonders merkwürdig ist das mit dem Ganzen verfloch-
tene Schicksal eines gewissen längst gestorbenen Ver-
wandten der Nolten'sche Familie, in dessen Leben
überhaupt ich die prototypische Erklärung zur Geschichte
unseres Freundes zu finden glaube. Vor mehreren
Wochen entlehnte ein Bekannter das Heft von mir,
ich gebe Ihnen einige Zeilen an ihn mit und er wird
es Ihnen einhändigen. Durchläuft man dieß Bruch-
stück aus unsers Noltens Leben mit Bedacht, und
vergleicht man damit seine spätere Entwicklung bis auf
die Gegenwart, so erwehrt man sich kaum, den wun-
derlichen Bahnen tiefer nachzusinnen, worin oft eine
unbekannte höhere Macht den Gang des Menschen
planvoll zu leiten scheint. Der meist unergründlich
verhüllte, innere Schicksalskern, aus welchem sich ein
ganzes Menschenleben herauswickelt, das geheime Band,
das sich durch eine Reihe von Wahlverwandtschaften
hindurchschlingt, jene eigensinnigen Kreise, worin sich
gewisse Erscheinungen wiederholen, die auffallenden
Aehnlichkeiten, welche sich aus einer genauen Verglei-

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ſich der Schauſpieler nicht ungerne bereit; er wollte
ſo eben ſeine Erzählung beginnen, als er ſich bedenkend
inne hielt und endlich ſagte: „Wiſſen Sie was, mein
Lieber? Sie erfahren die kurze Geſchichte am beſten
aus einigen Blättern, worin ich dasjenige, was mir
Nolten im Anfange unſerer Bekanntſchaft vertraute,
treulich darzuſtellen geſucht habe, da mir die Begeben-
heit gar wohl der Aufbewahrung werth geſchienen; be-
ſonders merkwürdig iſt das mit dem Ganzen verfloch-
tene Schickſal eines gewiſſen längſt geſtorbenen Ver-
wandten der Nolten’ſche Familie, in deſſen Leben
überhaupt ich die prototypiſche Erklärung zur Geſchichte
unſeres Freundes zu finden glaube. Vor mehreren
Wochen entlehnte ein Bekannter das Heft von mir,
ich gebe Ihnen einige Zeilen an ihn mit und er wird
es Ihnen einhändigen. Durchläuft man dieß Bruch-
ſtück aus unſers Noltens Leben mit Bedacht, und
vergleicht man damit ſeine ſpätere Entwicklung bis auf
die Gegenwart, ſo erwehrt man ſich kaum, den wun-
derlichen Bahnen tiefer nachzuſinnen, worin oft eine
unbekannte höhere Macht den Gang des Menſchen
planvoll zu leiten ſcheint. Der meiſt unergründlich
verhüllte, innere Schickſalskern, aus welchem ſich ein
ganzes Menſchenleben herauswickelt, das geheime Band,
das ſich durch eine Reihe von Wahlverwandtſchaften
hindurchſchlingt, jene eigenſinnigen Kreiſe, worin ſich
gewiſſe Erſcheinungen wiederholen, die auffallenden
Aehnlichkeiten, welche ſich aus einer genauen Verglei-

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[273/0281] ſich der Schauſpieler nicht ungerne bereit; er wollte ſo eben ſeine Erzählung beginnen, als er ſich bedenkend inne hielt und endlich ſagte: „Wiſſen Sie was, mein Lieber? Sie erfahren die kurze Geſchichte am beſten aus einigen Blättern, worin ich dasjenige, was mir Nolten im Anfange unſerer Bekanntſchaft vertraute, treulich darzuſtellen geſucht habe, da mir die Begeben- heit gar wohl der Aufbewahrung werth geſchienen; be- ſonders merkwürdig iſt das mit dem Ganzen verfloch- tene Schickſal eines gewiſſen längſt geſtorbenen Ver- wandten der Nolten’ſche Familie, in deſſen Leben überhaupt ich die prototypiſche Erklärung zur Geſchichte unſeres Freundes zu finden glaube. Vor mehreren Wochen entlehnte ein Bekannter das Heft von mir, ich gebe Ihnen einige Zeilen an ihn mit und er wird es Ihnen einhändigen. Durchläuft man dieß Bruch- ſtück aus unſers Noltens Leben mit Bedacht, und vergleicht man damit ſeine ſpätere Entwicklung bis auf die Gegenwart, ſo erwehrt man ſich kaum, den wun- derlichen Bahnen tiefer nachzuſinnen, worin oft eine unbekannte höhere Macht den Gang des Menſchen planvoll zu leiten ſcheint. Der meiſt unergründlich verhüllte, innere Schickſalskern, aus welchem ſich ein ganzes Menſchenleben herauswickelt, das geheime Band, das ſich durch eine Reihe von Wahlverwandtſchaften hindurchſchlingt, jene eigenſinnigen Kreiſe, worin ſich gewiſſe Erſcheinungen wiederholen, die auffallenden Aehnlichkeiten, welche ſich aus einer genauen Verglei- 18

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/281>, abgerufen am 25.11.2024.