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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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der ablehnenden Aeußerung, welche der Schauspieler
gethan haben sollte, nicht ganz klug werden konnte,
und überhaupt auf die traurigsten Kombinationen
verfiel.

Die Art, wie Larkens die Besuche aufnahm,
war im Grunde ansprechender, denn er sezte von jeher
einen Vorzug darein, sich vor Menschen zusammenzu-
nehmen und eine wohlwollende Annäherung, auch wenn
sie zur Unzeit kam, gutmüthig, zart und gefällig zu er-
wiedern. Die Nachricht aber, womit man ihn beson-
ders zu erfreuen dachte, daß das Theater und dessen
Liebhaber herzlich und laut um ihren besten Liebling
trauern, nahm er gleichgültig auf und er wollte nichts da-
von hören. Die Urtheile der Stadt im Allgemeinen
betreffend, hieß es, man trage sich mit allerlei übertrie-
benen Meinungen von dem Vergehen der Verhafteten;
die Vernünftigen zucken die Achsel, Niemand wolle
an eine gänzliche Unschuld der Beiden glauben. Auch
hatten indessen drei Verhöre statt gefunden, ohne daß
man dadurch einer glücklichen Entscheidung um Vieles
näher gerückt wäre.

War der Zustand unseres Paares unter diesen
Umständen beklagenswerth genug, so sollte noch die
schwerste Prüfung über den Maler ergehen, indem sich
auf alle die heftigen Erschütterungen ein Fieber bei
ihm ankündigte, das der Arzt sogleich für bedeutend
erkannte. Der Kranke verließ seit drei Tagen das Bett
nicht mehr, häufig lag er ohne Bewußtseyn da und in

der ablehnenden Aeußerung, welche der Schauſpieler
gethan haben ſollte, nicht ganz klug werden konnte,
und überhaupt auf die traurigſten Kombinationen
verfiel.

Die Art, wie Larkens die Beſuche aufnahm,
war im Grunde anſprechender, denn er ſezte von jeher
einen Vorzug darein, ſich vor Menſchen zuſammenzu-
nehmen und eine wohlwollende Annäherung, auch wenn
ſie zur Unzeit kam, gutmüthig, zart und gefällig zu er-
wiedern. Die Nachricht aber, womit man ihn beſon-
ders zu erfreuen dachte, daß das Theater und deſſen
Liebhaber herzlich und laut um ihren beſten Liebling
trauern, nahm er gleichgültig auf und er wollte nichts da-
von hören. Die Urtheile der Stadt im Allgemeinen
betreffend, hieß es, man trage ſich mit allerlei übertrie-
benen Meinungen von dem Vergehen der Verhafteten;
die Vernünftigen zucken die Achſel, Niemand wolle
an eine gänzliche Unſchuld der Beiden glauben. Auch
hatten indeſſen drei Verhöre ſtatt gefunden, ohne daß
man dadurch einer glücklichen Entſcheidung um Vieles
näher gerückt wäre.

War der Zuſtand unſeres Paares unter dieſen
Umſtänden beklagenswerth genug, ſo ſollte noch die
ſchwerſte Prüfung über den Maler ergehen, indem ſich
auf alle die heftigen Erſchütterungen ein Fieber bei
ihm ankündigte, das der Arzt ſogleich für bedeutend
erkannte. Der Kranke verließ ſeit drei Tagen das Bett
nicht mehr, häufig lag er ohne Bewußtſeyn da und in

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[264/0272] der ablehnenden Aeußerung, welche der Schauſpieler gethan haben ſollte, nicht ganz klug werden konnte, und überhaupt auf die traurigſten Kombinationen verfiel. Die Art, wie Larkens die Beſuche aufnahm, war im Grunde anſprechender, denn er ſezte von jeher einen Vorzug darein, ſich vor Menſchen zuſammenzu- nehmen und eine wohlwollende Annäherung, auch wenn ſie zur Unzeit kam, gutmüthig, zart und gefällig zu er- wiedern. Die Nachricht aber, womit man ihn beſon- ders zu erfreuen dachte, daß das Theater und deſſen Liebhaber herzlich und laut um ihren beſten Liebling trauern, nahm er gleichgültig auf und er wollte nichts da- von hören. Die Urtheile der Stadt im Allgemeinen betreffend, hieß es, man trage ſich mit allerlei übertrie- benen Meinungen von dem Vergehen der Verhafteten; die Vernünftigen zucken die Achſel, Niemand wolle an eine gänzliche Unſchuld der Beiden glauben. Auch hatten indeſſen drei Verhöre ſtatt gefunden, ohne daß man dadurch einer glücklichen Entſcheidung um Vieles näher gerückt wäre. War der Zuſtand unſeres Paares unter dieſen Umſtänden beklagenswerth genug, ſo ſollte noch die ſchwerſte Prüfung über den Maler ergehen, indem ſich auf alle die heftigen Erſchütterungen ein Fieber bei ihm ankündigte, das der Arzt ſogleich für bedeutend erkannte. Der Kranke verließ ſeit drei Tagen das Bett nicht mehr, häufig lag er ohne Bewußtſeyn da und in

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/272>, abgerufen am 25.11.2024.