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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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Hast eingeimpft.
Jezt kreiset es in süßer Gährung noch
Im Innern dieses Stammes auf und nieder.
Wie sehr die Nacht auch stille sey, mein Ohr
Bestrebet sich vergeblich, zu vernehmen
Den leisen Takt in diesem Webestuhl
Der Liebe, die mit holden Träumen oft
Dein angelehnet Haupt bethöret hat.
Bald aber rinnet von dem gold'nen Pfeil
Der Liebe Purpur aus des Baumes Adern,
Und alsbald aus der Ferne spürt dein Herz
Die Qual der schrecklichen Veränderung,
Doch nach vertobtem Wahnsinn wird im Schlummer
Sich Ruhe senken auf dein Augenlied.

O Himmel! wie verlangt mich nach Erlösung!
Die Senne jenes göttlichen Geschosses
Zu spannen, fordert tausendjähr'ge Stärke,
Ich habe sie; doch wahrlich, o wahrhaftig,
Auch ohnedem fühlt' ich die Kraft in mir,
Gleich jenem Gott, der den demant'nen Pfeil
Zum höchsten Himmel schnellte, daß er knirschend
Der Sonne Kern durchschnitt und weiter flog,
Bis wo des Lichtes lezter Strahl verlöschte.

(Das Kind kommt zurück mit einer Art von Armbrust.
Er spannt sie mit leichter Mühe, legt auf, und reicht
sie dem Mädchen in der Richtung nach dem Baume.
Silpelitt drückt ab und in dem Augenblicke wird es
ganz finster. Man hört ein Seufzen von der ge-
troffenen Stelle her. Beide schnell ab.)
Haſt eingeimpft.
Jezt kreiſet es in ſüßer Gährung noch
Im Innern dieſes Stammes auf und nieder.
Wie ſehr die Nacht auch ſtille ſey, mein Ohr
Beſtrebet ſich vergeblich, zu vernehmen
Den leiſen Takt in dieſem Webeſtuhl
Der Liebe, die mit holden Träumen oft
Dein angelehnet Haupt bethöret hat.
Bald aber rinnet von dem gold’nen Pfeil
Der Liebe Purpur aus des Baumes Adern,
Und alsbald aus der Ferne ſpürt dein Herz
Die Qual der ſchrecklichen Veränderung,
Doch nach vertobtem Wahnſinn wird im Schlummer
Sich Ruhe ſenken auf dein Augenlied.

O Himmel! wie verlangt mich nach Erlöſung!
Die Senne jenes göttlichen Geſchoſſes
Zu ſpannen, fordert tauſendjähr’ge Stärke,
Ich habe ſie; doch wahrlich, o wahrhaftig,
Auch ohnedem fühlt’ ich die Kraft in mir,
Gleich jenem Gott, der den demant’nen Pfeil
Zum höchſten Himmel ſchnellte, daß er knirſchend
Der Sonne Kern durchſchnitt und weiter flog,
Bis wo des Lichtes lezter Strahl verlöſchte.

(Das Kind kommt zurück mit einer Art von Armbruſt.
Er ſpannt ſie mit leichter Mühe, legt auf, und reicht
ſie dem Mädchen in der Richtung nach dem Baume.
Silpelitt drückt ab und in dem Augenblicke wird es
ganz finſter. Man hört ein Seufzen von der ge-
troffenen Stelle her. Beide ſchnell ab.)
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[199/0207] Haſt eingeimpft. Jezt kreiſet es in ſüßer Gährung noch Im Innern dieſes Stammes auf und nieder. Wie ſehr die Nacht auch ſtille ſey, mein Ohr Beſtrebet ſich vergeblich, zu vernehmen Den leiſen Takt in dieſem Webeſtuhl Der Liebe, die mit holden Träumen oft Dein angelehnet Haupt bethöret hat. Bald aber rinnet von dem gold’nen Pfeil Der Liebe Purpur aus des Baumes Adern, Und alsbald aus der Ferne ſpürt dein Herz Die Qual der ſchrecklichen Veränderung, Doch nach vertobtem Wahnſinn wird im Schlummer Sich Ruhe ſenken auf dein Augenlied. O Himmel! wie verlangt mich nach Erlöſung! Die Senne jenes göttlichen Geſchoſſes Zu ſpannen, fordert tauſendjähr’ge Stärke, Ich habe ſie; doch wahrlich, o wahrhaftig, Auch ohnedem fühlt’ ich die Kraft in mir, Gleich jenem Gott, der den demant’nen Pfeil Zum höchſten Himmel ſchnellte, daß er knirſchend Der Sonne Kern durchſchnitt und weiter flog, Bis wo des Lichtes lezter Strahl verlöſchte. (Das Kind kommt zurück mit einer Art von Armbruſt. Er ſpannt ſie mit leichter Mühe, legt auf, und reicht ſie dem Mädchen in der Richtung nach dem Baume. Silpelitt drückt ab und in dem Augenblicke wird es ganz finſter. Man hört ein Seufzen von der ge- troffenen Stelle her. Beide ſchnell ab.)

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/207>, abgerufen am 23.11.2024.