Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832. Silpelitt. Nein, du mußt Alles wissen, aber nur Der Schwester sage nichts -- König. Gewißlich nicht. Silpelitt. Schon seit der Zeit, als ich mich kann besinnen, War ich Thereilen unterthan, der Fürstin; Doch nur bei Nacht (dieß ist der Feeen Zeit) War ich gehorsam, gleich den andern Kindern; Allein am Morgen, wenn sie schlafen gingen, Band ich die Sohlen wieder heimlich unter, Nach Elnedorf zu wandern, und im Nebel Schlüpft' ich dahin, von Allen unbemerkt. Dort wohnt ein Mann, heißt Kollmer, dieser nennt Mich seine Tochter, warum? weiß ich nicht. Er meint, ich wäre gar kein Feeenkind. Er ist gar gütig gegen mich. Bei Tag Sitz' ich an seinem Tisch, geh' aus und ein Mit andern Hausgenossen, spiele Mit Nachbarkindern in dem Hofe, oder Wenn ich nicht mag, so zerren sie mich her Und schelten mich ein stolzes Ding; ey aber Sie sind zuweilen auch einfältig gar. Zur Nachtzeit geh' ich wieder fort und thue, Als lief ich nach der obern Kammerthür, So glaubt der Vater auch, denn droben steht Silpelitt. Nein, du mußt Alles wiſſen, aber nur Der Schweſter ſage nichts — König. Gewißlich nicht. Silpelitt. Schon ſeit der Zeit, als ich mich kann beſinnen, War ich Thereilen unterthan, der Fürſtin; Doch nur bei Nacht (dieß iſt der Feeen Zeit) War ich gehorſam, gleich den andern Kindern; Allein am Morgen, wenn ſie ſchlafen gingen, Band ich die Sohlen wieder heimlich unter, Nach Elnedorf zu wandern, und im Nebel Schlüpft’ ich dahin, von Allen unbemerkt. Dort wohnt ein Mann, heißt Kollmer, dieſer nennt Mich ſeine Tochter, warum? weiß ich nicht. Er meint, ich wäre gar kein Feeenkind. Er iſt gar gütig gegen mich. Bei Tag Sitz’ ich an ſeinem Tiſch, geh’ aus und ein Mit andern Hausgenoſſen, ſpiele Mit Nachbarkindern in dem Hofe, oder Wenn ich nicht mag, ſo zerren ſie mich her Und ſchelten mich ein ſtolzes Ding; ey aber Sie ſind zuweilen auch einfältig gar. Zur Nachtzeit geh’ ich wieder fort und thue, Als lief ich nach der obern Kammerthür, So glaubt der Vater auch, denn droben ſteht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0203" n="195"/> <sp who="#silp"> <speaker><hi rendition="#g">Silpelitt</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, du mußt Alles wiſſen, aber nur<lb/> Der Schweſter ſage nichts —</p> </sp><lb/> <sp who="#koe"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Gewißlich nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#silp"> <speaker><hi rendition="#g">Silpelitt</hi>.</speaker><lb/> <p>Schon ſeit der Zeit, als ich mich kann beſinnen,<lb/> War ich Thereilen unterthan, der Fürſtin;<lb/> Doch nur bei Nacht (dieß iſt der Feeen Zeit)<lb/> War ich gehorſam, gleich den andern Kindern;<lb/> Allein am Morgen, wenn ſie ſchlafen gingen,<lb/> Band ich die Sohlen wieder heimlich unter,<lb/> Nach Elnedorf zu wandern, und im Nebel<lb/> Schlüpft’ ich dahin, von Allen unbemerkt.<lb/> Dort wohnt ein Mann, heißt Kollmer, dieſer nennt<lb/> Mich ſeine Tochter, warum? weiß ich nicht.<lb/> Er meint, ich wäre gar kein Feeenkind.<lb/> Er iſt gar gütig gegen mich. Bei Tag<lb/> Sitz’ ich an ſeinem Tiſch, geh’ aus und ein<lb/> Mit andern Hausgenoſſen, ſpiele<lb/> Mit Nachbarkindern in dem Hofe, oder<lb/> Wenn ich nicht mag, ſo zerren ſie mich her<lb/> Und ſchelten mich ein ſtolzes Ding; ey aber<lb/> Sie ſind zuweilen auch einfältig gar.<lb/> Zur Nachtzeit geh’ ich wieder fort und thue,<lb/> Als lief ich nach der obern Kammerthür,<lb/> So glaubt der Vater auch, denn droben ſteht<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0203]
Silpelitt.
Nein, du mußt Alles wiſſen, aber nur
Der Schweſter ſage nichts —
König.
Gewißlich nicht.
Silpelitt.
Schon ſeit der Zeit, als ich mich kann beſinnen,
War ich Thereilen unterthan, der Fürſtin;
Doch nur bei Nacht (dieß iſt der Feeen Zeit)
War ich gehorſam, gleich den andern Kindern;
Allein am Morgen, wenn ſie ſchlafen gingen,
Band ich die Sohlen wieder heimlich unter,
Nach Elnedorf zu wandern, und im Nebel
Schlüpft’ ich dahin, von Allen unbemerkt.
Dort wohnt ein Mann, heißt Kollmer, dieſer nennt
Mich ſeine Tochter, warum? weiß ich nicht.
Er meint, ich wäre gar kein Feeenkind.
Er iſt gar gütig gegen mich. Bei Tag
Sitz’ ich an ſeinem Tiſch, geh’ aus und ein
Mit andern Hausgenoſſen, ſpiele
Mit Nachbarkindern in dem Hofe, oder
Wenn ich nicht mag, ſo zerren ſie mich her
Und ſchelten mich ein ſtolzes Ding; ey aber
Sie ſind zuweilen auch einfältig gar.
Zur Nachtzeit geh’ ich wieder fort und thue,
Als lief ich nach der obern Kammerthür,
So glaubt der Vater auch, denn droben ſteht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |