Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832. Thereile (noch immer in einiger Entfernung). Wie süß der Nachtwind nun die Wiese streift, Und klingend jezt den jungen Hain durchläuft! Da noch der freche Tag verstummt, Hört man der Erdenkräfte flüsterndes Gedränge, Das aufwärts in die zärtlichen Gesänge Der reingestimmten Lüfte summt. König. Vernehm' ich doch die wunderbarsten Stimmen Vom lauen Wind wollüstig hingeschleift, Indeß mit ungewissem Licht gestreift Der Himmel selber scheinet hinzuschwimmen. Thereile. Wie ein Gewebe zuckt die Luft manchmal, Durchsichtiger und heller aufzuwehen, Dazwischen hört man weiche Töne geheu Von sel'gen Elfen, die im blauen Saal Zum Sphärenklang, Und fleißig mit Gesang, Silberne Spindeln hin und wieder drehen. König. O holde Nacht, du gehst mit leisem Tritt Auf schwarzem Sammt, der nur am Tage grünet, Und luftig schwirrender Musik bedienet Sich nun dein Fuß zum leichten Schritt, Thereile (noch immer in einiger Entfernung). Wie ſüß der Nachtwind nun die Wieſe ſtreift, Und klingend jezt den jungen Hain durchläuft! Da noch der freche Tag verſtummt, Hört man der Erdenkräfte flüſterndes Gedränge, Das aufwärts in die zärtlichen Geſänge Der reingeſtimmten Lüfte ſummt. König. Vernehm’ ich doch die wunderbarſten Stimmen Vom lauen Wind wollüſtig hingeſchleift, Indeß mit ungewiſſem Licht geſtreift Der Himmel ſelber ſcheinet hinzuſchwimmen. Thereile. Wie ein Gewebe zuckt die Luft manchmal, Durchſichtiger und heller aufzuwehen, Dazwiſchen hört man weiche Töne geheu Von ſel’gen Elfen, die im blauen Saal Zum Sphärenklang, Und fleißig mit Geſang, Silberne Spindeln hin und wieder drehen. König. O holde Nacht, du gehſt mit leiſem Tritt Auf ſchwarzem Sammt, der nur am Tage grünet, Und luftig ſchwirrender Muſik bedienet Sich nun dein Fuß zum leichten Schritt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0174" n="166"/> <sp who="#the"> <speaker> <hi rendition="#g">Thereile</hi> </speaker><lb/> <stage>(noch immer in einiger Entfernung).</stage><lb/> <p>Wie ſüß der Nachtwind nun die Wieſe ſtreift,<lb/> Und klingend jezt den jungen Hain durchläuft!<lb/> Da noch der freche Tag verſtummt,<lb/> Hört man der Erdenkräfte flüſterndes Gedränge,<lb/> Das aufwärts in die zärtlichen Geſänge<lb/> Der reingeſtimmten Lüfte ſummt.</p> </sp><lb/> <sp who="#koe"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Vernehm’ ich doch die wunderbarſten Stimmen<lb/> Vom lauen Wind wollüſtig hingeſchleift,<lb/> Indeß mit ungewiſſem Licht geſtreift<lb/> Der Himmel ſelber ſcheinet hinzuſchwimmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#the"> <speaker><hi rendition="#g">Thereile</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie ein Gewebe zuckt die Luft manchmal,<lb/> Durchſichtiger und heller aufzuwehen,<lb/> Dazwiſchen hört man weiche Töne geheu<lb/> Von ſel’gen Elfen, die im blauen Saal<lb/> Zum Sphärenklang,<lb/> Und fleißig mit Geſang,<lb/> Silberne Spindeln hin und wieder drehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#koe"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>O holde Nacht, du gehſt mit leiſem Tritt<lb/> Auf ſchwarzem Sammt, der nur am Tage grünet,<lb/> Und luftig ſchwirrender Muſik bedienet<lb/> Sich nun dein Fuß zum leichten Schritt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0174]
Thereile
(noch immer in einiger Entfernung).
Wie ſüß der Nachtwind nun die Wieſe ſtreift,
Und klingend jezt den jungen Hain durchläuft!
Da noch der freche Tag verſtummt,
Hört man der Erdenkräfte flüſterndes Gedränge,
Das aufwärts in die zärtlichen Geſänge
Der reingeſtimmten Lüfte ſummt.
König.
Vernehm’ ich doch die wunderbarſten Stimmen
Vom lauen Wind wollüſtig hingeſchleift,
Indeß mit ungewiſſem Licht geſtreift
Der Himmel ſelber ſcheinet hinzuſchwimmen.
Thereile.
Wie ein Gewebe zuckt die Luft manchmal,
Durchſichtiger und heller aufzuwehen,
Dazwiſchen hört man weiche Töne geheu
Von ſel’gen Elfen, die im blauen Saal
Zum Sphärenklang,
Und fleißig mit Geſang,
Silberne Spindeln hin und wieder drehen.
König.
O holde Nacht, du gehſt mit leiſem Tritt
Auf ſchwarzem Sammt, der nur am Tage grünet,
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/174>, abgerufen am 16.02.2025. |