Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.Auf Zinnen möcht' ich springen, In alter Fürsten Schloß, Möcht' hohe Lieder singen, Mich schwingen auf das Roß; Und stolzen Siegeswagen Stürzt' ich mich brausend nach, Die Harfe wird zerschlagen, Die nur von Liebe sprach. -- Wie? schwärmst du so vermessen, Herz! hast du mich bedacht, Hast, Närrchen, ganz vergessen, Was dich so trunken macht? Ach wohl, was aus mir singet Ist nur der Liebe Glück; Die wirren Töne schlinget Sie sanft in sich zurück. Was hilft, was hilft mein Sehnen! Geliebte, wärst du hier! In tausend Freudethränen Verging' die Erde mir. Bei seiner Ankunft im Schlosse fand er den Ita- Auf Zinnen möcht’ ich ſpringen, In alter Fürſten Schloß, Möcht’ hohe Lieder ſingen, Mich ſchwingen auf das Roß; Und ſtolzen Siegeswagen Stürzt’ ich mich brauſend nach, Die Harfe wird zerſchlagen, Die nur von Liebe ſprach. — Wie? ſchwärmſt du ſo vermeſſen, Herz! haſt du mich bedacht, Haſt, Närrchen, ganz vergeſſen, Was dich ſo trunken macht? Ach wohl, was aus mir ſinget Iſt nur der Liebe Glück; Die wirren Töne ſchlinget Sie ſanft in ſich zurück. Was hilft, was hilft mein Sehnen! Geliebte, wärſt du hier! In tauſend Freudethränen Verging’ die Erde mir. Bei ſeiner Ankunft im Schloſſe fand er den Ita- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0118" n="110"/> <lg n="7"> <l>Auf Zinnen möcht’ ich ſpringen,</l><lb/> <l>In alter Fürſten Schloß,</l><lb/> <l>Möcht’ hohe Lieder ſingen,</l><lb/> <l>Mich ſchwingen auf das Roß;</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Und ſtolzen Siegeswagen</l><lb/> <l>Stürzt’ ich mich brauſend nach,</l><lb/> <l>Die Harfe wird zerſchlagen,</l><lb/> <l>Die nur von Liebe ſprach.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>— Wie? ſchwärmſt du ſo vermeſſen,</l><lb/> <l>Herz! haſt du mich bedacht,</l><lb/> <l>Haſt, Närrchen, ganz vergeſſen,</l><lb/> <l>Was dich ſo trunken macht?</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ach wohl, was aus mir ſinget</l><lb/> <l>Iſt nur der Liebe Glück;</l><lb/> <l>Die wirren Töne ſchlinget</l><lb/> <l>Sie ſanft in ſich zurück.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Was hilft, was hilft mein Sehnen!</l><lb/> <l>Geliebte, wärſt du hier!</l><lb/> <l>In tauſend Freudethränen</l><lb/> <l>Verging’ die Erde mir.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Bei ſeiner Ankunft im Schloſſe fand er den Ita-<lb/> liener, einen lebhaften Mann von mittleren Jahren,<lb/> in komiſch leidenſchaftlichem Kommando mit den Leuten<lb/> begriffen, welche die marmornen Kunſtwerke in dem<lb/> Hauptſaale aufzuſtellen hatten. Zwiſchen Zorn und<lb/> Spaß ſchrie und lachte der Strudelkopf auf das Grellſte<lb/> und brauchte zuweilen auch wohl den Stock gegen einen<lb/> der Arbeiter, wovon keiner ſeine Sprache verſtand.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0118]
Auf Zinnen möcht’ ich ſpringen,
In alter Fürſten Schloß,
Möcht’ hohe Lieder ſingen,
Mich ſchwingen auf das Roß;
Und ſtolzen Siegeswagen
Stürzt’ ich mich brauſend nach,
Die Harfe wird zerſchlagen,
Die nur von Liebe ſprach.
— Wie? ſchwärmſt du ſo vermeſſen,
Herz! haſt du mich bedacht,
Haſt, Närrchen, ganz vergeſſen,
Was dich ſo trunken macht?
Ach wohl, was aus mir ſinget
Iſt nur der Liebe Glück;
Die wirren Töne ſchlinget
Sie ſanft in ſich zurück.
Was hilft, was hilft mein Sehnen!
Geliebte, wärſt du hier!
In tauſend Freudethränen
Verging’ die Erde mir.
Bei ſeiner Ankunft im Schloſſe fand er den Ita-
liener, einen lebhaften Mann von mittleren Jahren,
in komiſch leidenſchaftlichem Kommando mit den Leuten
begriffen, welche die marmornen Kunſtwerke in dem
Hauptſaale aufzuſtellen hatten. Zwiſchen Zorn und
Spaß ſchrie und lachte der Strudelkopf auf das Grellſte
und brauchte zuweilen auch wohl den Stock gegen einen
der Arbeiter, wovon keiner ſeine Sprache verſtand.
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