Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

tett geschlossen hatte und nach und nach ein Gespräch aufkam, schien er vornämlich einzelne Bemerkungen des Barons mit Interesse und Wohlgefallen aufzunehmen. Es wurde vom Schlusse der Oper die Rede, so wie von der vorläufig auf den Anfang Novembers anberaumten Aufführung, und da Jemand meinte, gewisse Theile des Finale möchten noch eine Riesenaufgabe sein, so lächelte der Meister mit einiger Zurückhaltung; Constanze aber sagte zu der Gräfin hin, daß er es hören mußte: Er hat noch was in petto, womit er geheim thut, auch vor mir.

Du fällst, versetzte er, aus deiner Rolle, Schatz, daß du das jetzt zur Sprache bringst; wenn ich nun Lust bekäme, von Neuem anzufangen? Und in der That, es juckt mich schon.

Leporello! rief der Graf, lustig aufspringend, und winkte einem Diener: Wein! Sillery, drei Flaschen!

Nicht doch! damit ist es vorbei -- mein Junker hat sein letztes im Glase.

Wohl bekomm's ihm -- und Jedem das Seine!

Mein Gott, was hab' ich da gemacht! lamentirte Constanze, mit einem Blick auf die Uhr, gleich ist es Elfe, und morgen früh soll's fort- wie wird das gehen?

Es geht halt gar nicht, Beste! nur schlechterdings gar nicht.

Manchmal, fing Mozart an, kann sich doch ein Ding sonderbar fügen. Was wird denn meine Stanzl sagen, wenn sie erfährt, daß eben das Stück Arbeit,

tett geschlossen hatte und nach und nach ein Gespräch aufkam, schien er vornämlich einzelne Bemerkungen des Barons mit Interesse und Wohlgefallen aufzunehmen. Es wurde vom Schlusse der Oper die Rede, so wie von der vorläufig auf den Anfang Novembers anberaumten Aufführung, und da Jemand meinte, gewisse Theile des Finale möchten noch eine Riesenaufgabe sein, so lächelte der Meister mit einiger Zurückhaltung; Constanze aber sagte zu der Gräfin hin, daß er es hören mußte: Er hat noch was in petto, womit er geheim thut, auch vor mir.

Du fällst, versetzte er, aus deiner Rolle, Schatz, daß du das jetzt zur Sprache bringst; wenn ich nun Lust bekäme, von Neuem anzufangen? Und in der That, es juckt mich schon.

Leporello! rief der Graf, lustig aufspringend, und winkte einem Diener: Wein! Sillery, drei Flaschen!

Nicht doch! damit ist es vorbei — mein Junker hat sein letztes im Glase.

Wohl bekomm's ihm — und Jedem das Seine!

Mein Gott, was hab' ich da gemacht! lamentirte Constanze, mit einem Blick auf die Uhr, gleich ist es Elfe, und morgen früh soll's fort- wie wird das gehen?

Es geht halt gar nicht, Beste! nur schlechterdings gar nicht.

Manchmal, fing Mozart an, kann sich doch ein Ding sonderbar fügen. Was wird denn meine Stanzl sagen, wenn sie erfährt, daß eben das Stück Arbeit,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0091"/>
tett geschlossen hatte und nach und nach ein      Gespräch aufkam, schien er vornämlich einzelne Bemerkungen des Barons mit Interesse und      Wohlgefallen aufzunehmen. Es wurde vom Schlusse der Oper die Rede, so wie von der vorläufig auf      den Anfang Novembers anberaumten Aufführung, und da Jemand meinte, gewisse Theile des Finale      möchten noch eine Riesenaufgabe sein, so lächelte der Meister mit einiger Zurückhaltung;      Constanze aber sagte zu der Gräfin hin, daß er es hören mußte: Er hat noch was in petto, womit      er geheim thut, auch vor mir.</p><lb/>
          <p>Du fällst, versetzte er, aus deiner Rolle, Schatz, daß du das jetzt zur Sprache bringst; wenn      ich nun Lust bekäme, von Neuem anzufangen? Und in der That, es juckt mich schon.</p><lb/>
          <p>Leporello! rief der Graf, lustig aufspringend, und winkte einem Diener: Wein! Sillery, drei      Flaschen!</p><lb/>
          <p>Nicht doch! damit ist es vorbei &#x2014; mein Junker hat sein letztes im Glase.</p><lb/>
          <p>Wohl bekomm's ihm &#x2014; und Jedem das Seine!</p><lb/>
          <p>Mein Gott, was hab' ich da gemacht! lamentirte Constanze, mit einem Blick auf die Uhr, gleich      ist es Elfe, und morgen früh soll's fort- wie wird das gehen?</p><lb/>
          <p>Es geht halt gar nicht, Beste! nur schlechterdings gar nicht.</p><lb/>
          <p>Manchmal, fing Mozart an, kann sich doch ein Ding sonderbar fügen. Was wird denn meine Stanzl      sagen, wenn sie erfährt, daß eben das Stück Arbeit,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0091] tett geschlossen hatte und nach und nach ein Gespräch aufkam, schien er vornämlich einzelne Bemerkungen des Barons mit Interesse und Wohlgefallen aufzunehmen. Es wurde vom Schlusse der Oper die Rede, so wie von der vorläufig auf den Anfang Novembers anberaumten Aufführung, und da Jemand meinte, gewisse Theile des Finale möchten noch eine Riesenaufgabe sein, so lächelte der Meister mit einiger Zurückhaltung; Constanze aber sagte zu der Gräfin hin, daß er es hören mußte: Er hat noch was in petto, womit er geheim thut, auch vor mir. Du fällst, versetzte er, aus deiner Rolle, Schatz, daß du das jetzt zur Sprache bringst; wenn ich nun Lust bekäme, von Neuem anzufangen? Und in der That, es juckt mich schon. Leporello! rief der Graf, lustig aufspringend, und winkte einem Diener: Wein! Sillery, drei Flaschen! Nicht doch! damit ist es vorbei — mein Junker hat sein letztes im Glase. Wohl bekomm's ihm — und Jedem das Seine! Mein Gott, was hab' ich da gemacht! lamentirte Constanze, mit einem Blick auf die Uhr, gleich ist es Elfe, und morgen früh soll's fort- wie wird das gehen? Es geht halt gar nicht, Beste! nur schlechterdings gar nicht. Manchmal, fing Mozart an, kann sich doch ein Ding sonderbar fügen. Was wird denn meine Stanzl sagen, wenn sie erfährt, daß eben das Stück Arbeit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:56:24Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:56:24Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910/91
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910/91>, abgerufen am 25.11.2024.