Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.höchst gelegen. Wir feierten noch einen sehr vergnügten Abend. Von der Affaire in der Vorstadt erfuhr ich jenen Tag noch nichts, die folgenden eben so wenig, die ganze nächste Woche verstrich, keine Crescenz erschien, und mein Mann, in einem Strudel von Geschäften, vergaß die Sache bald. Wir hatten an einem Sonnabend Gesellschaft; Hauptmann Wesselt, Graf Hardegg und Andere musicirten. In einer Pause werde ich hinausgerufen -- da war nun die Bescheerung! Ich geh' hinein und frage: Hast du Bestellung in der Alservorstadt auf allerlei Holzwaare gemacht? -- Potz Hagel, ja! Ein Mädchen wird da sein? Laß sie nur hereinkommen. So trat sie denn in größter Freundlichkeit, einen vollen Korb am Arm, mit Rechen und Spaten ins Zimmer, entschuldigte ihr langes Ausbleiben, sie habe den Namen der Gasse nicht mehr gewußt und sich erst heut zurecht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach einander ab, die er sofort mit Selbstzufriedenheit mir überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar Alles und Jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft. -- Natürlich, sagt' er, für dein Stückchen an der Wien. -- Mein Gott, das haben wir aber lange abgegeben! weil uns das Wasser immer so viel Schaden that und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich sagte dir's, du hattest nichts dawider. -- Was? Und also die Spargeln, die wir höchst gelegen. Wir feierten noch einen sehr vergnügten Abend. Von der Affaire in der Vorstadt erfuhr ich jenen Tag noch nichts, die folgenden eben so wenig, die ganze nächste Woche verstrich, keine Crescenz erschien, und mein Mann, in einem Strudel von Geschäften, vergaß die Sache bald. Wir hatten an einem Sonnabend Gesellschaft; Hauptmann Wesselt, Graf Hardegg und Andere musicirten. In einer Pause werde ich hinausgerufen — da war nun die Bescheerung! Ich geh' hinein und frage: Hast du Bestellung in der Alservorstadt auf allerlei Holzwaare gemacht? — Potz Hagel, ja! Ein Mädchen wird da sein? Laß sie nur hereinkommen. So trat sie denn in größter Freundlichkeit, einen vollen Korb am Arm, mit Rechen und Spaten ins Zimmer, entschuldigte ihr langes Ausbleiben, sie habe den Namen der Gasse nicht mehr gewußt und sich erst heut zurecht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach einander ab, die er sofort mit Selbstzufriedenheit mir überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar Alles und Jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft. — Natürlich, sagt' er, für dein Stückchen an der Wien. — Mein Gott, das haben wir aber lange abgegeben! weil uns das Wasser immer so viel Schaden that und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich sagte dir's, du hattest nichts dawider. — Was? Und also die Spargeln, die wir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0085"/> höchst gelegen. Wir feierten noch einen sehr vergnügten Abend.</p><lb/> <p>Von der Affaire in der Vorstadt erfuhr ich jenen Tag noch nichts, die folgenden eben so wenig, die ganze nächste Woche verstrich, keine Crescenz erschien, und mein Mann, in einem Strudel von Geschäften, vergaß die Sache bald. Wir hatten an einem Sonnabend Gesellschaft; Hauptmann Wesselt, Graf Hardegg und Andere musicirten. In einer Pause werde ich hinausgerufen — da war nun die Bescheerung! Ich geh' hinein und frage: Hast du Bestellung in der Alservorstadt auf allerlei Holzwaare gemacht? — Potz Hagel, ja! Ein Mädchen wird da sein? Laß sie nur hereinkommen. So trat sie denn in größter Freundlichkeit, einen vollen Korb am Arm, mit Rechen und Spaten ins Zimmer, entschuldigte ihr langes Ausbleiben, sie habe den Namen der Gasse nicht mehr gewußt und sich erst heut zurecht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach einander ab, die er sofort mit Selbstzufriedenheit mir überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar Alles und Jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft. — Natürlich, sagt' er, für dein Stückchen an der Wien. — Mein Gott, das haben wir aber lange abgegeben! weil uns das Wasser immer so viel Schaden that und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich sagte dir's, du hattest nichts dawider. — Was? Und also die Spargeln, die wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
höchst gelegen. Wir feierten noch einen sehr vergnügten Abend.
Von der Affaire in der Vorstadt erfuhr ich jenen Tag noch nichts, die folgenden eben so wenig, die ganze nächste Woche verstrich, keine Crescenz erschien, und mein Mann, in einem Strudel von Geschäften, vergaß die Sache bald. Wir hatten an einem Sonnabend Gesellschaft; Hauptmann Wesselt, Graf Hardegg und Andere musicirten. In einer Pause werde ich hinausgerufen — da war nun die Bescheerung! Ich geh' hinein und frage: Hast du Bestellung in der Alservorstadt auf allerlei Holzwaare gemacht? — Potz Hagel, ja! Ein Mädchen wird da sein? Laß sie nur hereinkommen. So trat sie denn in größter Freundlichkeit, einen vollen Korb am Arm, mit Rechen und Spaten ins Zimmer, entschuldigte ihr langes Ausbleiben, sie habe den Namen der Gasse nicht mehr gewußt und sich erst heut zurecht gefragt. Mozart nahm ihr die Sachen nach einander ab, die er sofort mit Selbstzufriedenheit mir überreichte. Ich ließ mir herzlich dankbar Alles und Jedes wohl gefallen, belobte und pries, nur nahm es mich Wunder, wozu er das Gartengeräthe gekauft. — Natürlich, sagt' er, für dein Stückchen an der Wien. — Mein Gott, das haben wir aber lange abgegeben! weil uns das Wasser immer so viel Schaden that und überhaupt gar nichts dabei herauskam. Ich sagte dir's, du hattest nichts dawider. — Was? Und also die Spargeln, die wir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T14:56:24Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T14:56:24Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |