Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

herbstlichen Sonne funkelten röthlich durch das Weinlaub herein.

Wäre hier nicht vertraulich zu sitzen, sagte die Gräfin, wenn Madame Mozart uns etwas von sich und dem Gemahl erzählen wollte?

Sie war ganz gerne bereit, und Alle nahmen höchst behaglich auf den im Kreis herbeigerückten Stühlen Platz.

Ich will Etwas zum Besten geben, das Sie auf alle Fälle hätten hören müssen, da sich ein kleiner Scherz darauf bezieht, den ich im Schilde führe. Ich habe mir in Kopf gesetzt, der Gräfin Braut zur fröhlichen Erinnerung an diesen Tag ein Angebind von sonderlicher Qualität zu verehren. Dasselbe ist so wenig Gegenstand des Luxus und der Mode, daß es lediglich nur durch seine Geschichte einigermaßen interessiren kann.

Was mag das sein, Eugenie? sagte Franziska, zum wenigsten das Tintenfaß eines berühmten Mannes.

Nicht allzuweit gefehlt! Sie sollen es noch diese Stunde sehen; im Reisekoffer liegt der Schatz. Ich fange an, und werde mit Ihrer Erlaubniß ein wenig weiter ausholen.

Vorletzten Winter wollte mir Mozart's Gesundheitszustand durch vermehrte Reizbarkeit und häufige Verstimmung, ein fieberhaftes Wesen, nachgerade bange machen. In Gesellschaft noch zuweilen lustig, oft

herbstlichen Sonne funkelten röthlich durch das Weinlaub herein.

Wäre hier nicht vertraulich zu sitzen, sagte die Gräfin, wenn Madame Mozart uns etwas von sich und dem Gemahl erzählen wollte?

Sie war ganz gerne bereit, und Alle nahmen höchst behaglich auf den im Kreis herbeigerückten Stühlen Platz.

Ich will Etwas zum Besten geben, das Sie auf alle Fälle hätten hören müssen, da sich ein kleiner Scherz darauf bezieht, den ich im Schilde führe. Ich habe mir in Kopf gesetzt, der Gräfin Braut zur fröhlichen Erinnerung an diesen Tag ein Angebind von sonderlicher Qualität zu verehren. Dasselbe ist so wenig Gegenstand des Luxus und der Mode, daß es lediglich nur durch seine Geschichte einigermaßen interessiren kann.

Was mag das sein, Eugenie? sagte Franziska, zum wenigsten das Tintenfaß eines berühmten Mannes.

Nicht allzuweit gefehlt! Sie sollen es noch diese Stunde sehen; im Reisekoffer liegt der Schatz. Ich fange an, und werde mit Ihrer Erlaubniß ein wenig weiter ausholen.

Vorletzten Winter wollte mir Mozart's Gesundheitszustand durch vermehrte Reizbarkeit und häufige Verstimmung, ein fieberhaftes Wesen, nachgerade bange machen. In Gesellschaft noch zuweilen lustig, oft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0069"/>
herbstlichen Sonne      funkelten röthlich durch das Weinlaub herein.</p><lb/>
          <p>Wäre hier nicht vertraulich zu sitzen, sagte die Gräfin, wenn Madame Mozart uns etwas von      sich und dem Gemahl erzählen wollte?</p><lb/>
          <p>Sie war ganz gerne bereit, und Alle nahmen höchst behaglich auf den im Kreis herbeigerückten      Stühlen Platz.</p><lb/>
          <p>Ich will Etwas zum Besten geben, das Sie auf alle Fälle hätten hören müssen, da sich ein      kleiner Scherz darauf bezieht, den ich im Schilde führe. Ich habe mir in Kopf gesetzt, der      Gräfin Braut zur fröhlichen Erinnerung an diesen Tag ein Angebind von sonderlicher Qualität zu      verehren. Dasselbe ist so wenig Gegenstand des Luxus und der Mode, daß es lediglich nur durch      seine Geschichte einigermaßen interessiren kann.</p><lb/>
          <p>Was mag das sein, Eugenie? sagte Franziska, zum wenigsten das Tintenfaß eines berühmten      Mannes.</p><lb/>
          <p>Nicht allzuweit gefehlt! Sie sollen es noch diese Stunde sehen; im Reisekoffer liegt der      Schatz. Ich fange an, und werde mit Ihrer Erlaubniß ein wenig weiter ausholen.</p><lb/>
          <p>Vorletzten Winter wollte mir Mozart's Gesundheitszustand durch vermehrte Reizbarkeit und      häufige Verstimmung, ein fieberhaftes Wesen, nachgerade bange machen. In Gesellschaft noch      zuweilen lustig, oft<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0069] herbstlichen Sonne funkelten röthlich durch das Weinlaub herein. Wäre hier nicht vertraulich zu sitzen, sagte die Gräfin, wenn Madame Mozart uns etwas von sich und dem Gemahl erzählen wollte? Sie war ganz gerne bereit, und Alle nahmen höchst behaglich auf den im Kreis herbeigerückten Stühlen Platz. Ich will Etwas zum Besten geben, das Sie auf alle Fälle hätten hören müssen, da sich ein kleiner Scherz darauf bezieht, den ich im Schilde führe. Ich habe mir in Kopf gesetzt, der Gräfin Braut zur fröhlichen Erinnerung an diesen Tag ein Angebind von sonderlicher Qualität zu verehren. Dasselbe ist so wenig Gegenstand des Luxus und der Mode, daß es lediglich nur durch seine Geschichte einigermaßen interessiren kann. Was mag das sein, Eugenie? sagte Franziska, zum wenigsten das Tintenfaß eines berühmten Mannes. Nicht allzuweit gefehlt! Sie sollen es noch diese Stunde sehen; im Reisekoffer liegt der Schatz. Ich fange an, und werde mit Ihrer Erlaubniß ein wenig weiter ausholen. Vorletzten Winter wollte mir Mozart's Gesundheitszustand durch vermehrte Reizbarkeit und häufige Verstimmung, ein fieberhaftes Wesen, nachgerade bange machen. In Gesellschaft noch zuweilen lustig, oft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:56:24Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:56:24Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910/69
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1910/69>, abgerufen am 25.11.2024.