einen der sparsam von Bäumen beschatteten Tische zu einem Wiener Brunnen-Obermeister und zwei andern Spießbürgern, ließ sich ein Schöppchen kom¬ men und nahm an ihrem sehr alltäglichen Discours eingehend Theil, ging dazwischen umher, oder schaute dem Spiel auf der Kegelbahn zu.
Unweit von der letztern, an der Seite des Hau¬ ses, befand sich der offene Laden des Seilers, ein schmaler, mit Fabrikaten voll gepfropfter Raum, weil außer dem, was das Handwerk zunächst lieferte, auch allerlei hölzernes Küchen-, Keller- und landwirth¬ schaftliches Geräth, ingleichem Thran und Wagensalbe, auch Weniges von Sämereien, Dill und Kümmel, zum Verkauf umher stand oder hing. Ein Mädchen, das als Kellnerin die Gäste zu bedienen und neben¬ bei den Laden zu besorgen hatte, war eben mit einem Bauern beschäftigt, welcher, sein Söhnlein an der Hand, herzugetreten war, um einiges zu kaufen, ein Fruchtmaß, eine Bürste, eine Geißel. Er suchte unter vielen Stücken eines heraus, prüfte es, legte es weg, ergriff ein zweites und drittes, und kehrte unschlüssig zum ersten zurück; es war kein Fertig¬ werden. Das Mädchen entfernte sich mehrmals der Aufwartung wegen, kam wieder und war unermüdlich,
einen der ſparſam von Bäumen beſchatteten Tiſche zu einem Wiener Brunnen-Obermeiſter und zwei andern Spießbürgern, ließ ſich ein Schöppchen kom¬ men und nahm an ihrem ſehr alltäglichen Discours eingehend Theil, ging dazwiſchen umher, oder ſchaute dem Spiel auf der Kegelbahn zu.
Unweit von der letztern, an der Seite des Hau¬ ſes, befand ſich der offene Laden des Seilers, ein ſchmaler, mit Fabrikaten voll gepfropfter Raum, weil außer dem, was das Handwerk zunächſt lieferte, auch allerlei hölzernes Küchen-, Keller- und landwirth¬ ſchaftliches Geräth, ingleichem Thran und Wagenſalbe, auch Weniges von Sämereien, Dill und Kümmel, zum Verkauf umher ſtand oder hing. Ein Mädchen, das als Kellnerin die Gäſte zu bedienen und neben¬ bei den Laden zu beſorgen hatte, war eben mit einem Bauern beſchäftigt, welcher, ſein Söhnlein an der Hand, herzugetreten war, um einiges zu kaufen, ein Fruchtmaß, eine Bürſte, eine Geißel. Er ſuchte unter vielen Stücken eines heraus, prüfte es, legte es weg, ergriff ein zweites und drittes, und kehrte unſchlüſſig zum erſten zurück; es war kein Fertig¬ werden. Das Mädchen entfernte ſich mehrmals der Aufwartung wegen, kam wieder und war unermüdlich,
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einen der ſparſam von Bäumen beſchatteten Tiſche
zu einem Wiener Brunnen-Obermeiſter und zwei
andern Spießbürgern, ließ ſich ein Schöppchen kom¬
men und nahm an ihrem ſehr alltäglichen Discours
eingehend Theil, ging dazwiſchen umher, oder ſchaute
dem Spiel auf der Kegelbahn zu.
Unweit von der letztern, an der Seite des Hau¬
ſes, befand ſich der offene Laden des Seilers, ein
ſchmaler, mit Fabrikaten voll gepfropfter Raum, weil
außer dem, was das Handwerk zunächſt lieferte, auch
allerlei hölzernes Küchen-, Keller- und landwirth¬
ſchaftliches Geräth, ingleichem Thran und Wagenſalbe,
auch Weniges von Sämereien, Dill und Kümmel,
zum Verkauf umher ſtand oder hing. Ein Mädchen,
das als Kellnerin die Gäſte zu bedienen und neben¬
bei den Laden zu beſorgen hatte, war eben mit einem
Bauern beſchäftigt, welcher, ſein Söhnlein an der
Hand, herzugetreten war, um einiges zu kaufen, ein
Fruchtmaß, eine Bürſte, eine Geißel. Er ſuchte
unter vielen Stücken eines heraus, prüfte es, legte
es weg, ergriff ein zweites und drittes, und kehrte
unſchlüſſig zum erſten zurück; es war kein Fertig¬
werden. Das Mädchen entfernte ſich mehrmals der
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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/94>, abgerufen am 17.02.2025.
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