Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.Eröffnung sie ihn nach alter Gewohnheit so lange wie Haben wir Frau Constanze bis hieher in der Von seiner Wohnung, bei der Schranne, rechts Eröffnung ſie ihn nach alter Gewohnheit ſo lange wie Haben wir Frau Conſtanze bis hieher in der Von ſeiner Wohnung, bei der Schranne, rechts <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0092" n="80"/> Eröffnung ſie ihn nach alter Gewohnheit ſo lange wie<lb/> möglich verſchonte. Ihre Baarſchaft war eheſtens alle,<lb/> und keine Ausſicht auf baldige Einnahme da. Ohne<lb/> Ahnung von dieſer häuslichen Extremität war gleich¬<lb/> wohl ſein Herz auf eine Art beklommen, die mit<lb/> jenem verlegenen, hülfloſen Zuſtand eine gewiſſe Aehn¬<lb/> lichkeit hatte. Er mochte nicht eſſen, er konnte nicht<lb/> bleiben. Geſchwind zog er ſich vollends an, um nur<lb/> aus der Stickluft des Hauſes zu kommen. Auf einem<lb/> offenen Zettel hinterließ er ein paar Zeilen italieniſch:<lb/> „Du haſt mir's redlich eingetränkt, und geſchieht mir<lb/> ſchon recht. Sey aber wieder gut, ich bitte dich, und<lb/> lache wieder, bis ich heim komme. Mir iſt zu Muth,<lb/> als möcht' ich ein Carthäuſer und Trappiſte werden,<lb/> ein rechter Heulochs, ſag' ich dir!“ — Sofort nahm<lb/> er den Hut, nicht aber auch den Stock zugleich; der<lb/> hatte ſeine Epoche paſſirt.</p><lb/> <p>Haben wir Frau Conſtanze bis hieher in der<lb/> Erzählung abgelöſt, ſo können wir auch wohl noch<lb/> eine kleine Strecke weiter fortfahren.</p><lb/> <p>Von ſeiner Wohnung, bei der Schranne, rechts<lb/> gegen das Zeughaus einbiegend, ſchlenderte der theure<lb/> Mann — es war ein warmer, etwas umwölkter<lb/> Sommernachmittag — nachdenklich läſſig über den<lb/></p> </body> </text> </TEI> [80/0092]
Eröffnung ſie ihn nach alter Gewohnheit ſo lange wie
möglich verſchonte. Ihre Baarſchaft war eheſtens alle,
und keine Ausſicht auf baldige Einnahme da. Ohne
Ahnung von dieſer häuslichen Extremität war gleich¬
wohl ſein Herz auf eine Art beklommen, die mit
jenem verlegenen, hülfloſen Zuſtand eine gewiſſe Aehn¬
lichkeit hatte. Er mochte nicht eſſen, er konnte nicht
bleiben. Geſchwind zog er ſich vollends an, um nur
aus der Stickluft des Hauſes zu kommen. Auf einem
offenen Zettel hinterließ er ein paar Zeilen italieniſch:
„Du haſt mir's redlich eingetränkt, und geſchieht mir
ſchon recht. Sey aber wieder gut, ich bitte dich, und
lache wieder, bis ich heim komme. Mir iſt zu Muth,
als möcht' ich ein Carthäuſer und Trappiſte werden,
ein rechter Heulochs, ſag' ich dir!“ — Sofort nahm
er den Hut, nicht aber auch den Stock zugleich; der
hatte ſeine Epoche paſſirt.
Haben wir Frau Conſtanze bis hieher in der
Erzählung abgelöſt, ſo können wir auch wohl noch
eine kleine Strecke weiter fortfahren.
Von ſeiner Wohnung, bei der Schranne, rechts
gegen das Zeughaus einbiegend, ſchlenderte der theure
Mann — es war ein warmer, etwas umwölkter
Sommernachmittag — nachdenklich läſſig über den
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