Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.eigenthümliche naive Opposition, und ihre hinter¬ Frau von Sevigne war es denn auch, aus deren eigenthümliche naive Oppoſition, und ihre hinter¬ Frau von Sévigné war es denn auch, aus deren <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0073" n="61"/> eigenthümliche naive Oppoſition, und ihre hinter¬<lb/> laſſene Korreſpondenz weiſt eine Menge Spuren<lb/> davon auf, mit wie viel Freimuth und herzhafter<lb/> Schlagfertigkeit, es mochte nun von Glaubensſachen,<lb/> von Literatur und Politik, oder von was immer die<lb/> Rede ſeyn, die originelle Frau ihre geſunden Grund¬<lb/> ſätze und Anſichten zu vertheidigen, die Blößen der<lb/> Geſellſchaft anzugreifen wußte, ohne doch dieſer im<lb/> mindeſten ſich läſtig zu machen. Ihr reges Intereſſe<lb/> für ſämmtliche Perſonen, die man im Hauſe einer<lb/> Ninon, dem eigentlichen Herd der feinſten Geiſtes¬<lb/> bildung treffen konnte, war demnach ſo beſchaffen<lb/> und geregelt, daß es ſich mit dem höheren Freund¬<lb/> ſchaftsverhältniß zu einer der edelſten Damen jener<lb/> Zeit, der Frau von S<hi rendition="#aq">é</hi>vign<hi rendition="#aq">é</hi>, vollkommen wohl ver¬<lb/> trug. Neben manchen muthwilligen Scherzen Cha¬<lb/> pelle's an ſie, vom Dichter eigenhändig auf Blätter<lb/> mit ſilberblumigem Rande gekritzelt, fanden ſich die<lb/> liebevollſten Briefe der Marquiſin und ihrer Tochter<lb/> an die ehrliche Freundin aus Oeſterreich nach ihrem<lb/> Tod in einem Ebenholzſchränkchen der Großmutter vor.<lb/></p> <p>Frau von S<hi rendition="#aq">é</hi>vign<hi rendition="#aq">é</hi> war es denn auch, aus deren<lb/> Hand ſie eines Tages, bei einem Feſte zu Trianon,<lb/> auf der Terraſſe des Gartens den blühenden Orangen¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [61/0073]
eigenthümliche naive Oppoſition, und ihre hinter¬
laſſene Korreſpondenz weiſt eine Menge Spuren
davon auf, mit wie viel Freimuth und herzhafter
Schlagfertigkeit, es mochte nun von Glaubensſachen,
von Literatur und Politik, oder von was immer die
Rede ſeyn, die originelle Frau ihre geſunden Grund¬
ſätze und Anſichten zu vertheidigen, die Blößen der
Geſellſchaft anzugreifen wußte, ohne doch dieſer im
mindeſten ſich läſtig zu machen. Ihr reges Intereſſe
für ſämmtliche Perſonen, die man im Hauſe einer
Ninon, dem eigentlichen Herd der feinſten Geiſtes¬
bildung treffen konnte, war demnach ſo beſchaffen
und geregelt, daß es ſich mit dem höheren Freund¬
ſchaftsverhältniß zu einer der edelſten Damen jener
Zeit, der Frau von Sévigné, vollkommen wohl ver¬
trug. Neben manchen muthwilligen Scherzen Cha¬
pelle's an ſie, vom Dichter eigenhändig auf Blätter
mit ſilberblumigem Rande gekritzelt, fanden ſich die
liebevollſten Briefe der Marquiſin und ihrer Tochter
an die ehrliche Freundin aus Oeſterreich nach ihrem
Tod in einem Ebenholzſchränkchen der Großmutter vor.
Frau von Sévigné war es denn auch, aus deren
Hand ſie eines Tages, bei einem Feſte zu Trianon,
auf der Terraſſe des Gartens den blühenden Orangen¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |