eigenthümliche naive Opposition, und ihre hinter¬ lassene Korrespondenz weist eine Menge Spuren davon auf, mit wie viel Freimuth und herzhafter Schlagfertigkeit, es mochte nun von Glaubenssachen, von Literatur und Politik, oder von was immer die Rede seyn, die originelle Frau ihre gesunden Grund¬ sätze und Ansichten zu vertheidigen, die Blößen der Gesellschaft anzugreifen wußte, ohne doch dieser im mindesten sich lästig zu machen. Ihr reges Interesse für sämmtliche Personen, die man im Hause einer Ninon, dem eigentlichen Herd der feinsten Geistes¬ bildung treffen konnte, war demnach so beschaffen und geregelt, daß es sich mit dem höheren Freund¬ schaftsverhältniß zu einer der edelsten Damen jener Zeit, der Frau von Sevigne, vollkommen wohl ver¬ trug. Neben manchen muthwilligen Scherzen Cha¬ pelle's an sie, vom Dichter eigenhändig auf Blätter mit silberblumigem Rande gekritzelt, fanden sich die liebevollsten Briefe der Marquisin und ihrer Tochter an die ehrliche Freundin aus Oesterreich nach ihrem Tod in einem Ebenholzschränkchen der Großmutter vor.
Frau von Sevigne war es denn auch, aus deren Hand sie eines Tages, bei einem Feste zu Trianon, auf der Terrasse des Gartens den blühenden Orangen¬
eigenthümliche naive Oppoſition, und ihre hinter¬ laſſene Korreſpondenz weiſt eine Menge Spuren davon auf, mit wie viel Freimuth und herzhafter Schlagfertigkeit, es mochte nun von Glaubensſachen, von Literatur und Politik, oder von was immer die Rede ſeyn, die originelle Frau ihre geſunden Grund¬ ſätze und Anſichten zu vertheidigen, die Blößen der Geſellſchaft anzugreifen wußte, ohne doch dieſer im mindeſten ſich läſtig zu machen. Ihr reges Intereſſe für ſämmtliche Perſonen, die man im Hauſe einer Ninon, dem eigentlichen Herd der feinſten Geiſtes¬ bildung treffen konnte, war demnach ſo beſchaffen und geregelt, daß es ſich mit dem höheren Freund¬ ſchaftsverhältniß zu einer der edelſten Damen jener Zeit, der Frau von Sévigné, vollkommen wohl ver¬ trug. Neben manchen muthwilligen Scherzen Cha¬ pelle's an ſie, vom Dichter eigenhändig auf Blätter mit ſilberblumigem Rande gekritzelt, fanden ſich die liebevollſten Briefe der Marquiſin und ihrer Tochter an die ehrliche Freundin aus Oeſterreich nach ihrem Tod in einem Ebenholzſchränkchen der Großmutter vor.
Frau von Sévigné war es denn auch, aus deren Hand ſie eines Tages, bei einem Feſte zu Trianon, auf der Terraſſe des Gartens den blühenden Orangen¬
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eigenthümliche naive Oppoſition, und ihre hinter¬
laſſene Korreſpondenz weiſt eine Menge Spuren
davon auf, mit wie viel Freimuth und herzhafter
Schlagfertigkeit, es mochte nun von Glaubensſachen,
von Literatur und Politik, oder von was immer die
Rede ſeyn, die originelle Frau ihre geſunden Grund¬
ſätze und Anſichten zu vertheidigen, die Blößen der
Geſellſchaft anzugreifen wußte, ohne doch dieſer im
mindeſten ſich läſtig zu machen. Ihr reges Intereſſe
für ſämmtliche Perſonen, die man im Hauſe einer
Ninon, dem eigentlichen Herd der feinſten Geiſtes¬
bildung treffen konnte, war demnach ſo beſchaffen
und geregelt, daß es ſich mit dem höheren Freund¬
ſchaftsverhältniß zu einer der edelſten Damen jener
Zeit, der Frau von Sévigné, vollkommen wohl ver¬
trug. Neben manchen muthwilligen Scherzen Cha¬
pelle's an ſie, vom Dichter eigenhändig auf Blätter
mit ſilberblumigem Rande gekritzelt, fanden ſich die
liebevollſten Briefe der Marquiſin und ihrer Tochter
an die ehrliche Freundin aus Oeſterreich nach ihrem
Tod in einem Ebenholzſchränkchen der Großmutter vor.
Frau von Sévigné war es denn auch, aus deren
Hand ſie eines Tages, bei einem Feſte zu Trianon,
auf der Terraſſe des Gartens den blühenden Orangen¬
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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/73>, abgerufen am 29.07.2024.
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