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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.

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mehr zu sehen. Manchmal entstand ein förmliches
Kreuzfeuer, oft stiegen sie und fielen in einem hohen
Bogen; kaum ging einmal einer und der andere fehl,
es war, als stürzten sie von selbst durch eine Kraft
der Anziehung in die geöffneten Finger."

"So angenehm jedoch das Auge beschäftigt wurde,
so lieblich gingen für's Gehör die Melodien nebenher:
sicilianische Weisen, Tänze, Saltarelli, Canzoni a
ballo
, ein ganzes Quodlibet, auf Guirlandenart leicht
aneinander gehängt. Die jüngere Prinzeß, ein holdes
unbefangenes Geschöpf, etwa von meinem Alter, be¬
gleitete den Tact gar artig mit Kopfnicken; ihr Lächeln
und die langen Wimpern ihrer Augen kann ich noch
heute vor mir sehen."

"Nun lassen Sie mich kürzlich den Verlauf der
Posse noch erzählen, obschon er weiter nichts zu
meiner Sache thut. Man kann sich nicht leicht etwas
Hübscheres denken. Während dem das Scharmützel
allmählig ausging und nur noch einzelne Würfe ge¬
wechselt wurden, die Mädchen ihre goldenen Aepfel
sammelten und in den Korb zurück brachten, hatte
drüben ein Knabe, wie spielenderweis, ein breites,
grüngestricktes Netz ergriffen und kurze Zeit unter
dem Wasser gehalten; er hob es auf, und zum

mehr zu ſehen. Manchmal entſtand ein förmliches
Kreuzfeuer, oft ſtiegen ſie und fielen in einem hohen
Bogen; kaum ging einmal einer und der andere fehl,
es war, als ſtürzten ſie von ſelbſt durch eine Kraft
der Anziehung in die geöffneten Finger.“

„So angenehm jedoch das Auge beſchäftigt wurde,
ſo lieblich gingen für's Gehör die Melodien nebenher:
ſicilianiſche Weiſen, Tänze, Saltarelli, Canzoni a
ballo
, ein ganzes Quodlibet, auf Guirlandenart leicht
aneinander gehängt. Die jüngere Prinzeß, ein holdes
unbefangenes Geſchöpf, etwa von meinem Alter, be¬
gleitete den Tact gar artig mit Kopfnicken; ihr Lächeln
und die langen Wimpern ihrer Augen kann ich noch
heute vor mir ſehen.“

„Nun laſſen Sie mich kürzlich den Verlauf der
Poſſe noch erzählen, obſchon er weiter nichts zu
meiner Sache thut. Man kann ſich nicht leicht etwas
Hübſcheres denken. Während dem das Scharmützel
allmählig ausging und nur noch einzelne Würfe ge¬
wechſelt wurden, die Mädchen ihre goldenen Aepfel
ſammelten und in den Korb zurück brachten, hatte
drüben ein Knabe, wie ſpielenderweis, ein breites,
grüngeſtricktes Netz ergriffen und kurze Zeit unter
dem Waſſer gehalten; er hob es auf, und zum

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[50/0062] mehr zu ſehen. Manchmal entſtand ein förmliches Kreuzfeuer, oft ſtiegen ſie und fielen in einem hohen Bogen; kaum ging einmal einer und der andere fehl, es war, als ſtürzten ſie von ſelbſt durch eine Kraft der Anziehung in die geöffneten Finger.“ „So angenehm jedoch das Auge beſchäftigt wurde, ſo lieblich gingen für's Gehör die Melodien nebenher: ſicilianiſche Weiſen, Tänze, Saltarelli, Canzoni a ballo, ein ganzes Quodlibet, auf Guirlandenart leicht aneinander gehängt. Die jüngere Prinzeß, ein holdes unbefangenes Geſchöpf, etwa von meinem Alter, be¬ gleitete den Tact gar artig mit Kopfnicken; ihr Lächeln und die langen Wimpern ihrer Augen kann ich noch heute vor mir ſehen.“ „Nun laſſen Sie mich kürzlich den Verlauf der Poſſe noch erzählen, obſchon er weiter nichts zu meiner Sache thut. Man kann ſich nicht leicht etwas Hübſcheres denken. Während dem das Scharmützel allmählig ausging und nur noch einzelne Würfe ge¬ wechſelt wurden, die Mädchen ihre goldenen Aepfel ſammelten und in den Korb zurück brachten, hatte drüben ein Knabe, wie ſpielenderweis, ein breites, grüngeſtricktes Netz ergriffen und kurze Zeit unter dem Waſſer gehalten; er hob es auf, und zum

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/62>, abgerufen am 23.11.2024.