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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.

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einer brillanten Phantasie dem bescheidenen classischen
Mann auf die Schulter zu klopfen und zu sagen:
"Sie sind ein Tausendsasa, lieber Mozart!" Kaum
ist das Wort heraus, so geht's wie ein Lauffeuer
durch den Saal: "Was hat er ihm gesagt?" -- "Er
sey ein Tausendsasa, hat er zu ihm gesagt!" Und
alles, was da geigt und fistulirt und componirt, ist
außer sich von diesem Einen Wort; kurzum, es ist
der große Styl, der familiäre Kaiserstyl, der unnach¬
ahmliche, um welchen ich die Josephs und die Fried¬
richs von je beneidet habe, und das nie mehr als
eben jetzt, wo ich ganz in Verzweiflung bin, von
anderweitiger geistreicher Münze zufällig keinen Deut
in allen meinen Taschen anzutreffen."

Die Art, wie der Schäker dergleichen vorbrachte,
bestach immerhin und rief unausbleiblich ein Lachen
hervor.

Nun aber auf die Einladung der Hausfrau ver¬
fügte die Gesellschaft sich nach dem geschmückten run¬
den Speisesalon, aus welchem den Eintretenden ein
festlicher Blumengeruch und eine kühlere, dem Appetit
willkommene Luft entgegen wehte.

Man nahm die schicklich ausgetheilten Plätze ein,
und zwar der distinguirte Gast den feinigen dem

einer brillanten Phantaſie dem beſcheidenen claſſiſchen
Mann auf die Schulter zu klopfen und zu ſagen:
„Sie ſind ein Tauſendſaſa, lieber Mozart!“ Kaum
iſt das Wort heraus, ſo geht's wie ein Lauffeuer
durch den Saal: „Was hat er ihm geſagt?“ — „Er
ſey ein Tauſendſaſa, hat er zu ihm geſagt!“ Und
alles, was da geigt und fiſtulirt und componirt, iſt
außer ſich von dieſem Einen Wort; kurzum, es iſt
der große Styl, der familiäre Kaiſerſtyl, der unnach¬
ahmliche, um welchen ich die Joſephs und die Fried¬
richs von je beneidet habe, und das nie mehr als
eben jetzt, wo ich ganz in Verzweiflung bin, von
anderweitiger geiſtreicher Münze zufällig keinen Deut
in allen meinen Taſchen anzutreffen.“

Die Art, wie der Schäker dergleichen vorbrachte,
beſtach immerhin und rief unausbleiblich ein Lachen
hervor.

Nun aber auf die Einladung der Hausfrau ver¬
fügte die Geſellſchaft ſich nach dem geſchmückten run¬
den Speiſeſalon, aus welchem den Eintretenden ein
feſtlicher Blumengeruch und eine kühlere, dem Appetit
willkommene Luft entgegen wehte.

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[43/0055] einer brillanten Phantaſie dem beſcheidenen claſſiſchen Mann auf die Schulter zu klopfen und zu ſagen: „Sie ſind ein Tauſendſaſa, lieber Mozart!“ Kaum iſt das Wort heraus, ſo geht's wie ein Lauffeuer durch den Saal: „Was hat er ihm geſagt?“ — „Er ſey ein Tauſendſaſa, hat er zu ihm geſagt!“ Und alles, was da geigt und fiſtulirt und componirt, iſt außer ſich von dieſem Einen Wort; kurzum, es iſt der große Styl, der familiäre Kaiſerſtyl, der unnach¬ ahmliche, um welchen ich die Joſephs und die Fried¬ richs von je beneidet habe, und das nie mehr als eben jetzt, wo ich ganz in Verzweiflung bin, von anderweitiger geiſtreicher Münze zufällig keinen Deut in allen meinen Taſchen anzutreffen.“ Die Art, wie der Schäker dergleichen vorbrachte, beſtach immerhin und rief unausbleiblich ein Lachen hervor. Nun aber auf die Einladung der Hausfrau ver¬ fügte die Geſellſchaft ſich nach dem geſchmückten run¬ den Speiſeſalon, aus welchem den Eintretenden ein feſtlicher Blumengeruch und eine kühlere, dem Appetit willkommene Luft entgegen wehte. Man nahm die ſchicklich ausgetheilten Plätze ein, und zwar der diſtinguirte Gaſt den feinigen dem

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/55>, abgerufen am 22.11.2024.