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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.

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Der befand sich inzwischen bereits sehr behag¬
lich daselbst und auf das Beste unterhalten. Nach
kurzer Zeit sah er Eugenien mit ihrem Verlobten; ein
blühendes, höchst anmuthiges, inniges Wesen. Sie
war blond, ihre schlanke Gestalt in carmoisinrothe,
leuchtende Seide mit kostbaren Spitzen festlich geklei¬
det, um ihre Stirn ein weißes Band mit edlen Per¬
len. Der Baron, nur wenig älter als sie, von sanf¬
tem, offenem Charakter, schien ihrer werth in jeder
Rücksicht.

Den ersten Aufwand des Gesprächs bestritt, fast
nur zu freigebig, der gute launige Hausherr, ver¬
möge seiner etwas lauten, mit Späßen und Histör¬
chen sattsam gespickten Unterhaltungsweise. Es wur¬
den Erfrischungen gereicht, die unser Reisender im
mindesten nicht schonte.

Eines hatte den Flügel geöffnet, Figaros Hoch¬
zeit lag aufgeschlagen, und das Fräulein schickte sich
an, von dem Baron accompagnirt, die Arie Susan¬
nas in jener Gartenscene zu singen, wo wir den
Geist der süßen Leidenschaft stromweise, wie die ge¬
würzte sommerliche Abendluft, einathmen. Die feine
Röthe auf Eugeniens Wangen wich zwei Athemzüge
lang der äußersten Blässe; doch mit dem ersten Ton,

Der befand ſich inzwiſchen bereits ſehr behag¬
lich daſelbſt und auf das Beſte unterhalten. Nach
kurzer Zeit ſah er Eugenien mit ihrem Verlobten; ein
blühendes, höchſt anmuthiges, inniges Weſen. Sie
war blond, ihre ſchlanke Geſtalt in carmoiſinrothe,
leuchtende Seide mit koſtbaren Spitzen feſtlich geklei¬
det, um ihre Stirn ein weißes Band mit edlen Per¬
len. Der Baron, nur wenig älter als ſie, von ſanf¬
tem, offenem Charakter, ſchien ihrer werth in jeder
Rückſicht.

Den erſten Aufwand des Geſprächs beſtritt, faſt
nur zu freigebig, der gute launige Hausherr, ver¬
möge ſeiner etwas lauten, mit Späßen und Hiſtör¬
chen ſattſam geſpickten Unterhaltungsweiſe. Es wur¬
den Erfriſchungen gereicht, die unſer Reiſender im
mindeſten nicht ſchonte.

Eines hatte den Flügel geöffnet, Figaros Hoch¬
zeit lag aufgeſchlagen, und das Fräulein ſchickte ſich
an, von dem Baron accompagnirt, die Arie Suſan¬
nas in jener Gartenſcene zu ſingen, wo wir den
Geiſt der ſüßen Leidenſchaft ſtromweiſe, wie die ge¬
würzte ſommerliche Abendluft, einathmen. Die feine
Röthe auf Eugeniens Wangen wich zwei Athemzüge
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[39/0051] Der befand ſich inzwiſchen bereits ſehr behag¬ lich daſelbſt und auf das Beſte unterhalten. Nach kurzer Zeit ſah er Eugenien mit ihrem Verlobten; ein blühendes, höchſt anmuthiges, inniges Weſen. Sie war blond, ihre ſchlanke Geſtalt in carmoiſinrothe, leuchtende Seide mit koſtbaren Spitzen feſtlich geklei¬ det, um ihre Stirn ein weißes Band mit edlen Per¬ len. Der Baron, nur wenig älter als ſie, von ſanf¬ tem, offenem Charakter, ſchien ihrer werth in jeder Rückſicht. Den erſten Aufwand des Geſprächs beſtritt, faſt nur zu freigebig, der gute launige Hausherr, ver¬ möge ſeiner etwas lauten, mit Späßen und Hiſtör¬ chen ſattſam geſpickten Unterhaltungsweiſe. Es wur¬ den Erfriſchungen gereicht, die unſer Reiſender im mindeſten nicht ſchonte. Eines hatte den Flügel geöffnet, Figaros Hoch¬ zeit lag aufgeſchlagen, und das Fräulein ſchickte ſich an, von dem Baron accompagnirt, die Arie Suſan¬ nas in jener Gartenſcene zu ſingen, wo wir den Geiſt der ſüßen Leidenſchaft ſtromweiſe, wie die ge¬ würzte ſommerliche Abendluft, einathmen. Die feine Röthe auf Eugeniens Wangen wich zwei Athemzüge lang der äußerſten Bläſſe; doch mit dem erſten Ton,

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/51>, abgerufen am 22.11.2024.