Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.Gitterlaube öffnete, lief rund umher. Die Laube bot Das Ohr behaglich dem Geplätscher des Wassers Gitterlaube öffnete, lief rund umher. Die Laube bot Das Ohr behaglich dem Geplätſcher des Waſſers <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0040" n="28"/> Gitterlaube öffnete, lief rund umher. Die Laube bot<lb/> das angenehmſte Ruheplätzchen dar; ein kleiner Tiſch<lb/> ſtand vor der Bank und Mozart ließ ſich vorn am<lb/> Eingang nieder.</p><lb/> <p>Das Ohr behaglich dem Geplätſcher des Waſſers<lb/> hingegeben, das Aug auf einen Pomeranzenbaum von<lb/> mittlerer Größe geheftet, der außerhalb der Reihe,<lb/> einzeln, ganz dicht an ſeiner Seite auf dem Boden<lb/> ſtand und voll der ſchönſten Früchte hing, ward unſer<lb/> Freund durch dieſe Anſchauung des Südens alsbald<lb/> auf eine liebliche Erinnerung aus ſeiner Knabenzeit<lb/> geführt. Nachdenklich lächelnd reicht er hinüber nach<lb/> der nächſten Frucht, als wie um ihre herrliche Ründe,<lb/> ihre ſaftige Kühle in hohler Hand zu fühlen. Ganz<lb/> im Zuſammenhang mit jener Jugendſcene aber, die<lb/> wieder vor ihm aufgetaucht, ſtand eine längſt ver¬<lb/> wiſchte muſikaliſche Reminiscenz, auf deren unbe¬<lb/> ſtimmter Spur er ſich ein Weilchen träumeriſch er¬<lb/> ging. Jetzt glänzen ſeine Blicke, ſie irren da und<lb/> dort umher, er iſt von einem Gedanken ergriffen,<lb/> den er ſogleich eifrig verfolgt. Zerſtreut hat er zum<lb/> zweitenmal die Pomeranze angefaßt, ſie geht vom<lb/> Zweige los und bleibt ihm in der Hand. Er ſieht<lb/> und ſieht es nicht; ja ſo weit geht die künſtleriſche<lb/></p> </body> </text> </TEI> [28/0040]
Gitterlaube öffnete, lief rund umher. Die Laube bot
das angenehmſte Ruheplätzchen dar; ein kleiner Tiſch
ſtand vor der Bank und Mozart ließ ſich vorn am
Eingang nieder.
Das Ohr behaglich dem Geplätſcher des Waſſers
hingegeben, das Aug auf einen Pomeranzenbaum von
mittlerer Größe geheftet, der außerhalb der Reihe,
einzeln, ganz dicht an ſeiner Seite auf dem Boden
ſtand und voll der ſchönſten Früchte hing, ward unſer
Freund durch dieſe Anſchauung des Südens alsbald
auf eine liebliche Erinnerung aus ſeiner Knabenzeit
geführt. Nachdenklich lächelnd reicht er hinüber nach
der nächſten Frucht, als wie um ihre herrliche Ründe,
ihre ſaftige Kühle in hohler Hand zu fühlen. Ganz
im Zuſammenhang mit jener Jugendſcene aber, die
wieder vor ihm aufgetaucht, ſtand eine längſt ver¬
wiſchte muſikaliſche Reminiscenz, auf deren unbe¬
ſtimmter Spur er ſich ein Weilchen träumeriſch er¬
ging. Jetzt glänzen ſeine Blicke, ſie irren da und
dort umher, er iſt von einem Gedanken ergriffen,
den er ſogleich eifrig verfolgt. Zerſtreut hat er zum
zweitenmal die Pomeranze angefaßt, ſie geht vom
Zweige los und bleibt ihm in der Hand. Er ſieht
und ſieht es nicht; ja ſo weit geht die künſtleriſche
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