Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.des Zimmers; das Fräulein regungslos, wie eine Als Mozart mit dem überschwänglich schönen "Du fällst," versetze er, "aus deiner Rolle, des Zimmers; das Fräulein regungslos, wie eine Als Mozart mit dem überſchwänglich ſchönen „Du fällſt,“ verſetze er, „aus deiner Rolle, <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0111" n="99"/> des Zimmers; das Fräulein regungslos, wie eine<lb/> Bildſäule, und in die Sache aufgelöst auf einen<lb/> ſolchen Grad, daß ſie auch in den kurzen Zwiſchen¬<lb/> räumen, wo ſich die Theilnahme der Uebrigen be¬<lb/> ſcheiden äußerte oder die innere Bewegung ſich un¬<lb/> willkürlich mit einem Ausruf der Bewunderung Luft<lb/> machte, die von dem Bräutigam an ſie gerichteten<lb/> Worte immer nur ungenügend zu erwiedern vermochte.</p><lb/> <p>Als Mozart mit dem überſchwänglich ſchönen<lb/> Sextett geſchloſſen hatte, und nach und nach ein Ge¬<lb/> ſpräch aufkam, ſchien er vornämlich einzelne Bemer¬<lb/> kungen des Barons mit Intereſſe und Wohlgefallen<lb/> aufzunehmen. Es wurde vom Schluſſe der Oper<lb/> die Rede, ſo wie von der, vorläufig auf den Anfang<lb/> Novembers anberaumten Aufführung, und da jemand<lb/> meinte, gewiſſe Theile des Finale möchten noch eine<lb/> Rieſenaufgabe ſeyn, ſo lächelte der Meiſter mit eini¬<lb/> ger Zurückhaltung; Conſtanze aber ſagte zu der<lb/> Gräfin hin, daß er es hören mußte: „Er hat noch<lb/> was in petto, womit er geheim thut, auch vor mir.“</p><lb/> <p>„Du fällſt,“ verſetze er, „aus deiner Rolle,<lb/> Schatz, daß du das jetzt zur Sprache bringſt; wenn<lb/> ich nun Luſt bekäme, von Neuem anzufangen? und<lb/> in der That, es juckt mich ſchon.“<lb/></p> </body> </text> </TEI> [99/0111]
des Zimmers; das Fräulein regungslos, wie eine
Bildſäule, und in die Sache aufgelöst auf einen
ſolchen Grad, daß ſie auch in den kurzen Zwiſchen¬
räumen, wo ſich die Theilnahme der Uebrigen be¬
ſcheiden äußerte oder die innere Bewegung ſich un¬
willkürlich mit einem Ausruf der Bewunderung Luft
machte, die von dem Bräutigam an ſie gerichteten
Worte immer nur ungenügend zu erwiedern vermochte.
Als Mozart mit dem überſchwänglich ſchönen
Sextett geſchloſſen hatte, und nach und nach ein Ge¬
ſpräch aufkam, ſchien er vornämlich einzelne Bemer¬
kungen des Barons mit Intereſſe und Wohlgefallen
aufzunehmen. Es wurde vom Schluſſe der Oper
die Rede, ſo wie von der, vorläufig auf den Anfang
Novembers anberaumten Aufführung, und da jemand
meinte, gewiſſe Theile des Finale möchten noch eine
Rieſenaufgabe ſeyn, ſo lächelte der Meiſter mit eini¬
ger Zurückhaltung; Conſtanze aber ſagte zu der
Gräfin hin, daß er es hören mußte: „Er hat noch
was in petto, womit er geheim thut, auch vor mir.“
„Du fällſt,“ verſetze er, „aus deiner Rolle,
Schatz, daß du das jetzt zur Sprache bringſt; wenn
ich nun Luſt bekäme, von Neuem anzufangen? und
in der That, es juckt mich ſchon.“
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