Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Erstes Liebeslied eines Mädchens. Was im Netze? Schau einmal! Aber ich bin bange; Greif' ich einen süßen Aal? Greif' ich eine Schlange? Lieb' ist blinde Fischerin; Sagt dem Kinde, Wo greift's hin? Schon schnellt mir's in Händen! Ach Jammer! o Lust! Mit Schmiegen und Wenden Mir schlüpft's an die Brust. Es beißt sich, o Wunder! Mir keck durch die Haut, Schießt's Herze hinunter, O Liebe! mir graut! Was thun, was beginnen?
Das schaurige Ding, Es schnalzet da drinnen, Es legt sich im Ring. Erſtes Liebeslied eines Mädchens. Was im Netze? Schau einmal! Aber ich bin bange; Greif' ich einen ſuͤßen Aal? Greif' ich eine Schlange? Lieb' iſt blinde Fiſcherin; Sagt dem Kinde, Wo greift's hin? Schon ſchnellt mir's in Haͤnden! Ach Jammer! o Luſt! Mit Schmiegen und Wenden Mir ſchluͤpft's an die Bruſt. Es beißt ſich, o Wunder! Mir keck durch die Haut, Schießt's Herze hinunter, O Liebe! mir graut! Was thun, was beginnen?
Das ſchaurige Ding, Es ſchnalzet da drinnen, Es legt ſich im Ring. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="38"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Erſtes Liebeslied eines Mädchens.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was im Netze? Schau einmal!</l><lb/> <l>Aber ich bin bange;</l><lb/> <l>Greif' ich einen ſuͤßen Aal?</l><lb/> <l>Greif' ich eine Schlange?</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Lieb' iſt blinde</l><lb/> <l>Fiſcherin;</l><lb/> <l>Sagt dem Kinde,</l><lb/> <l>Wo greift's hin?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Schon ſchnellt mir's in Haͤnden!</l><lb/> <l>Ach Jammer! o Luſt!</l><lb/> <l>Mit Schmiegen und Wenden</l><lb/> <l>Mir ſchluͤpft's an die Bruſt.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Es beißt ſich, o Wunder!</l><lb/> <l>Mir keck durch die Haut,</l><lb/> <l>Schießt's Herze hinunter,</l><lb/> <l>O Liebe! mir graut!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Was thun, was beginnen?</l><lb/> <l>Das ſchaurige Ding,</l><lb/> <l>Es ſchnalzet da drinnen,</l><lb/> <l>Es legt ſich im Ring.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [38/0054]
Erſtes Liebeslied eines Mädchens.
Was im Netze? Schau einmal!
Aber ich bin bange;
Greif' ich einen ſuͤßen Aal?
Greif' ich eine Schlange?
Lieb' iſt blinde
Fiſcherin;
Sagt dem Kinde,
Wo greift's hin?
Schon ſchnellt mir's in Haͤnden!
Ach Jammer! o Luſt!
Mit Schmiegen und Wenden
Mir ſchluͤpft's an die Bruſt.
Es beißt ſich, o Wunder!
Mir keck durch die Haut,
Schießt's Herze hinunter,
O Liebe! mir graut!
Was thun, was beginnen?
Das ſchaurige Ding,
Es ſchnalzet da drinnen,
Es legt ſich im Ring.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/54>, abgerufen am 22.07.2024. |