Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Jezt öffnet der See das grünspiegelnde Thor; Gib Acht, nun tauchen sie nieder! Es schwankt eine lebende Treppe hervor, Und -- drunten schon summen die Lieder. Hörst du? Sie singen ihn unten zur Ruh. Die Wasser, wie lieblich sie brennen und glühn! Sie spielen in grünendem Feuer; Es geisten die Nebel am Ufer dahin, Zum Meere verzieht sich der Weiher. Nur still: Ob dort sich nichts rühren will? Es zuckt in der Mitten -- o Himmel! ach hilf! Ich glaube, sie nahen, sie kommen! Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf; Nur hurtig, die Flucht nur genommen! Davon! Sie wittern, sie haschen mich schon! 3 *
Jezt oͤffnet der See das gruͤnſpiegelnde Thor; Gib Acht, nun tauchen ſie nieder! Es ſchwankt eine lebende Treppe hervor, Und — drunten ſchon ſummen die Lieder. Hoͤrſt du? Sie ſingen ihn unten zur Ruh. Die Waſſer, wie lieblich ſie brennen und gluͤhn! Sie ſpielen in gruͤnendem Feuer; Es geiſten die Nebel am Ufer dahin, Zum Meere verzieht ſich der Weiher. Nur ſtill: Ob dort ſich nichts ruͤhren will? Es zuckt in der Mitten — o Himmel! ach hilf! Ich glaube, ſie nahen, ſie kommen! Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf; Nur hurtig, die Flucht nur genommen! Davon! Sie wittern, ſie haſchen mich ſchon! 3 *
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Jezt oͤffnet der See das gruͤnſpiegelnde Thor;
Gib Acht, nun tauchen ſie nieder!
Es ſchwankt eine lebende Treppe hervor,
Und — drunten ſchon ſummen die Lieder.
Hoͤrſt du?
Sie ſingen ihn unten zur Ruh.
Die Waſſer, wie lieblich ſie brennen und gluͤhn!
Sie ſpielen in gruͤnendem Feuer;
Es geiſten die Nebel am Ufer dahin,
Zum Meere verzieht ſich der Weiher.
Nur ſtill:
Ob dort ſich nichts ruͤhren will?
Es zuckt in der Mitten — o Himmel! ach hilf!
Ich glaube, ſie nahen, ſie kommen!
Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf;
Nur hurtig, die Flucht nur genommen!
Davon!
Sie wittern, ſie haſchen mich ſchon!
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