Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Und fähret über die Berge, Den Jüngling mitten inn', Und fort bis wo der Pfeffer wächst -- O du Knabe, wie ist dir zu Sinn? Und als er sich besonnen, Lag er im grünen Gras, Gar hoch auf einer Heiden, Die Liebste bei ihm saß. Ein Teppich ist gebreitet, Köstlich gewirket, bunt, Darauf ein lustig Essen In blankem Silber stund. Und als er sich die Augen reibt Und schaut sich um und an, Ist sie wie eine Prinzessin schön, Wie ein Prinz er angethan. Sie sieht ihn an so schelmisch, Sie schenkt ihm lieblich ein, Er will nicht weiter trinken, Legt sich zur Buhlin sein. Da ging es an ein Küssen,
Er kriegt nicht satt an ihr: Fürwahr ihr güldner Gürtel wär' Zu Schaden kommen schier. Und faͤhret uͤber die Berge, Den Juͤngling mitten inn', Und fort bis wo der Pfeffer waͤchst — O du Knabe, wie iſt dir zu Sinn? Und als er ſich beſonnen, Lag er im gruͤnen Gras, Gar hoch auf einer Heiden, Die Liebſte bei ihm ſaß. Ein Teppich iſt gebreitet, Koͤſtlich gewirket, bunt, Darauf ein luſtig Eſſen In blankem Silber ſtund. Und als er ſich die Augen reibt Und ſchaut ſich um und an, Iſt ſie wie eine Prinzeſſin ſchoͤn, Wie ein Prinz er angethan. Sie ſieht ihn an ſo ſchelmiſch, Sie ſchenkt ihm lieblich ein, Er will nicht weiter trinken, Legt ſich zur Buhlin ſein. Da ging es an ein Kuͤſſen,
Er kriegt nicht ſatt an ihr: Fuͤrwahr ihr guͤldner Guͤrtel waͤr' Zu Schaden kommen ſchier. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0048" n="32"/> <lg n="36"> <l>Und faͤhret uͤber die Berge,</l><lb/> <l>Den Juͤngling mitten inn',</l><lb/> <l>Und fort bis wo der Pfeffer waͤchst —</l><lb/> <l>O du Knabe, wie iſt dir zu Sinn?</l><lb/> </lg> <lg n="37"> <l>Und als er ſich beſonnen,</l><lb/> <l>Lag er im gruͤnen Gras,</l><lb/> <l>Gar hoch auf einer Heiden,</l><lb/> <l>Die Liebſte bei ihm ſaß.</l><lb/> </lg> <lg n="38"> <l>Ein Teppich iſt gebreitet,</l><lb/> <l>Koͤſtlich gewirket, bunt,</l><lb/> <l>Darauf ein luſtig Eſſen</l><lb/> <l>In blankem Silber ſtund.</l><lb/> </lg> <lg n="39"> <l>Und als er ſich die Augen reibt</l><lb/> <l>Und ſchaut ſich um und an,</l><lb/> <l>Iſt ſie wie eine Prinzeſſin ſchoͤn,</l><lb/> <l>Wie ein Prinz er angethan.</l><lb/> </lg> <lg n="40"> <l>Sie ſieht ihn an ſo ſchelmiſch,</l><lb/> <l>Sie ſchenkt ihm lieblich ein,</l><lb/> <l>Er will nicht weiter trinken,</l><lb/> <l>Legt ſich zur Buhlin ſein.</l><lb/> </lg> <lg n="41"> <l>Da ging es an ein Kuͤſſen,</l><lb/> <l>Er kriegt nicht ſatt an ihr:</l><lb/> <l>Fuͤrwahr ihr guͤldner Guͤrtel waͤr'</l><lb/> <l>Zu Schaden kommen ſchier.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [32/0048]
Und faͤhret uͤber die Berge,
Den Juͤngling mitten inn',
Und fort bis wo der Pfeffer waͤchst —
O du Knabe, wie iſt dir zu Sinn?
Und als er ſich beſonnen,
Lag er im gruͤnen Gras,
Gar hoch auf einer Heiden,
Die Liebſte bei ihm ſaß.
Ein Teppich iſt gebreitet,
Koͤſtlich gewirket, bunt,
Darauf ein luſtig Eſſen
In blankem Silber ſtund.
Und als er ſich die Augen reibt
Und ſchaut ſich um und an,
Iſt ſie wie eine Prinzeſſin ſchoͤn,
Wie ein Prinz er angethan.
Sie ſieht ihn an ſo ſchelmiſch,
Sie ſchenkt ihm lieblich ein,
Er will nicht weiter trinken,
Legt ſich zur Buhlin ſein.
Da ging es an ein Kuͤſſen,
Er kriegt nicht ſatt an ihr:
Fuͤrwahr ihr guͤldner Guͤrtel waͤr'
Zu Schaden kommen ſchier.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/48>, abgerufen am 16.02.2025. |