Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Der Kanonier. (Mit einer Zeichnung.) Auf der Erde begegneten sich die Schaaren des Himmels Und der Höllen; es kommt eben zur förmlichen Schlacht. Vorn am Hügel steht ein Teufel bei der Kanone; Sein stets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei. (Etwas phantastisch geformt ist der Feuerschlund, Flügel des Drachen, Statt der Räder, stehn hüben und drüben empor: Denn man braucht dies Geschütz zuweilen über den Wolken Bei Blokaden, da fliegt es durch die höllische Kunst.) Aber der Kerl ist feige; denn während langsam der Schweif sich Nach dem Zündloch bewegt, hält er die Ohren sich zu, Seitwärts über die Achsel nur schielend, jetzo die Augen Fest zudrückend: Tupf! folgt der entsetzliche Knall. Der Kanonier. (Mit einer Zeichnung.) Auf der Erde begegneten ſich die Schaaren des Himmels Und der Hoͤllen; es kommt eben zur foͤrmlichen Schlacht. Vorn am Huͤgel ſteht ein Teufel bei der Kanone; Sein ſtets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei. (Etwas phantaſtiſch geformt iſt der Feuerſchlund, Fluͤgel des Drachen, Statt der Raͤder, ſtehn huͤben und druͤben empor: Denn man braucht dies Geſchuͤtz zuweilen uͤber den Wolken Bei Blokaden, da fliegt es durch die hoͤlliſche Kunſt.) Aber der Kerl iſt feige; denn waͤhrend langſam der Schweif ſich Nach dem Zuͤndloch bewegt, haͤlt er die Ohren ſich zu, Seitwaͤrts uͤber die Achſel nur ſchielend, jetzo die Augen Feſt zudruͤckend: Tupf! folgt der entſetzliche Knall. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="205" facs="#f0221"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b #g">Der Kanonier.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">(Mit einer Zeichnung.)</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Auf der Erde begegneten ſich die Schaaren des Himmels</l><lb/> <l>Und der Hoͤllen; es kommt eben zur foͤrmlichen Schlacht.</l><lb/> <l>Vorn am Huͤgel ſteht ein Teufel bei der Kanone;</l><lb/> <l>Sein ſtets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei.</l><lb/> <l>(Etwas phantaſtiſch geformt iſt der Feuerſchlund, Fluͤgel<lb/><hi rendition="#et">des Drachen,</hi></l><lb/> <l>Statt der Raͤder, ſtehn huͤben und druͤben empor:</l><lb/> <l>Denn man braucht dies Geſchuͤtz zuweilen uͤber den Wolken</l><lb/> <l>Bei Blokaden, da fliegt es durch die hoͤlliſche Kunſt.)</l><lb/> <l>Aber der Kerl iſt feige; denn waͤhrend langſam der<lb/><hi rendition="#et">Schweif ſich</hi></l><lb/> <l>Nach dem Zuͤndloch bewegt, haͤlt er die Ohren ſich zu,</l><lb/> <l>Seitwaͤrts uͤber die Achſel nur ſchielend, jetzo die Augen</l><lb/> <l>Feſt zudruͤckend: Tupf! folgt der entſetzliche Knall.</l><lb/> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </body> </text> </TEI> [205/0221]
Der Kanonier.
(Mit einer Zeichnung.)
Auf der Erde begegneten ſich die Schaaren des Himmels
Und der Hoͤllen; es kommt eben zur foͤrmlichen Schlacht.
Vorn am Huͤgel ſteht ein Teufel bei der Kanone;
Sein ſtets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei.
(Etwas phantaſtiſch geformt iſt der Feuerſchlund, Fluͤgel
des Drachen,
Statt der Raͤder, ſtehn huͤben und druͤben empor:
Denn man braucht dies Geſchuͤtz zuweilen uͤber den Wolken
Bei Blokaden, da fliegt es durch die hoͤlliſche Kunſt.)
Aber der Kerl iſt feige; denn waͤhrend langſam der
Schweif ſich
Nach dem Zuͤndloch bewegt, haͤlt er die Ohren ſich zu,
Seitwaͤrts uͤber die Achſel nur ſchielend, jetzo die Augen
Feſt zudruͤckend: Tupf! folgt der entſetzliche Knall.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/221 |
Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/221>, abgerufen am 04.03.2025. |