Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Lammwirths Klagelied. Da droben auf dem Markte Spazier' ich auf und ab, Den ganzen lieben langen Tag, Und schaue die Straße hinab. Es steht ein Regenbogen Wohl über jenem Haus, Mein Schild ist eingezogen, Ein andrer hangt heraus! Heraus hangt über der Thüre Ein Hahn mit rothem Kamm; Als ich die Wirthschaft führte, War es ein güldenes Lamm. Mein Schäflein wohl zu scheeren, Ich sparte keine Müh', Ich bin herunter gekommen, Und weiß doch selber nicht, wie. Nun läuft es mit Köchen und Kellnern
Im ganzen Hause so voll, Ich weiß nicht, wem ich von Allen Zuerst den Hals brechen soll. Lammwirths Klagelied. Da droben auf dem Markte Spazier' ich auf und ab, Den ganzen lieben langen Tag, Und ſchaue die Straße hinab. Es ſteht ein Regenbogen Wohl uͤber jenem Haus, Mein Schild iſt eingezogen, Ein andrer hangt heraus! Heraus hangt uͤber der Thuͤre Ein Hahn mit rothem Kamm; Als ich die Wirthſchaft fuͤhrte, War es ein guͤldenes Lamm. Mein Schaͤflein wohl zu ſcheeren, Ich ſparte keine Muͤh', Ich bin herunter gekommen, Und weiß doch ſelber nicht, wie. Nun laͤuft es mit Koͤchen und Kellnern
Im ganzen Hauſe ſo voll, Ich weiß nicht, wem ich von Allen Zuerſt den Hals brechen ſoll. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="203" facs="#f0219"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Lammwirths Klagelied.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>a droben auf dem Markte</l><lb/> <l>Spazier' ich auf und ab,</l><lb/> <l>Den ganzen lieben langen Tag,</l><lb/> <l>Und ſchaue die Straße hinab.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Es ſteht ein Regenbogen</l><lb/> <l>Wohl uͤber jenem Haus,</l><lb/> <l>Mein Schild iſt eingezogen,</l><lb/> <l>Ein andrer hangt heraus!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Heraus hangt uͤber der Thuͤre</l><lb/> <l>Ein Hahn mit rothem Kamm;</l><lb/> <l>Als ich die Wirthſchaft fuͤhrte,</l><lb/> <l>War es ein guͤldenes Lamm.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Mein Schaͤflein wohl zu ſcheeren,</l><lb/> <l>Ich ſparte keine Muͤh',</l><lb/> <l>Ich bin herunter gekommen,</l><lb/> <l>Und weiß doch ſelber nicht, wie.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Nun laͤuft es mit Koͤchen und Kellnern</l><lb/> <l>Im ganzen Hauſe ſo voll,</l><lb/> <l>Ich weiß nicht, wem ich von Allen</l><lb/> <l>Zuerſt den Hals brechen ſoll.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [203/0219]
Lammwirths Klagelied.
Da droben auf dem Markte
Spazier' ich auf und ab,
Den ganzen lieben langen Tag,
Und ſchaue die Straße hinab.
Es ſteht ein Regenbogen
Wohl uͤber jenem Haus,
Mein Schild iſt eingezogen,
Ein andrer hangt heraus!
Heraus hangt uͤber der Thuͤre
Ein Hahn mit rothem Kamm;
Als ich die Wirthſchaft fuͤhrte,
War es ein guͤldenes Lamm.
Mein Schaͤflein wohl zu ſcheeren,
Ich ſparte keine Muͤh',
Ich bin herunter gekommen,
Und weiß doch ſelber nicht, wie.
Nun laͤuft es mit Koͤchen und Kellnern
Im ganzen Hauſe ſo voll,
Ich weiß nicht, wem ich von Allen
Zuerſt den Hals brechen ſoll.
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/219>, abgerufen am 03.03.2025. |