Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Nun sitzen sie steif wie Professorsleut' da, Und lassen das Glas unberührt, Wir Herren vom Humpen sind ihnen zu nah': Man hat sich leicht compromittirt. Nur ruhig, und kehrt euch noch gar nicht an sie! Die führen ihr Müthlein im Sack; Es ist nur erlogene Pedanterie, Sie sind das versoffenste Pack. Inzwischen, mein schönes, schwarzaugiges Kind, Komm, sing' uns was Lustiges vor! Das Mädchen. Das kann ja geschehen; die Herren dann sind So gütig und machen den Chor. (Dieselbe fährt fort mit der Zither:) -- Mein Vater, der hatte drei Krebse zum Schild, Da sprachen die Leute nicht ein: Nun führt er den scheckigen Narren im Bild, Er selber trinkt aber den Wein. Chor. Heida! sa sa! Er selber trinkt aber den Wein. Mädchen. Auch seht ihr ja wohl, wie so herrlich das lauft,
Man denkt, es wär Kirmeß im Haus; Und wenn man uns Betten und Stühle verkauft, Wir lachen die Leute noch aus. Nun ſitzen ſie ſteif wie Profeſſorsleut' da, Und laſſen das Glas unberuͤhrt, Wir Herren vom Humpen ſind ihnen zu nah': Man hat ſich leicht compromittirt. Nur ruhig, und kehrt euch noch gar nicht an ſie! Die fuͤhren ihr Muͤthlein im Sack; Es iſt nur erlogene Pedanterie, Sie ſind das verſoffenſte Pack. Inzwiſchen, mein ſchoͤnes, ſchwarzaugiges Kind, Komm, ſing' uns was Luſtiges vor! Das Maͤdchen. Das kann ja geſchehen; die Herren dann ſind So guͤtig und machen den Chor. (Dieſelbe faͤhrt fort mit der Zither:) — Mein Vater, der hatte drei Krebſe zum Schild, Da ſprachen die Leute nicht ein: Nun fuͤhrt er den ſcheckigen Narren im Bild, Er ſelber trinkt aber den Wein. Chor. Heida! ſa ſa! Er ſelber trinkt aber den Wein. Maͤdchen. Auch ſeht ihr ja wohl, wie ſo herrlich das lauft,
Man denkt, es waͤr Kirmeß im Haus; Und wenn man uns Betten und Stuͤhle verkauft, Wir lachen die Leute noch aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0188" n="172"/> <lg n="6"> <l>Nun ſitzen ſie ſteif wie Profeſſorsleut' da,</l><lb/> <l>Und laſſen das Glas unberuͤhrt,</l><lb/> <l>Wir Herren vom Humpen ſind ihnen zu nah':</l><lb/> <l>Man hat ſich leicht compromittirt.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Nur ruhig, und kehrt euch noch gar nicht an ſie!</l><lb/> <l>Die fuͤhren ihr Muͤthlein im Sack;</l><lb/> <l>Es iſt nur erlogene Pedanterie,</l><lb/> <l>Sie ſind das verſoffenſte Pack.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Inzwiſchen, mein ſchoͤnes, ſchwarzaugiges Kind,</l><lb/> <l>Komm, ſing' uns was Luſtiges vor!</l><lb/> </lg> </lg> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Das Maͤdchen.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>Das kann ja geſchehen; die Herren dann ſind</l><lb/> <l>So guͤtig und machen den Chor.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c">(Dieſelbe faͤhrt fort mit der Zither:)</p><lb/> <lg type="poem"> <l>— Mein Vater, der hatte drei Krebſe zum Schild,</l><lb/> <l>Da ſprachen die Leute nicht ein:</l><lb/> <l>Nun fuͤhrt er den ſcheckigen Narren im Bild,</l><lb/> <l>Er ſelber trinkt aber den Wein.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>Heida! ſa ſa!</l><lb/> <l>Er ſelber trinkt aber den Wein.</l><lb/> </lg> <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Maͤdchen.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>Auch ſeht ihr ja wohl, wie ſo herrlich das lauft,</l><lb/> <l>Man denkt, es waͤr Kirmeß im Haus;</l><lb/> <l>Und wenn man uns Betten und Stuͤhle verkauft,</l><lb/> <l>Wir lachen die Leute noch aus.</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [172/0188]
Nun ſitzen ſie ſteif wie Profeſſorsleut' da,
Und laſſen das Glas unberuͤhrt,
Wir Herren vom Humpen ſind ihnen zu nah':
Man hat ſich leicht compromittirt.
Nur ruhig, und kehrt euch noch gar nicht an ſie!
Die fuͤhren ihr Muͤthlein im Sack;
Es iſt nur erlogene Pedanterie,
Sie ſind das verſoffenſte Pack.
Inzwiſchen, mein ſchoͤnes, ſchwarzaugiges Kind,
Komm, ſing' uns was Luſtiges vor!
Das Maͤdchen.
Das kann ja geſchehen; die Herren dann ſind
So guͤtig und machen den Chor.
(Dieſelbe faͤhrt fort mit der Zither:)
— Mein Vater, der hatte drei Krebſe zum Schild,
Da ſprachen die Leute nicht ein:
Nun fuͤhrt er den ſcheckigen Narren im Bild,
Er ſelber trinkt aber den Wein.
Chor.
Heida! ſa ſa!
Er ſelber trinkt aber den Wein.
Maͤdchen.
Auch ſeht ihr ja wohl, wie ſo herrlich das lauft,
Man denkt, es waͤr Kirmeß im Haus;
Und wenn man uns Betten und Stuͤhle verkauft,
Wir lachen die Leute noch aus.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/188 |
Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/188>, abgerufen am 16.02.2025. |